MARCEL LÄMMERHIRT
Nach seiner Zeit als Schreiner in Eisenach wollte Marcel Lämmerhirt etwas anderes machen. Die Berge und die Natur hatten es ihm schon immer angetan und so zog es ihn mit Freunden ins österreichische Lech am Arlberg, wo er als Saisonarbeiter jobbte und seiner Leidenschaft nachgehen konnte, dem Snowboarden. Damals fotografierte er seine Freunde auf dem Snowboard und war fest entschlossen, sein Hobby zum Beruf zu machen.
Marcel mietete ein altes Bauernhaus am Arlberg und lud einige Top-Athleten aus der Szene zu sich ein. Viele Snowboard- und Ski-Teams aus der ganzen Welt reisten an, um sich von ihm fotografieren zu lassen. Dann ging alles ganz schnell: Durch die geknüpften Kontakte und die daraus resultierenden Veröffentlichungen in Magazinen wurde Marcel schnell bekannt und ein gefragter Fotograf in der Szene. Seine ersten großen Aufträge bekam er in Neuseeland und Japan und im Laufe der Zeit wurde auch Red Bull auf seine Bilder aufmerksam. Seitdem hat sich das Spektrum der Sportarten, auf die sich Marcel beim Fotografieren konzentriert, rasant vergrößert und er ist aus der Outdoor- und Extremsport-Szene nicht mehr wegzudenken.
Mittlerweile steht Marcel nicht mehr nur hinter der Kamera, sondern gibt seine umfassenden Erfahrungen in Fotoworkshops und öffentlichen Vorträgen weiter. Außerdem agiert er erfolgreich als Produzent und Director of Photography für Werbefilme, wobei er natürlich seinem Hauptthema, dem Actionsport, treu bleibt.
Marcels Equipment
Am allerwichtigsten für mich ist es, dass ich mich vollkommen auf das Equipment verlassen kann. Egal ob es meine Bekleidung, der Rucksack, die Speicherkarten oder mein Fotoequipment ist. Es gibt Momente, bei denen alles auf den Punkt passen muss und es wäre unverzeihlich wenn mein „Werkzeug“ dann streiken würde.
Diese Kamera vereint alle Eigenschaften, die ich benötige. Ca. 80 Prozent meiner Arbeiten wurden mit ihr bis dato fotografiert. Auch bei den schwierigsten Wetterbedingungen lässt sie mich nie im Stich. Ob es die Robustheit, der Dynamikumfang, der Autofokus, die Schärfe der Bilder oder das Arbeiten mit hoher ISO ist: Diese Kamera lässt für mich keine Wünsche offen.
Vor allem die Handlichkeit und das geringe Gewicht sind für mich die Top-Gründe, sie einzupacken. Und auch in den Bereichen Bildqualität, Autofokus oder Fotografieren mit hoher ISO braucht sie sich nicht zu verstecken. Die Möglichkeit, geräuschlos zu fotografieren, ist auch ein tolles Feature der Z-Serie. Der helle elektronische Sucher bei dunklem Umgebungslicht ist beispiellos. Vorteilhaft ist außerdem, dass die Bilder direkt von der Kamera via SnapBridge auf mein Smartphone geladen werden können. Es geht problemlos und schnell. Eine rundum tolle Kamera.
AF-S NIKKOR 105 mm 1:1,4E ED
Dieses Objektiv möchte ich in meiner Ausrüstung nicht mehr missen. Außerhalb des Actionsports fotografiere ich auch viel im Lifestyle- und Katalogbereich. Für eine Festbrennweite ist der Autofokus so unschlagbar schnell, dass es kaum zu glauben ist. Die Schärfe und das Bokeh des Objektivs ist der absolute Wahnsinn.
AF-S NIKKOR 35 mm 1:1,4G
Auch dieses Objektiv ist auf meiner Liste der Lieblingsobjektive. Oft fotografiere ich den ganzen Tag nur mit dieser Brennweite, dabei meistens mit offener Blende von 1,4 bis 1,6. Die Schärfe bzw. gewollte Unschärfe mit dem tollen Bokeh lässt mein Fotografenherz höherschlagen. Die 35 mm des Objektivs gelten auch als Reportagebrennweite.
AF-S NIKKOR 14-24 mm 1:2,8G ED
Ich bin ein Fan der Weitwinkel und greife bei Sport- und Landschaftsaufnahmen sehr oft zu diesem Objektiv. Auch bei 14 mm ist die Verzeichnung sehr gering, wenn man den Bildwinkel richtig hält. Ein wirklich großartiges Objektiv.
AF-S NIKKOR 24-70 mm 1:2,8E ED VR
Mit diesem Objektiv habe ich bis vor zwei Jahren noch die meisten Bilder meines gesamten Portfolios gemacht. Da gibt es glaube ich nicht mehr zu sagen.
Marcels Foto-Tipps
Blitzfotografie
In der Natur arbeite ich gerne mit Blitzanlagen, um dem jeweiligen Sport einen stärkeren Look zu geben. Dabei muss man auf einiges achten:
Als Erstes wähle ich den Ort und den richtigen Zeitpunkt (Sonnenstand) aus. Bei der ersten Testbelichtung achte ich nur auf das Umgebungslicht. Ich fange grundsätzlich mit ISO 100, 1/250 s, an, die Blende stelle ich dann so ein, dass das Bild um ein bis zwei Blenden dunkler wird. Erst jetzt schalte ich die Blitzanlage ein und teste jeden Blitzkopf einzeln. Dadurch sehe ich, welcher Blitzkopf was für ein Licht wirft. Dabei ändere ich die jeweiligen Blitzstärken der Köpfe und positioniere sie so, wie ich es gerne hätte. Ganz wichtig ist auch die richtige Auswahl der Lichtformer.
Mit dem Kameraequipment vom Kalten ins Warme gehen
Ich bin im Winter sehr oft für viele Stunden im Freien, um meine Fotos zu machen. Dabei herrschen nicht selten Temperaturen von bis zu −15 Grad. Die Kameras und Objektive kühlen dabei drastisch ab. Wenn ich wieder hinunter ins Tal fahre und ins Warme komme, lasse ich meine Fototasche für mindestens zwei Stunden geschlossen. Die Karten habe ich dann bereits am Berg herausgenommen und kann mit den Bildern schon arbeiten. Später öffne ich die Tasche, lasse aber die Kameras und Objektive eine weitere Stunde im Rucksack. Erst dann wird das Equipment herausgenommen, mit dem Handtuch gut abgetrocknet und über Nacht offen liegen gelassen. Wenn ihr es nicht so macht und die Kameras gleich herausnehmt, passiert genau das, was Brillenträger häufig erleben, wenn sie vom Kalten ins Warme kommen – das Glas beschlägt. Der Unterschied bei den Objektiven ist, dass das Kondenswasser teilweise durch die Kapillarwirkung zwischen den Linsen beschlägt und man jetzt viel länger braucht, bis dieser Fleck, der meistens in der Mitte der Linse entsteht, wieder weg ist. Das kann bis zu einem Tag dauern. Ist mir leider auch schon passiert.
Sequenzaufnahmen
Wenn ich Sequenzen, zum Beispiel von einem Sprung eines Snowboarders, mache, stellt sich mir die Frage: Wie fotografiere ich sie? Es gibt einige Möglichkeiten. Zwei möchte ich kurz erklären.
Die einfachste Art, eine Sequenz (burst mode) zu fotografieren, ist, die Kamera auf einem Stativ zu befestigen und den Kameraausschnitt so zu positionieren, dass die Anfahrt und der Landehang komplett zu überblicken sind. Es ist wichtig zu sehen, wie der Snowboarder landet und weiterfährt. Einige machen den Fehler und fotografieren so, dass man nicht sieht, ob die Landung gut war. Wenn der Kamerawinkel eingestellt ist, wird der Fokus manuell auf den Absprung scharf gestellt und verriegelt. Die Belichtung muss natürlich stimmen. Ich würde etwa Blende 8 einstellen oder größer, somit bleibt der gesamte Sprung auch scharf. Ihr solltet schneller als 1/2.000 s belichten, denn sonst kann es sein, dass auch hier der Fahrer unscharf wird. Ich stelle die Kamera so ein, dass sie ca. acht Bilder pro Sekunde macht. Der Fahrer fährt nun an und springt durch meinen Bildausschnitt. Am Ende habe ich ca. 30–40 Aufnahmen. Die werden später so ausgewählt, dass sich die Fahrer beim Zusammenbauen der Sequenz nicht überschneiden. Dadurch, dass ich auf dem Stativ fotografiert habe, ist es nun einfach, das Bild zusammenzubauen. Ich nehme das erste Bild als Grundbild, lege das zweite Bild in Photoshop als zweite Ebene an und maskiere diese Ebene schwarz. Anschließend nehme ich den Pinsel und radiere den Fahrer wieder rein. Jetzt habe ich schon zwei Fahrer in einem Bild. Dieser Vorgang wird dann fortgesetzt, bis die Sequenz fertig ist.
Die zweite Möglichkeit ist, die Sequenz aus der Hand im Hochformat zu fotografieren. Dadurch komme ich näher an die Action heran und durch das Tele, das ich jetzt benutze, rückt der Hintergrund, evtl. eine Bergkette, noch mehr nach vorn. Der Look des Bildes ist nun ein anderer. Beim Zusammenbauen wird es nun etwas schwieriger, da ich mich auch bewegt habe während der Aufnahme. Ich nehme jetzt vier Bilder aus der gesamten Sequenz, die Anfang und Ende des Sprungs zeigen, und baue sie zusammen. Später retuschiere ich manuell die fehlenden Fahrer der Sequenz ins Bild. Das kann schon ein bisschen dauern, aber es lohnt sich.