MIT DER NIKON D5 AN DIE GRENZEN GEHEN: WIE PROFIS DIE HERAUSFORDERUNGEN DER SPORTFOTOGRAFIE MEISTERN

Freitag, 30. August 2019

Sportfotografie ist nicht nur eines der anspruchsvollsten Foto-Genres, sie ist auch das mit dem härtesten Konkurrenzkampf zwischen Fotografen. Wir sprechen mit drei Nikon-Profis, um herauszufinden, was sie von ihrer D5 verlangen und ob Spiegellos für sie eine Option ist.

Ob Regen, Hagel oder Schnee: Die Spiele gehen weiter und Sportfotografen sind immer mittendrin. Sie sind ständig unterwegs. Und wenn sie Großveranstaltungen fotografieren, schleppen sie den ganzen Tag schwere Objektive oft kilometerweit, bei extremer Hitze und bei Kälte. Abgesehen von den körperlichen Herausforderungen gibt es auch jede Menge fotografischer. Am Veranstaltungsort haben sie es potenziell mit wechselndem Licht zu tun, von Kunstlicht über Schatten bis hin zu Sonnenschein – oder einer Kombination aus allen drei. Zudem können sie bei großen Veranstaltungen selten selbst ihre Aufnahmeposition wählen, sodass die größte Herausforderung eine ganz besondere ist: trotz gleicher Perspektive eine bessere Aufnahme zu machen als alle anderen, die neben einem stehen.

Nikon D5 + AF-S NIKKOR 24-70mm f/2.8G ED | 38mm | f/5 | 1/3.200 s | ISO 400 © Joel Marklund / Bildbyrån

Joel Marklund

Der Nikon-Ambassador Joel Marklund aus Schweden hat schon so ziemlich alles fotografiert: internationale Tennisturniere, Schwimmen, Fußball und die Olympischen Spiele. Ihm ist vor allem wichtig, dass er seiner Kamera vertrauen kann – und das hat ihm seine D5 schon oft bewiesen. „Natürlich muss die Kamera schnell und zuverlässig sein, der Autofokus muss extrem zuverlässig sein und ich muss wissen, dass die Kamera bei allen Wetterbedingungen funktioniert – von der Wüste bis zur Arktis. Sie darf mich einfach nicht im Stich lassen! Die D5 ist so gebaut, dass sie unter allen Bedingungen funktioniert.“

Selbst wenn man die Gegebenheiten vor Ort im Griff hat, muss man noch die Eigenheiten der Athleten bedenken. Joel ist bekannt für seine sorgfältige Vorab-Recherche. So kann er sich schon vorher das Bild im Kopf vorstellen, dass er machen will. „Jeder Sport hat seine Eigenheiten, es gibt aber auch viele Gemeinsamkeiten. Der Fotograf muss in jedem Fall den Sport und die Athleten kennen. Ihr müsst wissen, wie sie sich verhalten und was ihre Persönlichkeiten sind. Wenn man Serena Williams beim Tennis zuschaut, kann man sehen, wie sie eine Dynamik aufbaut und dann kommt schließlich ein Brüllen aus ihr heraus. Vieles über die Athleten weiß ich aus der Erfahrung, die ich über die Jahre sammeln durfte – und auf neue bereite ich mich vor, indem ich mir auf YouTube Clips von ihnen ansehe.“

Über die Herausforderungen, denen er in seiner Arbeit ständig ausgesetzt ist, sagt Joel: „Die D5 hat die Grenzen der Fotografie bei schlechten Lichtverhältnissen verschoben. Ich kann jetzt viele Situationen fotografieren, in denen es vorher kaum möglich war, ein gutes Bild zu machen. Bildrauschen ist mit der D5 selbst bei sehr hoher ISO kein Problem mehr. Und auch der Autofokus funktioniert heute bei wenig Licht noch top – diese Kombination garantiert starke Fotos.“

Wenn Joel nach dem für ihn wichtigsten Feature der D5 gefragt wird, ist die Antwort für ihn gleich klar: "Der Autofokus. Er ist so zuverlässig! Ich habe angefangen, Objektive wie das AF-S NIKKOR 105mm f/1.4E ED zu verwenden – ein Porträt-Objektiv für Sportaufnahmen. Mit gezieltem Autofokus und offener Blende entsteht ein schönes Bokeh. So gelingen mir Bilder, die nur an den richtigen Stellen noch scharf sind.“

Auch die lange Akkulaufzeit der D5 ist auch für Joels Fotografie-Stil ideal. "Ich brauche selten mehr als eine Akkuladung am Tag. Bei längeren Veranstaltungen hält ein Akku oft mehrere Tage, was mich immer wieder aufs Neue überrascht."

Joel hat mit Nikons spiegellosen Kameras der Z-Serie experimentiert, aber im Moment hat die D5 für ihn noch die Nase vorn. „Ich habe die Z-Serie für Reportage-Aufnahmen verwendet und die Bilder sehen fantastisch aus. Mit leichteren Objektiven zu fotografieren macht einfach Spaß. Ich denke, die Zukunft von Spiegellos ist sehr interessant und spannend, aber für den Alltag von Sportfotografen sind die Kameras noch nicht weit genug. Es gibt noch kein Profi-Modell von Nikon oder einer anderen Marke, das zu meinem Workflow passt. Bis dahin habe ich auch keinen Grund, zu einem spiegellosen System zu wechseln. Im Moment ist die D5 die ideale Kamera für das, was ich tue.“

Nikon D5 + AF-S NIKKOR 70-200mm f/2.8E FL ED VR | 95mm | f/4 | 1/200 s | ISO 160 © Matthias Hangst / Getty Images

Matthias Hangst

Matthias Hangst, der Sport-Cheffotograf von Getty Images, fotografiert ein breites Spektrum, von Sport über Editorial bis zu Werbung – und betreut auch Fotografen. „Ich bin in allen möglichen Sportarten tätig, oft auf Großveranstaltungen und bei globalen Ereignissen. Mein Tagesgeschäft aber ist in Deutschland: die Berichterstattung über den Fußball. Nicht nur redaktionelle, sondern auch kommerzielle Arbeit. Ich gehe nicht nur hinaus, um ein anständiges Set an Bildern für unsere Medienkunden zu machen. Getty Images ist der offizielle Fotopartner von über 80 weltweit führenden Sportverbänden, Ligen und Clubs, sodass ich auch viel Zeit damit verbringe, für diese Kunden zu arbeiten. Das sind dann nicht nur normale Fußball-Shootings, sondern ich habe dann auch besonderen Zugang zu den Umkleideräumen und Katakomben der Stadien, zu besonderen Positionen auf dem Spielfeld. So entsteht Material, das ausschließlich für den Kunden produziert wird – das nennen wir dann kommerzielle Arbeit oder bezahlte Auftragsarbeit.“

Ständig wechselnde Lichtverhältnisse sind eine große Herausforderung bei Matthias Arbeit – besonders wichtig ist immer wieder die außergewöhnliche Low-Light-Fähigkeit der D5. „In Stadien zu fotografieren heißt, mit schwierigen Lichtverhältnissen und künstlichem Licht umzugehen. Moderne Fußball-Arenen bieten zwischen 50.000 und 70.000 Zuschauern Platz, sind wirklich hoch und einige von ihnen haben ein Dach über dem Spielfeld. Man hat also in einem Spiel oft Sonne, Schatten und Kunstlicht. Die verbesserte Leistung der D5 bei schlechten Lichtverhältnissen erlaubt mir eine bis zu 2/3-Blenden längere Verschlusszeit. Im Fußball geht es darum, den Moment einzufrieren. Wenn ich also mit 1/1.600 oder 1/2.000 Sekunde fotografiere, kann ich mehr aus dem Spiel herausholen als bei 1/1.000 Sekunde. Dafür gehe ich mit meiner ISO höher – bei unverändert hoher Bildqualität – und habe so am Ende die besseren Bilder.“

Aber letztendlich will Matthias sich – wie jeder andere erfahrene Profi – nicht zu sehr mit seiner Kamera beschäftigen, sondern sich auf die Aufnahme konzentrieren. "Die Kamera ist für mich mein Werkzeug. Das Großartige an der D5 ist, dass ich längst an dem Punkt bin, an dem ich nicht mehr darüber nachdenken muss. Ich benutze sie, wie ich Auto fahre, ohne groß nachzudenken. Heutzutage habe ich mich so an die D5 gewöhnt, dass ich sie einfach nehme und loslegen kann. Alles ist, wo es sein muss und sie ist individuell auf mich eingestellt.“

Matthias sieht Potenzial für spiegellose Kameras, aber nur, wenn es ein robustes Profi-Modell gibt, das seinen Workflow unterstützt. Die D5 bleibt seine bevorzugte Kamera. "Es geht uns vor allem um die Konnektivität. Ich habe mit verschiedenen Modellen herumgespielt, sie ausprobiert und getestet. Im Moment funktioniert Spiegellos für mich in der Welt des Sports nicht. Und ich bin ein großer Fan von ‚echtem Sehen‘ durch den Sucher. Ich will nicht das Gefühl haben, auch nur eine minimale Verzögerung zu haben. Ich muss direkt sehen, was los ist. Das gibt mir die Möglichkeit, in Sekundenbruchteilen auszulösen. Im Moment gibt es für mich keinen Grund, statt der D5 eine Spiegellose in meinem Tagesgeschäft einzusetzen."

Nikon D5 + AF-S NIKKOR 70-200mm f/2.8E FL ED VR | 165mm| f/2.8 | 1/4.000 s | ISO 400 © Andy Hooper / Daily Mail

Andy Hooper

Andy Hooper ist Chef-Sportfotograf für die Daily Mail und MailOnline und deckt alle Sportarten in Großbritannien ab – einschließlich Pferderennen, Cricket, Tennis und ein wenig Golf, hauptsächlich aber Premiership Football. Auch Andy kennt die Probleme mit dem Licht in großen Stadien, sagt aber auch, dass die Beleuchtung in Großbritannien immer besser wird. "Es ist aber immer noch eine große Herausforderung, denn du willst natürlich das schönste, hellste, klarste und farbenfrohste Bild. Neben dem Licht ist die Aufnahmeposition meine größte Herausforderung – sie entscheidet mit darüber, was ich als Hintergrund in meinen Bildern habe. Es gibt nur wenige Positionen, also versuchst du, die beste zu bekommen – oder du musst dich mit der arrangieren, die du bekommen hast.“

Andy hat sechsmal den Titel „Sports Photographer Of The Year“ gewonnen. Es gelingt ihm immer wieder, den genauen, stimmungsvollen Moment im Spiel festzuhalten. „Du musst den ganzen Tag darauf warten, dass einen Sekundenbruchteil lang etwas passiert. Zum Beispiel auf dem Tennisplatz: Du kannst immer wieder Volley, Rückhand, Vorhand fotografieren. Was du aber wirklich brauchst, ist der Moment, der das Spiel einzigartig macht. Das wird das Bild des Spiels, auch wenn dieser Moment nur eine Sekunde gedauert hat. Es geht um Geschwindigkeit und Serienaufnahmen. Dazu braucht man eine zuverlässige, schnelle Kamera wie die D5."

In der schnelllebigen Welt der Sportfotografie wird es immer auch darauf ankommen, wer zuerst die Bilder hat. Hier kommt für Andy die Konnektivität der D5 ins Spiel. „Der gesamte Workflow war früher so undenkbar. Der Touchscreen der D5 hat uns wirklich geholfen. Wir können nun Beschriftungen relativ schnell eingeben und ändern – wenn wir wollen, alle fünf Minuten. Und die Übertragungsgeschwindigkeit hat sich enorm verbessert. Wenn das WLAN vor Ort nicht richtig funktioniert, kann ich leicht auf ein anderes Netzwerk wechseln oder sogar auf eine kabelgebundene LAN-Verbindung umsteigen. MailOnline ist eine der größten Nachrichten-Websites der Welt, sodass eigentlich immer Redaktionsschluss ist. Wenn ich ein Bild zehn Sekunden nach jemand anderem einschicke, wird das des anderen benutzt. Ich will mein Bild platzieren, dafür tue ich, was ich kann."

Die Arbeit bei einer Tageszeitung und deren Online-Version bedeutet, dass Andy doppelte Anforderungen an die Produktion von Bildern stellt. "Wir senden sehr schnell live für die Webseite und bearbeiten die besten Bilder später und senden sie an die Zeitung. Das passiert gleichzeitig, ist aber sehr unterschiedlich. Die Bilder müssen schnell raus, zu den Hauptbildern machen wir auch noch Bildunterschriften.

Bei Veranstaltungen wie Wimbledon gibt es noch Bildredakteure, aber bei einem Fußballspiel nicht, also machen wir es selbst. Die Konnektivität der D5 hat es uns ermöglicht, den Workflow zu rationalisieren. Natürlich muss ich am Ende des Tages nochmal alles durchgehen, aber es ist schneller als früher. Das ist für Live-Sportfotografen sehr wichtig. Die Nikon D5 ist großartig – der Touchscreen ist wirklich gut und macht uns viel schneller.“

Selbst wenn er Porträts von Sportlern macht, ist die D5 oft Andys Kamera der Wahl. „Bei einem kürzlich abgeschlossenen Projekt sollte ich Porträts in Aktion machen. Erst dachte ich, ich benutze die D850 wegen der höheren Auflösung. Ich habe dann doch wieder die D5 benutzt, weil sie so viel schneller ist. Mit der niedrigeren Serienbildgeschwindigkeit der D850 könnte ich ein Bild dazwischen verpassen."

Auch für Andy ist das Potenzial der Spiegellosen für die Sportfotografie noch nicht ausgeschöpft. „Ganz offensichtlich ist das geringere Gewicht der Kamera ein großer Vorteil, aber es wird zu einem Nachteil bei einem langen Objektiv. Da ist es schwer, die richtige Balance zu finden. Wahrscheinlich ist die nächste Generation dann soweit.“

Am Ende verrät Andy eine wichtige Erkenntnis, die auch für angehende Porträtfotografen sehr wertvoll ist: Der Fotograf sollte so selbstverständlich mit der Kamera umgehen, dass er sie vergessen kann und sich so voll und ganz auf die Aufnahme des Augenblicks konzentriert. „Wenn ich mit jungen Fotografen spreche, sage ich denen immer, dass sie viel zu wenig mit ihrem Motiv kommunizieren, weil sie ständig durch die Kamera schauen. Es gibt etwa zwanzig verschiedene Dinge, die du versuchst zu organisieren, plus deine Lichter. Und dann redest du nicht mit der Person, die du fotografierst. Du musst mit der Person reden. Mit der D5 ist das kein Problem, weil du dich nicht um so viele Dinge sorgen musst.“

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