OBJEKTIV-KURS: DER AUFBAU MODERNER NIKKOR-OBJEKTIVE

Dienstag, 07. April 2020

NIKKOR-Objektive gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen. Sie unterscheiden sich nicht nur äußerlich in ihrer Größe und ihrem Gewicht, sondern auch in den verwendeten Technologien. Wir erklären euch die wichtigsten Grundlagen, damit ihr besser einschätzen könnt, wie euer NIKKOR-Objektiv funktioniert und worin sich die Objektive für Einsteiger, Hobbyfotografen und Profis unterscheiden.

Gehäuse und Dichtungen

Unsere NIKKOR-Objektive bestehen aus hochwertigen Materialien. Viele Modelle für Fortgeschrittene und Profis sind an beweglichen Teilen mit zahlreichen Dichtungen gegen Staub und Feuchtigkeit versehen. Damit bleiben diese Objektive auch bei leichtem Regen und bei Aufnahmen am Strand weiterhin einsatzbereit. Das gibt erfahrenen Fotografen die nötige Sicherheit, dass sie sich auch bei schlechtem Wetter auf ihr Equipment verlassen können. Und wie sieht es im Amateur-Bereich aus? Viele preiswerte NIKKOR-Objektive für Einsteiger sind mindestens am Bajonett mit einem Dichtungsring ausgestattet. Der verhindert, dass Staub und Feuchtigkeit in das Kameragehäuse eindringen und auf den Bildsensor gelangen.

Linsen und Vergütungen

Die Qualität eines NIKKOR-Objektivs wird maßgeblich durch die verwendeten Linsen und deren Vergütung bestimmt. Aus diesem Grund sollten Einsteiger beim Kauf nicht nur vergleichen, wie viele Linsen in einem Objektiv zum Einsatz kommen, sondern auch darauf achten, welche Linsen-Arten verbaut wurden. Wir haben die wichtigsten Grundlagen für euch zusammengefasst.

Alle beweglichen Teile des Objektivtubus verfügen über Dichtungen, die gegen Staub und Spritzwasser schützen, wie zum Beispiel beim hier gezeigten NIKKOR Z 14–30 mm 1:4 S.
  • Sammel- und Zerstreuungslinsen
    Wenn Lichtstrahlen vorne auf die Frontlinse eines Objektivs treffen, werden sie gebrochen und damit umgelenkt. Um die Strahlen bis auf den Bildsensor der Kamera zu leiten, müssen sie mehrfach ihre Richtung wechseln. Dafür gibt es Sammel- und Zerstreuungslinsen. Während die Lichtstrahlen bei Sammellinsen hinter der Linse gebündelt werden, sorgt eine Zerstreuungslinse für deren Umlenkung nach außen. Der optische Aufbau eines NIKKOR-Objektivs besteht aus einer Kombination mehrerer Linsen beider Charakteristiken.

Die blauen Elemente sind asphärische Linsen, die gelben Linsen sind aus ED-Glas.
  • Asphärische Linsen
    Während einfache sphärische Linsen auf beiden Seiten aus einer Kugelform mit einem gleichmäßigen Radius bestehen, sind asphärische Linsen aufwendiger konstruiert. Bei Asphären verändert sich die Form der Rundung zum Rand hin. Das sorgt dafür, dass Lichtstrahlen am Rand der Linse anders gebrochen werden als im mittleren Bereich. So lassen sich Abbildungsfehler, wie etwa Farbsäume und Verzeichnungen, besser korrigieren. Außerdem werden für die Korrektur auf diese Weise weniger Linsen und damit auch weniger Platz benötigt.

  • Linsen aus ED-Glas
    Bei ED-Glas handelt es sich um ein Spezialglas mit einer besonders niedrigen Brechung des Lichts (Extra-low Dispersion). Es wird dazu verwendet, störende Farbsäume sehr effektiv zu minimieren. Wie funktioniert das? Weißes Licht besteht aus verschiedenen Wellenlängen, die jeweils für unterschiedliche Lichtfarben stehen. Trifft der Lichtstrahl auf eine Linse, wird er durch die Lichtbrechung in seine Wellenlängen und somit in seine Spektralfarben aufgeteilt. Werden diese Wellenlängen am Ende nicht wieder präzise auf einen Punkt zusammengeführt, bleiben einzelne Farben als Farbsaum im Bild sichtbar. ED-Linsen können das gesamte Farbspektrum wesentlich präziser fokussieren als herkömmliche Glaslinsen.
  • Fluoritlinsen
    Bei Fluorit handelt es sich um ein monokristallines optisches Material mit einer hohen Lichtdurchlässigkeit im infraroten und ultravioletten Bereich des Lichtspektrums. Durch seine erstklassigen Eigenschaften bei der Lichtbrechung sorgt Fluorit dafür, dass Farbfehler effektiv kompensiert werden. Das ist vor allem bei Objektiven mit langen Brennweiten eine große Hilfe. Darüber hinaus fallen Fluoritlinsen leichter aus als solche aus optischem Glas. Das reduziert das Gesamtgewicht des NIKKOR-Objektivs bei einer gleichzeitigen Steigerung der Abbildungsleistung.

  • HRI-Glas
    HRI-Glas weist besonders hohe Brechzahlen (High Refractive Index) von 2,0 oder mehr auf, sodass eine einzige Linse aus diesem Werkstoff so effektiv ist wie mehrere Linsen aus herkömmlichen optischen Glastypen. Zudem eignen sich HRI-Glas-Linsen sehr gut zur Korrektur von Bildfeldwölbung und Öffnungsfehlern.

  • Phasen-Fresnel-Linse
    Phasen-Fresnel-Linsen (PF) weisen eine Reihe eingravierter, konzentrischer Kreise auf. Jeder dieser Kreise fokussiert ein anderes Lichtspektrum und eine andere Lichtrichtung. Das Ergebnis sind deutlich leichtere und kompaktere Objektive mit herausragender optischer Leistung. Dazu kommt der Schutz vor Geisterbildern und Farbfehlern.

  • Super Integrated Coating (SIC)
    Beim sogenannten „Super Integrated Coating“ handelt es sich um eine Vergütung aus mehreren Schichten mit der Aufgabe, die Lichtdurchlässigkeit zu verbessern und Reflexe zu vermeiden, um Streulichteffekte und Geisterbilder auf ein Minimum zu reduzieren. Die Mehrschichtenvergütung jeder einzelnen Linsenoberfläche wird in Abhängigkeit von der Objektivkonstruktion und der Vergütung aller anderen Linsen optimal abgestimmt.

  • Nanokristall und Arneo-Vergütung
    Die Nanokristallvergütung besteht aus einer Schicht aus kristallinen Partikeln und vermeidet störende Reflexionen an den Oberflächen der im Objektiv verbauten Linsen. Die Nanokristallvergütung ist besonders wirksam gegen Geisterbilder, die durch rotes Licht hervorgerufen werden und gegen Reflexe von Licht, das unter größeren Einfallswinkeln auf die Linsenoberflächen trifft. Bei einigen Objektiven kommt eine Arneo-Vergütung hinzu, die vor allem auf Reflexe bei senkrecht auftreffendem Licht zugeschnitten ist. Sie verhilft zu scharfen und klaren Bildern, wenn die Lichtquelle, wie bei Gegenlichtaufnahmen, direkt von vorne kommt.

Das AF-S NIKKOR 300 mm 1:4 E PF ED ist das erste Nikon-Objektiv, bei dem eine Phasen-Fresnel-Linse zum Einsatz kommt.
  • Fluorvergütung
    Die Fluorvergütung ist staub-, wassertropfen-, fett- und schmutzabweisend und ermöglicht damit eine einfache Reinigung der Frontlinse. Sie ist sehr stabil und verhindert dadurch, dass die Linsenoberfläche beim Reinigen verkratzt.

Links wird die Fluor-Vergütung gezeigt mit einem statischen Kontaktwinkel von 110 Grad, rechts die konventionelle Vergütung mit einem statischen Kontaktwinkel von 40 Grad.

Elektromagnetische Blende

Die Blende eines Objektivs besteht aus abgerundeten Blendenlamellen, die sich öffnen und schließen lassen. Durch ihre spezielle Form ergibt sich eine nahezu kreisrunde Blendenöffnung, die das Licht auf dem Weg zum Sensor passieren muss. Je nach Durchmesser der Blendenöffnung könnt ihr festlegen, wie viel Licht hindurchgelangen soll. Ein kleiner Blendenwert von zum Beispiel f/1,4 führt zu einer großen Blendenöffnung. Bei einem großen Blendenwert von circa f/16 ist die Blende umgekehrt sehr weit geschlossen. Es kommt somit weniger Licht hindurch. Alle modernen NIKKOR-Objektive arbeiten mit einer elektromagnetischen Steuerung der Blendenlamellen. Dadurch werden Veränderungen der Blendenöffnung extrem schnell und präzise umgesetzt, was vor allem bei Serienbildaufnahmen eine enorme Hilfe ist.

Der Bildstabilisator in Nikon VR-Objektiven kann Verwacklungen reduzieren oder beseitigen, die aufgrund von Bewegung während der Aufnahme entstehen.

Bildstabilisator

Objektive mit dem Kürzel „VR“ im Namen sind mit unserer Bildstabilisator-Technologie (Vibration Reduction) ausgestattet. Eine bewegliche Linsengruppe gleicht dabei ungewollte Bewegungen aus, die bei Freihandaufnahmen und generell bei langen Belichtungszeiten zu störenden Verwacklungen führen können. Die aktuelle Stabilisator-Generation kann bis zu vier Lichtwertstufen ausgleichen. Beim VR der ersten Generation sind es drei. Was bedeutet das für euch in der Praxis? Eine Lichtwertstufe entspricht einer Verdoppelung der Belichtungszeit. Als grundsätzliche Faustregel lässt sich festhalten, dass ihr den Kehrwert der Brennweite gerade noch so ohne Stabilisierung aus der Hand belichten könnt, ohne dabei Verwacklungen zu riskieren. Bei einem 50-mm-Kleinbildobjektiv ist das eine 1/50 Sekunde. Vier Lichtwertstufen entsprechen in dem Fall einer Verlängerung der Belichtung von 1/50 auf eine 1/25, eine 1/13, eine 1/6 und schließlich sogar eine 1/3 Sekunde. Auf diese Weise könnt ihr sogar während der Dämmerung und in schlecht beleuchteten Innenräumen noch problemlos aus der Hand fotografieren. Dabei solltet ihr nur immer daran denken, dass sich die maximal mögliche Belichtungszeit mit Bildstabilisator an der gewählten Brennweite orientiert.

Autofokus

Bei der automatischen Fokussierung setzen wir auf verschiedene Ansätze. Der in vielen NIKKOR-Objektiven verwendete Silent-Wave-Motor (SWM) basiert auf einem Ultraschallantrieb für eine sehr schnelle, präzise und vor allem leise Fokussierung. Aus diesem Grund setzen vor allem fortgeschrittene Fotografen auf diese Technologie. Objektive mit dem Kürzel „AF-P“ arbeiten mit einem modernen Schrittmotor, der vor allem im Videobereich Vorteile mit sich bringt. Mit ihm sind Filmer in der Lage, den Fokus während der Aufnahme sehr gleichmäßig und leise zu verlagern. In den neuen NIKKOR-Modellen der Z-Serie kommt sogar ein Multi-Focusing-System zum Einsatz. Dabei werden zwei Schrittmotoren für eine schnelle und präzise Fokussierung kombiniert.

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