KONZERTFOTOGRAFIE MIT DER NIKON Z 6 – DIE FOTOGRAFEN UND VERANSTALTER DER GEHEIMKONZERTE IM INTERVIEW

Donnerstag, 16. Januar 2020

Mehrmals im Jahr treffen sich in Köln hunderte Menschen und fahren zu einem geheimen Konzert. Sie wissen nicht, wo es stattfindet oder wer auf der Bühne steht. Es soll schließlich eine perfekte Überraschung sein. Eine Herausforderung für Veranstalter und Fotografen. Wir sprachen darüber mit den Nikon-Fotografen Arne Piepke und Ingmar Björn Nolting und mit Tim Jaspert von „Rausgegangen“, dem Veranstalter.

Hallo Arne und Ingmar, bitte stellt euch einmal kurz vor, wer seid ihr?

Arne: Ich studiere zur Zeit im Master Fotografie an der Fachhochschule Dortmund. Meine Bachelor-Arbeit machte ich im Sauerland über Schützenvereine, welche ich über drei Jahre begleitete. Daraus entstand auch ein Buch. Als Dokumentarfotograf widme ich mich Themen wie Traditionen und möchte untersuchen, wie die Geschichte und das Umfeld die Menschen beeinflusst hat. Ich bevorzuge mehr den fragenden und subjektiven Aspekt der Dokumentarfotografie, damit beim Betrachter auch Fragen aufkommen. Für mich ist das interessanter, als nur reine Informationen zu liefern. Somit beschäftigst du dich auch länger und tiefgehender mit einem Thema.

Ingmar: Ich wohne in Leipzig und studiere ebenfalls Fotografie in Dortmund. Meine Abschlussarbeit habe ich über den Alltag in einem deutschen 1970er-Jahre-Hochhaus gemacht, ein sozialdokumentarisches Langzeitprojekt also.

Ihr habt euch also an der Fachhochschule kennen gelernt?

Ingmar: Richtig, nach Leipzig bin ich erst vor kurzem gezogen. Arne ist noch in Dortmund. Zurzeit arbeite ich an meiner Bachelor-Arbeit und muss daher nicht mehr so viel an der Hochschule sein.

Z 6 | 1/80s | f/4 | ISO 640

Wie kam es zur Zusammenarbeit bei den „Geheimkonzerten“?

Arne: Der Kontakt entstand über Nikon, wir wurden gefragt, ob wir da gerne mal zu zweit hingehen möchten. Seit etwa eineinhalb Jahren arbeiten wir mit Nikon zusammen. Wir haben ein Kollektiv gegründet mit insgesamt fünf Fotografen und Fotografinnen. Mit dem Kollektiv DOCKS hatten wir uns damals bei Nikon vorgestellt, um eine Förderung zu bekommen, was auch geklappt hat. Es entstand eine ausgezeichnete Zusammenarbeit. Das Ziel des Kollektivs war zunächst die Vereinigung individueller Dokumentationsarbeit, keine Auftragsjobs – also ein Zusammenschluss, eine Plattform, auf der wir unsere dokumentarischen Arbeiten zeigen. DOCKS steht ausschließlich für freie Arbeiten, Auftragsarbeiten laufen außerhalb des Kollektivs. Dass wir diesen Auftrag zum Geheimkonzert bekamen, ist mehr eine tolle zusätzliche Möglichkeit, geschieht aber abseits vom Kollektiv.

Habt ihr mit dem Kollektiv ein langfristiges Ziel, wie ist das ausgelegt?

Arne: Es ist auf jeden Fall langfristig ausgelegt, da setzen wir uns Jahresziele, was wir gemeinsam machen möchten. Das begann mit einer Zeitung, die eine Auflage von 5.000 Exemplaren hatte und die wir auf Fotofestivals in ganz Europa verteilt haben. Dieses Jahr machten wir eine Ausstellung mit unseren Arbeiten. Ein ganz großes „Endziel“ haben wir nicht, planen aber bewusst in Etappen, die uns immer weiterführen.

Wie läuft das Dokumentieren eines solchen Geheimkonzertes ab, wart ihr bei mehreren Konzerten?

Ingmar: Wir bekamen vorab nur den Auftrag, dieses Konzert zu fotografieren und wussten nicht, was auf uns zukommt – es war ja ein Geheimkonzert. Wir wurden erst kurz davor mit dem Bus zur Location gefahren und mussten dann vor Ort entscheiden, wie wir vorgehen. Somit war uns lange nicht klar, was passieren wird, welche Bands spielen und so weiter. Es entstand dann eine Reportage mit szenischen und atmosphärischen Bildern der Bands, des Publikums und des Veranstaltungsortes.

Da ist die Vorbereitung als Fotograf ja schwer, hattet ihr eure Ausrüstung dann auf gut Glück mitgenommen?

Ingmar: Das Unbekannte ist ja in dem Job nichts Neues, oft weißt du nicht, was dich erwartet. Hier gab es vorab halt überhaupt keine Informationen, somit haben wir nach Gefühl und unserer Erfahrung das Equipment gepackt.

Arne: Mit den Konditionen musst du dann einfach umgehen können. Wir sprachen vor Ort mit den Veranstaltern, auch um zu klären was du machen darfst und was nicht. Da hatten wir dann ziemlich freie Hand und durften uns überall, auch im Backstage-Bereich, frei bewegen. Das war gut und wichtig, da somit auch Perspektiven entstanden, welche dem Publikum vorenthalten bleiben.

Z 6 | 1/100s | f/3.5 | ISO 400

Wie verlief dann der Abend, was waren eure Erlebnisse?

Arne: Es war deutlich mehr los, als wir vorher erwartet hatten, das überraschte uns schon. Das Publikum wurde mit etwa vier Bussen gebracht. Die Bandauswahl war so ausgelegt, dass auch viele mit der Musik etwas anfangen können, nichts allzu Exotisches. Die Stimmung vor Ort war echt gut.

Habt ihr Ratschläge für die Leser, worauf sollte man bei der Konzertfotografie besonders achten?

Arne: Uns war es wichtig, dass wir Perspektiven fanden, welche das Publikum nicht hat. Nicht nur die Musiker auf der Bühne oder von dort aus auf die Zuschauer, sondern – wie erwähnt – auch Situationen im Backstage.Bereich. Ich achte auch sehr auf einen „aufgeräumten Bildaufbau“. Was auf Konzerten besonders schwierig ist, da oft Licht fehlt und durch die Offenblende der Hintergrund dann natürlich unscharf wird. Natürlich sollte ein Fotograf immer versuchen, überraschende Momente zu erwischen.

Ingmar: Da sehe ich genauso. Den Standort viel variieren, möglichst kreative Blickwinkel finden. Auch mit den Brennweiten, gerne mal ganz nah nur Ausschnitte festhalten, dann wieder mit Weitwinkel probieren, die gesamte Stimmung einzufangen. Das ist danach einfach spannender und abwechslungsreicher anzuschauen.

Für welches Equipment von Nikon habt ihr euch entschieden und warum?

Arne: Wir nutzen beide die Nikon Z 6 und nutzen gerne Festbrennweiten wie das NIKKOR Z 35 mm 1:1,8S und das NIKKOR Z 50 mm 1:1,8S. Mit dabei war noch das NIKKOR Z 24-70 mm 1:2,8S. Festbrennweiten liegen uns allerdings einfach mehr, da du dich damit mehr auf die Bildgestaltung konzentrierst und sie nochmals deutlich lichtstärker sind.

Ingmar: Mir gefällt an der Z 6, dass sie sehr klare Bilder bei schwierigem Licht erzeugt, somit eignet sie sich super, um beim Konzert im Dunkeln noch aus der Hand zu fotografieren. Sie ist auch sehr kompakt und leicht mit der Festbrennweite, damit kannst du auch stundenlang ganz entspannt arbeiten.

Habt ihr schon immer mit Nikon gearbeitet oder kam das erst über das Kollektiv zustande?

Arne: Ich habe schon immer, also seit Beginn des Studiums, mit Nikon gearbeitet. Zuerst mit den DSLRs, dann spiegellos.

Ingmar: Ich bin erst umgestiegen, bin aber sehr begeistert und werde auch mit Nikon-Equipment weitermachen. Auch weil die Nikon Z 6 doch eine sehr moderne Kamera und somit für längere Zeit sicherlich ein gutes Werkzeug ist.

Neben dem Studium und eurer Arbeit, habt ihr bereits weitere Projekte im Kollektiv geplant?

Arne: Geplant ist zur Zeit noch nichts Konkretes. Wir waren mit vier Leuten aus dem Kollektiv den gesamten September in der Mongolei und haben jeweils unsere individuellen Projekte dort gemacht. Der Schwerpunkt liegt auf der Hauptstadt Ulaanbaatar, hier wollen wir einen anderen Blickwinkel als den „europäischen“ zeigen und das Land in einem anderen Licht darstellen.

Ingmar: Wir haben auch einen Workshop dort an der Universität gegeben. Der Studiengang Fotografie wurde gerade neu eingeführt. Wir hatten die Ehre, mit dem ersten Semester zu arbeiten und Einblicke in die Reportagefotografie zu geben. Das war eine tolle Erfahrung. Nun werden wir schauen, was wir mit dem erarbeiteten Material aus der Mongolei machen, das kann aber noch dauern. Natürlich hat jeder auch eigene Projekte laufen, an denen aktuell gearbeitet wird.

Tim, ihr veranstaltet die Konzerte: Erzähle uns, wie ist „Rausgegangen“ entstanden?

Tim: Entstanden ist die Idee von Rausgegangen vor über vier Jahren. Und zwar, als die drei Gründer Tim, Witali und Björn auf der Suche nach neuen, coolen Veranstaltungen waren, die sie so noch nicht entdeckt hatten. Aber irgendwie war es dann doch recht schwierig, sich im Veranstaltungskalender-Wirrwarr zurechtzufinden. Wenn man dann ein besonderes Event gefunden hatte, gab es dazu nur recht dürftige Infos. So sind sie einfach selbst auf die Suche nach den vier coolsten Events gegangen und haben Hintergrund-Informationen recherchiert. Diese Informationen haben sie dann gut aufbereitet an 30 Freunde per E-Mail verschickt – die Begeisterung war groß und das Feedback nur positiv. So ist der Newsletter entstanden.

Z 6 | 1/400s | f/2.5 | ISO 250

Das Ganze wuchs unglaublich schnell auf mehrere tausend Abonnenten. So entschieden wir, daraus ein Unternehmen zu gründen. Wir erstellten innerhalb kürzester Zeit unsere Website, eine Facebook-Seite, Instagram und unsere App. An der Vorgehensweise hat sich bis heute nicht viel geändert, wir geben täglich drei ausgewählte Veranstaltungstipps für den Raum Köln – und jetzt ganz neu auch für München –, die wir persönlich interessant finden.

Wie kam es dann zu der Idee mit den Geheimkonzerten?

Tim: Wir wollten unseren Lesern etwas Besonderes bieten und eine eigene kleine Community aufbauen. So haben wir eine Crowdfunding-Kampagne gestartet und dabei für diejenigen, die uns unterstützen wollten, die unterschiedlichsten Goodies angeboten. Eines dieser Goodies war dann eben das „Geheimkonzert“, beziehungsweise der Eintrag in den E-Mail-Verteiler für die Geheimkonzerte, die es bis dahin noch gar nicht gab.

Wie wir diese Geheimkonzerte dann umsetzen wollten, war uns zu diesem Zeitpunkt, ehrlich gesagt, selbst noch nicht ganz klar – wir fanden aber die Idee an sich schon cool. Die Interessierten anscheinend auch, denn es hatten sich rasch mehrere hundert Leute eingetragen. Somit blieb uns gar nichts anderes übrig, als die Reihe zu starten. Das Konzept ist ganz einfach: Du weißt vorher nicht, was passiert und wo es passiert. Erst auf deinem Ticket steht der Ort bzw. Treffpunkt und kurz vorher erfährst du auch erst, welche Band oder welcher Act auftritt – eben ein echtes Geheimkonzert mit dem kompletten Überraschungseffekt.

Das erste Geheimkonzert fand vor zweieinhalb Jahren mit etwa fünfzig Besuchern statt und war noch völlig kostenlos für die Newsletter-Abonnenten. Unsere geheime Location – übrigens immer ein ganz besonderer Ort in Köln, an dem normalerweise keine Konzerte stattfinden – war die „Alte Lederei“ in Ehrenfeld und Paul Weber war der erste Act. Unsere Community wuchs dann auch sehr schnell. Inzwischen veranstalten wir Geheimkonzerte für um die 400 Gäste. Die Tickets hierfür verkaufen sich rasend schnell, obwohl wir erst einmal nur das Datum und die Uhrzeit bekannt geben und die Leute gar nicht wissen, worauf sie sich einlassen.

Wie viele der Konzerte habt ihr inzwischen gemacht und welches war dein persönliches Highlight?

Tim: Es müssten nun 19 Geheimkonzerte gewesen sein. Besonders toll war vergangenes Jahr das Konzert am Blackfoot Beach am Fühlinger See. Die Location war so außergewöhnlich, dass wir dieses Jahr noch einmal dort waren – was wir sonst nicht machen. Die Stimmung dort ist ausgelassen, du kannst deine Füße ins Wasser halten, dabei toller Musik lauschen und dem Sonnenuntergang zuschauen – eine bessere Sommerlocation gibt es einfach nicht.

Wie ist es zur Zusammenarbeit mit Nikon gekommen?

Tim: Aufgrund der hohen Reichweite bekamen wir immer schon viele Anfragen von Unternehmen. Jedoch wollten wir auch Partner, die zu uns passen, eine gemeinsame Basis mit uns haben. Da war Nikon für uns eine entsprechende Wahl und seit ein paar Jahren begleitet uns Nikon mit Fotografen bei den Geheimkonzerten. Inzwischen auch bei anderen Events, da Konzertfotografie ein wichtiger und wertvoller Bestandteil geworden ist. Insbesondere bei den Geheimkonzerten, welche ja schon etwas Besonderes sind, war es uns wichtig, dies auch zu dokumentieren. Die Zuschauer haben sich auf ein kleines Abenteuer eingelassen, da sind Fotos eine tolle Erinnerung an diese Momente. Daher ist es toll, dass es von Nikon auch eine Foto-Box gibt; und inzwischen die Dokumentarfotografen.

Z 6 | 1/100s | f/4 | ISO 640

Kannst du schon verraten, was als nächstes in Planung ist?

Tim: Dieses Jahr wird noch ein weiteres Geheimkonzert stattfinden, mehr kann ich natürlich nicht dazu sagen. Für 2020 sind auch wieder vier Konzerte geplant, eventuell sogar in anderen Städten.Wir haben aber noch zwei weitere Veranstaltungsreihen. Zum einen gibt es den „Konzertkahn“ in Zusammenarbeit mit der Köln-Düsseldorfer Reederei. Da sind wir auf dem größten Schiff der Flotte mit über tausend Besuchern. Dafür versuchen wir natürlich auch, coole und besondere Acts zu buchen – im Dezember freuen wir uns, dass wir OK Kid mit an Bord haben. Diese Konzerterlebnisse bieten wir auch vier Mal im Jahr an, kommendes Jahr eventuell sogar noch öfter.

Das Highlight des Jahres ist immer unser eigenes Festival. Hier möchten wir an einem Tag und einer Nacht all das zusammenbringen, was „Rausgegangen“ ausmacht: Tolle Erlebnisse, talentierte Künstler, verrückte Musik und Performances und natürlich die „Rausgegangen“-Community. Von Bands über Poetry-Slam, Kino oder Theaterstücken bis zur After-Show ist da alles dabei – sogar sportliche Aktivitäten werden geboten. Da sind wir jetzt schon in der Planung für den 06. Juni 2020 und rechnen mit über 4.000 Gästen.

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