BABYS FOTOGRAFIEREN MIT DER NIKON Z 7 – LIANE KÖHLER IM INTERVIEW

Donnerstag, 29. August 2019

Liane Köhler fotografiert Neugeborene in ihrem Studio bei Hannover. Ein Zweig der Fotografie, auf den sie eher ungeplant stieß, der sie aber bis heute zu einem echten Geheimtipp der Branche macht. Euch verrät sie hier, wie sie in ihrer Nische erfolgreich wurde, welcher Kamera-Objektiv-Kombination ihr Herz gehört und wie ihr selbst die besten Baby-Fotos machen könnt.

Z 7 | 1/200s | f/3.2 | ISO 100

Liane, beim Betrachten deiner Portfolios ist uns etwas aufgefallen: Hat es einen Grund, dass alle Babys auf deinen Bildern die Augen geschlossen haben?

Ja, hat es! Ich fotografiere tatsächlich nur Schlaf-Babys. Also nur Neugeborene, wenn sie schlafen, weil ich sie sonst nicht so posieren kann, wie ich möchte. Wenn Babys wach sind, fuchteln sie sehr gern mit Händen und Beinen herum und sind sehr aktiv, da wäre meine gezielte Fotografie nicht möglich. Es ist bei meinen Shootings also fast das Wichtigste, das Kind zu beruhigen, damit es sich wohlfühlt.

Wie machst du das?

Ich mache nur Bilder der Neugeborenen innerhalb von zwei Wochen nach der Geburt. Da sind Kinder ohnehin noch sehr müde und schlafen viel. Viel trinken hilft auch und ich spiele auch gerne Rausch-Geräusche im Hintergrund ab, die das Kind an den Mutterleib erinnern. Im Studio ist es etwa 26 Grad warm, da fühlen sich Kinder sehr wohl.

Was beschäftigt dich im Moment besonders, in welchen Bereichen der Fotografie bist du aktiv?

Ich bin eine „One-Woman-Show“ als Fotografin mit einem Studio in Burgwedel bei Hannover. Meine Schwerpunkte sind Hochzeiten, Schwangerschafts- und Newbornfotografie. Dazu kommen immer wieder kleine Projekte, wie Outdoor-Babyshootings, aber im Kern verbringe ich die meiste Zeit mit meinen Schwerpunktthemen.

Breite Sichtbarkeit ist für viele Fotografen ja das A und O. Wer dich allerdings googelt, stellt schnell fest: Über dich findet man im Internet sehr wenig…

Das ist tatsächlich so. Meine Kunden kommen eigentlich nur über Weiterempfehlungen, ich habe mir dadurch in den letzten Jahren einen breiten Kundenstamm aufgebaut. Und weil das so gut läuft, mache ich tatsächlich kaum Werbung. Mir gefällt dieses Netzwerk sehr gut, weil das gegenseitige Vertrauen direkt stimmt. So kann man von Anfang an besser zusammenarbeiten. Meine Zeit und Energie stecke ich dann lieber in die Shootings, statt in Marketing- und Werbestrategien.

Wie hast du denn als Fotografin angefangen?

Viele Fotografen beginnen ja nebenberuflich, so auch ich. Ich wollte einfach etwas Kreatives machen, schon immer eigentlich. Da ich nach der Schule damals ein verlässliches, festes Einkommen verdienen wollte, um meine Unabhängigkeit und meine erste eigene Wohnung zu finanzieren, bin ich zu einer Bank gegangen und dort auch lange geblieben. Mir hat der Job gefallen, nur der kreative Part kam da zu kurz. So habe ich nebenberuflich begonnen zu malen und dann auch zu fotografieren. Schließlich fragte mich eine Freundin, ob ich nicht ihre Hochzeit fotografieren wolle – das habe ich gemacht und es hat Spaß gemacht, da habe ich Blut geleckt. Nachdem ich immer mehr Hochzeiten fotografierte, stand ich vor der Entscheidung, mein nebenberufliches Fotogewerbe zum Hauptjob zu machen. Als die Bank dann neu strukturiert wurde, dachte ich mir: Jetzt oder nie. Ich habe mich für den Sprung entschieden und bin bis heute sehr glücklich darüber.

D4 | 1/200s | f/2.2 | ISO 100

Z 7 | 1/200s | f/2 | ISO 100

Und dann folgte der Schwenk zur Babyfotografie?

Es ist tatsächlich sehr häufig so, dass Brautpaare nach einem bis drei Jahren Nachwuchs erwarten. Und so haben mich viele meiner ehemaligen Brautpaare gefragt, ob ich sie auch schwanger fotografieren würde. Als das Baby dann da war, sollten dann auch davon Bilder gemacht werden. Der Schwenk zur Neugeborenenfotografie kam also ganz automatisch. Damals war es noch absolut üblich, Neugeborene im Krankenhaus zu fotografieren. Meine Art der Inszenierung war da in Deutschland noch längst nicht so verbreitet wie heute. Mein Know-how habe ich mir zu Beginn über viele Fortbildungen, Workshops und auch Gespräche mit Ärzten und Hebammen angeeignet, denn Babys sind kein einfaches Thema und die Sicherheit und das Wohlbefinden der Kleinen ist das Wichtigste überhaupt. In letzter Zeit geht der Trend in meinem Studio immer stärker zu den Newborn-Fotos, auch, weil ich diese Bilder häufiger zeige. In diesem Bereich sehe ich in Zukunft auch noch mehr Potenzial.

Du hast schon dein Posing bei Babys erwähnt. Wie machst du das?

Ich habe damals tatsächlich alle Posen mit Experten besprochen und geklärt, was geht und was für Babys auch angenehm ist. Dabei haben mich auch ein paar Kollegen unterstützt. Das ist aber noch sehr theoretisch, in der Praxis habe ich schnell gemerkt, wobei sich Babys wohlfühlen. Wenn ein Kind eine Pose nicht mag, muss man da Rücksicht darauf nehmen. Ich positioniere die Kinder zunächst in meiner Hand ganz vorsichtig, das funktioniert am besten. Ein vorgefertigtes festes und immer gleich ablaufendes Konzept gibt es aber ausdrücklich nicht. Das Shooting wird bei mir immer individuell auf das Baby abgestimmt.

Z 7 | 1/200s | f/2 | ISO 100

Auf deinen Bildern sieht man immer viele Requisiten und Tücher. Hast du da schon einen Vorrat angelegt?

In der Tat habe ich schon einen wirklich großen Fundus. Bei mir sind viele Requisiten aus Holz und Naturstoffen, ich mag diese heimeligen Materialien. Ich stelle auch manche Sachen selbst her, inzwischen gibt es aber auch einen richtigen Markt dafür. Ein bisschen muss ich da mit der Zeit gehen, denn es gibt natürlich auch Trends, die ich berücksichtige. Für sogenannte Props gibt es auch einen großen Second-Hand-Markt und Tauschbörsen im Internet. Mir ist das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig.

Wie können wir uns den Ablauf eines Baby-Shootings bei dir vorstellen?

Vor dem Shooting bespreche ich natürlich mit den Eltern, wie es dem Kind geht, was sie sich wünschen und wie sie zu Hause eingerichtet sind, damit ich dazu passende Requisiten nutzen kann. Schließlich sollen die Bilder häufig daheim aufgehangen werden. Ich posiere das Kind in der Hand und lege es dann auf eine vorgewärmte Fläche, damit es sich von Anfang an wohlfühlt. Meistens habe ich drei verschiedene Posen, die die meisten Babys gerne mögen. Ich fotografiere das gesamte Kind, aber auch immer wieder kleine Details wie Hände, Wimpern oder Nahaufnahmen vom Gesicht. Dann erst wechsle ich zu meinen Requisiten und lege das Kind in ein Körbchen oder umwickle es mit einem Stofftuch. Das mögen die meisten Kinder sehr. Und dann schauen wir einfach, wie viele und welche Bilder die Familie noch möchte.

Können wir gute Baby-Bilder auch zu Hause selbst machen? Was sollten wir dabei beachten?

Grundsätzlich geht das, je nachdem, welche Qualität den Eltern ausreicht und welche Ausrüstung sie haben. Professionelle, hochwertige und besonders geposte Bilder werden aber sehr schwierig, es sei denn, man ist Kinderarzt oder Hebamme und hat die Erfahrung. Es gibt ja diverse Ist-Soll-Vergleiche im Internet, die zeigen, dass es mit dem Posing schon enorm viel Erfahrung erfordert. Da die Kleinen sich nicht mitteilen können und auch schnell ein falscher Handgriff dem Baby Schaden zufügen kann, empfehle ich, Newbornfotos von einem Profi mit langjähriger Erfahrung in diesem speziellen Bereich der Fotografie machen zu lassen. Aus Sicherheitsgründen sollte auch beim Profifotografen immer jemand ganz nah am Kind sein. Das kann der Fotograf selbst sein, wenn er direkt am Kind ist oder bei einer Entfernung von mehr als einer Armlänge, ein „Spotter“. Also jemand, der sich die ganze Zeit nur um das Baby kümmert. Mein Tipp für den ambitionierten Hobbyfotografen – lieber warten, bis das Kind deutlich größer ist und dann ungeposte Bilder fotografieren. Diese Bilder sind dann selbst machbar und man hat auch schon Übung im Handling des Kindes. Die Verhaltensweisen der Kleinen sind dann schon vertrauter, man kann ihre Reaktionen bereits lesen und geht insgesamt sicherer mit seinem Baby um.

Wie setzt du das Thema Licht denn um? Blitze sind für Kinder doch anstrengend, oder?

Meine Fotos sind tatsächlich immer geblitzt. Man sieht das nur nicht, und das soll auch so sein. Ich habe dafür zwei Gründe: Im Studio ist mein Licht immer dasselbe, ich bin von der Tages- und Jahreszeit vollkommen unabhängig. Zweitens fotografiere ich sehr offenblendig - ich brauche also extrem wenig Blitzleistung. Für das Kind ist der Blitz daher kaum zu merken - zumal ich die Kinder ja auch nur schlafend fotografiere.

Apropos Offenblende – welche Kamera-Objektiv-Kombination nutzt du für deine Babyfotos?

Ich habe für die Hochzeiten zwei Nikon D4, damit ich flexibler arbeiten kann. Vor einiger Zeit habe ich mir aber noch die spiegellose Nikon Z 7 dazugekauft und bin total begeistert, wie gut das funktioniert. Gerade der klappbare Monitor hilft mir, so kann ich Babys von oben fotografieren, ohne mich darüber zu lehnen, was die Sicherheit erhöht. Die Kamera ist sehr leicht, sie liefert eine fantastische Bildqualität und eine sehr gute Schärfe. Auch der lautlose Verschluss und die Möglichkeit lautlos zu fotografieren hilft mir.

Z 7 | 1/200s | f/2 | ISO 100

Z 7 | 1/200s | f/2 | ISO 100

Und was sind deine liebsten Objektive?

Ich verwende für die Babyfotos meistens das Nikon AF-S NIKKOR 50 mm 1:1,4G, aber auch sehr gerne das AF-S NIKKOR 105 mm 1:1,4E ED für Details. Mir ist vor allem eine richtig gute Leistung bei Offenblende wichtig, da ich sehr weich verlaufende Bilder mit einem kleinen Schärfebereich machen will. Das Bokeh ist natürlich auch zentraler Bestandteil. Mein Bildlook profitiert von einer harmonischen Unschärfe ungemein.

Begonnen hast du mit einem anderen Hersteller. Warum magst und nutzt du das System von Nikon?

Das stimmt, ich hatte am Anfang einen anderen Hersteller, die Kameras konnten mit der ISO-Performance der damals neu erschienenen Nikon D4 aber nicht mithalten. Das hat mich motiviert, zu wechseln. Denn besonders bei der Hochzeitsfotografie in dunklen Kirchen war und bin ich auf rauscharme Bilder angewiesen. Nikons Bedienkonzept hatte ich schnell im Blut. Das ist bis heute ein wichtiger Faktor. Tatsächlich habe ich zwischenzeitlich auch im spiegellosen Segment mal einen anderen Hersteller ausprobiert, damit bin ich aber nicht warm geworden. Auch, weil die Kompatibilität mit meinen vielen heißgeliebten Objektiven nicht gegeben war. Bei der Z 7 war es dagegen Liebe auf den ersten Blick.

Du engagierst dich für den Verein „Tapfere Knirpse“. Was steckt dahinter?

Der Mut und die Lebensfreude von Kindern, die trotz einer schweren Krankheit oder Behinderung dem Alltag mit einem Lächeln begegnen, haben dem Verein den Namen gegeben. Wenn düstere Schatten die Familie bedrohen, möchten wir harmonische Momente festhalten und ihnen Bilder voller Liebe und Zusammensein, voller Mut und Tapferkeit, voller Hoffnung und Kraft schenken. Bilder können so wichtig sein, wenn man später zurückblickt auf eine unglaublich schwere Zeit, die man gemeinsam gemeistert hat. Wenn der Kampf verloren ist, helfen berührende Erinnerungsbilder Trost zu finden. Mich hier ehrenamtlich als Fotografin zu engagieren, ist mir eine Herzensangelegenheit.

D4 | 1/160s | f/3.2 | ISO 100

Hast du noch einen fotografischen Traum?

Ich hätte gerne einen Strand vor der Türe, da könnte ich immer meine Schwangeren mit fliegenden Kleidern fotografieren. Ok, das wird ein Traum bleiben. Aber sonst versuche ich schon mir meine Träume relativ schnell zu verwirklichen und ziehe los, um es umzusetzen. Ich möchte mir meine Wünsche immer jetzt und hier erfüllen. Das gilt nicht nur für meine Fotografie.

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