BILDERWELT DER BERGWELT

Donnerstag, 07. Februar 2019

Nikon Ambassador Robert Bösch hat mit „Mountains“ einen Bildband mit atemberaubenden Sport- und Landschaftsbildern veröffentlicht. Die Aufnahmen zeigen die Schönheit und Einsamkeit, die all jene umgeben, die sich in der übermächtigen Bergwelt bewegen.

Geheimnisvoll und dunkel ragt die Südostwand des Chalchschijen aus dem Maderanertal in den grauen Nachthimmel. Hoch oben in der mächtigen Felsbastion leuchtet ein kleines Licht. In einem Hängebiwak sehnen Kletterer den nächsten Tag herbei, um ihren steilen Weg zum 2.830 Meter hohen Gipfel zu vollenden. Ein packendes Bild, das ganz am Anfang des Bildbandes „Mountains“ von Robert Bösch steht.

Während der letzten fünf, sechs Jahre hat der Schweizer Outdoor-Fotograf und Nikon Ambassador gezielt an dem Buch im opulenten Coffee-Table-Format gearbeitet. Ein enormes Projekt, das auf über 300 Seiten und in rund 200 Bildern Böschs vierzigjährige Erfahrung als Bergfotograf zusammenfasst. Eine spektakuläre Mischung aus Landschafts-, Berg- und Sportfotografie.

„Das Buch ist so etwas, wie mein Lebenswerk“, sagt Bösch. Es sei jedoch kein Best-of bestehender Arbeiten, sondern vielmehr eine Auswahl von Bildern, die in den letzten Jahren während Shootings und Reportagen mit verschiedenen Outdoor-Sportlern in den Bergen entstanden sind.

Ueli Steck auf der Aiguille Blanche de Peuterey, Mont Blanc ¦ Foto: Robert Bösch, D4S, 120mm, 1/800 Sek., f/6.3, ISO 500

LANDSCHAFT UND ACTION VERSCHMELZEN

Bewusst suchte Bösch nach Bildern, die anders sind als diejenigen, die er schon gesehen oder selbst gemacht hatte. „Es ist ein Versuch, eine Bildsprache zu finden, einen Bildrhythmus, der als Gesamtes eine Wirkung bekommt. Mir geht es um eine Verschmelzung von Landschafts- und Action-Fotografie“, schreibt der Fotograf im Vorwort.

Der 64-Jährige versteht die Kunst des Bilder-Sehens. „Als Fotograf gestalte ich das Bild, indem ich weglasse. Im Moment des Auslösens wird das Bild aus der Welt geschnitten“, erklärt er seine Philosophie. „Letztlich ist es der Ausschnitt, der ein Bild interessant mache: das Herauslösen aus dem, was sonst auch noch war – darum herum und vorher und nachher.“

Die meisten Bilder in „Mountains“ zeigen Menschen. Manchmal sind sie erst auf den zweiten Blick auszumachen, klein und verloren erscheinen sie inmitten der zerklüfteten Berglandschaften. Zuweilen ist der Fotograf aber auch ganz nah dran an der Action, steht oder hängt wie seine Protagonisten selbst mit der Kamera am Berg. Es sind etliche der  Weltbesten des Bergsports, die Bösch hier fotografiert hat. Besonders häufig ist sein 2017 im Himalaya verstorbener Freund und Ausnahme-Bergsteiger Ueli Steck zu sehen, dem „Mountains“ gewidmet ist.

Harald Philipp auf der Seitenmoräne des Vadrettin da Tschierva, Berninagebiet ¦ Foto: Robert Bösch, D850, 200mm, 1/2000 Sek., f/5, ISO 160

BERGSTEIGER UND FOTOGRAF

Bösch kam über das Bergsteigen zur Fotografie. Der ehrgeizige Alpinist ist seit Anfang der Achtzigerjahre auf allen sieben Kontinenten unterwegs und hat bereits auf vielen Gipfeln gestanden. Mont Blanc, Mount Everest, Eiger-Nordwand – die Liste der Routen, die er im Vorstieg oder in wechselnder Führung kletterte, ist eindrucksvoll.

Das Fotografieren fasziniert Bösch seit seiner Jugend, den Umgang mit der Kamera hat er sich selbst beigebracht. Schon als junger Bergsteiger dokumentierte er seine Erfolge. Die Bilder machten die Redaktionen großer Magazine auf ihn aufmerksam. Trotzdem brauchte er auch in dieser Disziplin Ausdauer und Durchhaltevermögen: Es dauerte zehn Jahre lang, bis er sich als Fotograf einigermaßen etabliert hatte. „Damals war die Outdoor-Fotografie als Beruf eigentlich gar nicht denkbar. Im Gegensatz zu heute gab damals nur ganz wenige Fotografen, die in diesem Bereich aktiv waren“, erinnert sich Bösch, der inzwischen zu den weltweit renommiertesten und erfahrensten Fotografen in dem Bereich zählt. 

Föhnsturm über Chammliberg und Schärhorn, Urner Alpen ¦ Foto: Robert Bösch, D810, 52mm, 1/640 Sek, f/11, ISO 100

„HERVORRAGENDES MATERIAL“

Ohne verläßliche Kameraausrüstung wären die Aufnahmen nicht möglich gewesen. Bösch hat beinahe sein ganzes Arbeitsleben lang mit Nikon fotografiert. Er habe nie etwas anderes gesucht oder gebraucht, sagt er. „Mit Nikon habe ich nicht nur hervorragendes Material, sondern über all die Jahre auch eine sehr gute Betreuung durch den Nikon Professional Service (NPS) gehabt.“ Je nach Art des Auftrags passt er seine Ausrüstung den jeweiligen Umständen an. In der Regel fotografiert er heute mit der Nikon D850, wenn rasante Action-Bilder gefragt sind, auch mit der Nikon D5. Wenn Gewicht und Größe eine Rolle spielen, dann könne es jedoch auch die Nikon D500 sein, oder die neue Nikon Z 7, die Bösch seit Mitte November sein Eigen nennt.

Viele Aufnahmen in „Mountains“ wirken abenteuerlich und gefährlich. Und sie waren nur möglich, weil Bösch sich auch in schwierigem Gelände sicher und selbständig bewegen kann. Doch beim Fotografieren versucht er – anders als früher beim Bergsteigen –, so wenig Risiken wie möglich einzugehen. Ein Bild sei das Risiko eines schweren Unfalls nicht wert. Das sagt der Nikon Ambassador auch, weil er weiß, wie sehr er die Bildwirkung durch Perspektive und Bildausschnitt beeinflussen kann. „Ein spektakuläres Bild braucht nicht zwangsläufig einen hohen Aufwand oder eine halsbrecherische Aktion. Ob es aus einem Hubschrauber oder aus dem Autofenster heraus oder nach stundenlanger Kletterei entstanden ist, spielte bei der Bewertung keine Rolle.“

Logische Routenwahl von Peter und Ursina Gujan auf der Abfahrt vom Parpaner Weisshorn ¦ Foto: Robert Bösch, D3S, 120mm, 1/1250 Sek., f/10, ISO 200

DER MOMENT ZÄHLT

Gute Bilder, das sind für Bösch solche, „die aus sich heraus spannend sind, die den Betrachter in Beschlag nehmen, ihn fesseln“. Dies gelinge etwa durch die Wahl eines überraschenden Bildausschnitts. „Meine Spielregel lautet: Das Foto entsteht im Moment, wenn ich auf den Auslöser drücke“, so der Fotograf, der eine übermäßige Bearbeitung der Bilder am Computer ablehnt. Bei keinem seiner Bilder im Buch wurde im Nachhinein der Ausschnitt oder etwas am Bildinhalt verändert.

Die Bilder heben sich wohltuend von der häufig beliebig wirkenden Farbigkeit vieler Photoshop- und Instagram-Bilder ab. „Früher habe ich besonderen Farbstimmungen hinterhergejagt, weil sie in der Natur so selten sind“, so Bösch. „Mit dem Aufkommen der Digitalfotografie hat sich dieser Wunsch jedoch verflüchtigt. Heute ist es ein Leichtes, aus einem schönen Sonnenuntergang am Rechner ein absolut Farbspektakel zu machen. Das hat mir die Lust an der Farbigkeit der Bilder genommen.“

In „Mountains“ hat Bösch stattdessen versucht – wie zuvor schon in „Aus den Bündner Bergen“ –, einen anderen Zugang zur Landschaftsfotografie zu finden. „Ich wollte als Fotograf einen Schritt weitergehen – und habe mich bewusst dagegen entschieden, Bilder von Sonnenaufgang und -untergang in das Buch aufzunehmen.“ Diese beständige Suche nach neuen Wegen, die ihn in der Fotografie weiterführen, ist eine Konstante in Böschs Karriere, ein endloser Prozess und letztlich wohl auch sein Erfolgsgeheimnis. In Zukunft will sich 64-Jährige stärker der künstlerischen Landschaftsfotografie zuwenden. Schon jetzt darf man also gespannt sein, wie er dieses Genre für sich immer wieder neu definieren und welche packenden Bilder er mit seiner Nikon-Kamera noch aus der faszinierenden Bergwelt „herausschneiden“ wird.

Zwei Gleitschirme unter einem in großer Höhe fliegenden Verkehrsflugzeug ¦ Foto: Robert Bösch, D810, 105mm, 1/500 Sek., f/9, ISO 200

DER BILDBAND

Robert Bösch „Mountains“ ist erschienen im National Geographic Verlag. 336 Seiten, Format 29,5 x 38,0 cm, Hardcover auf Leinenband, CHF 130 (CH), € 98 (D, A). In der Schweiz auch (signiert) zu beziehen über https://www.robertboesch.ch

Trailer zum Buch „Mountains“

DIE AUSSTELLUNG

Robert Bösch „Das Bild vom Berg“, die Ausstellung zum Bildband „Mountains“, ist noch bis Ende Januar 2019 in der Galerie Bildhalle in Zürich zu sehen. https://www.bildhalle.ch 

Robert Bösch (*1954), Fotograf, Geograf, Bergführer und Nikon Ambassador, ist seit 35 Jahren als freischaffender Berufsfotograf tätig. Neben Aufträgen aus Industrie, Werbung und Tourismus arbeitet er für Zeitschriften wie Stern, GEO, und Spiegel. Er veröffentlichte zahlreiche Bildbände. 2009 erhielt er den «Eiger Special Award» für sein langjähriges Schaffen im Bereich der Alpinfotografie. Seine Reisen und Expeditionen führten ihn auf alle sieben Kontinente. 2001 bestieg er für einen Auftrag als Fotograf und Kameramann den Mount Everest.  In den letzten Jahren beschäftigte sich Robert Bösch intensiv mit der Landschaftsfotografie und stellte diese in Galerien und in Museen im In- und Ausland aus. www.robertboesch.ch

„Die Gabe, selbst in den erhabenen Räumen der Berge aktiv zu sein und dieses Tun in Beziehung zu setzen mit der Bergwelt, ist nur den Allerwenigsten gegeben. Robert Bösch ist Einer davon. Vielleicht der Allumfassendste. Er taucht als Bergsteiger ein in die Eiger-Nordwand, als Kletterer in den ,Shield‘ am El Cap, als Höhenbergsteiger in die Todeszone des Himalaja. Dabei entsteht sein Bild der Berge – mir ist beim Betrachten seiner Bildkunst, als habe der Weltgeist uns bei unserer Leidenschaft überrascht.“
Reinhold Messner

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