CAPTURE THE JOURNEY: EIN FAMILIENBESUCH IM FERNEN CHINA

Donnerstag, 11. April 2019

Fotograf André ist auf der ganzen Welt unterwegs, um Menschen, Kulturen und lokale Besonderheiten zu erkunden. Immer mit dabei ist seine Nikon-Kamera. Schon seit seiner Kindheit ist André von der Fotografie fasziniert, denn schon seine Eltern und Großeltern hielten leidenschaftlich schöne Erlebnisse in Fotos fest.

Wir berichteten bereits von Andrés Reisen ins aufregende Vietnam und auf die atmosphärische Insel Madeira. Dieses Mal zog es den leidenschaftlich Reisenden ins exotische China, die Familie besuchen. Von seinen Erlebnissen erzählte er uns in einem Gespräch.

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Wann hast du dich entschieden nach China zu reisen?

China war für mich schon immer die „große Unbekannte“. Dementsprechend war ich vor meiner Reise sehr gespannt darauf, was mich in dem Land mit einer Fläche von knapp 10 Mio. km² und der schwer vorstellbaren Einwohnerzahl von fast 1,4 Milliarden erwarten würde. Obwohl ich schon etliche Male in Asien war, hatte es mich noch nie zuvor nach China verschlagen. Allein die Beantragung des Visums hat eine gefühlte Ewigkeit in Anspruch genommen. Als es dann endlich losging verlief die Reise viel einfacher, als zuvor gedacht.

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War dies ein Job oder eine persönliche ReisewUnsch-Erfüllung?

Im Grunde war es die Erfüllung eines Reisewunsches, den ich schon lange hegte. Durch die Reise nach China schlug ich jedoch zwei Fliegen mit einer Klappe! Ich nutzte die Gelegenheit auch für einen Familienbesuch, da mein Bruder seit einem Jahr in Shanghai lebt. Anfangs waren wir - einschließlich meinem Bruder - fünf Personen, jedoch trennten sich unsere Wege nach ein paar gemeinsamen Tagen in Shanghai, da es unterschiedliche Interessen in der weiteren Reiseplanung gab.

Wie sah eure Reiseroute aus?

Die Reiseroute stand zu Beginn noch nicht fest. Als mein Bruder meinen Wunschzettel an Reisezielen in China sah, entschied er sich mich in die Region Zhangjiajie zu begleiten, denn die wollte er selbst gerne noch erkunden.

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Wie war dein erster Eindruck direkt nach eurer Ankunft?

Wir sind nach einem sehr komfortablen 10,5 stündigen Direktflug in Shanghai gelandet und ich hatte es zum ersten Mal geschafft ca. 8 Stunden am Stück im Flugzeug zu schlafen. Daher war ich bei der Ankunft in Shanghai sehr erholt und konnte die ganze Einreise-Prozedur entspannt über mich ergehen lassen. Der erste Gang am Flughafen war zum Geldautomaten, um etwas Bargeld in der lokalen Währung Renminbi abzuheben. Da keinerlei Kreditkarten in China akzeptiert werden, erfolgen bargeldlose Zahlungen in der Regel über die App WeChat oder Alipay, das fand ich sehr praktisch. Anschließend ging es direkt ins Stadtzentrum von Shanghai, wo mein Bruder lebt.

Welche Eigenschaften würdest du den Menschen in China zuordnen?

Ich hatte Verschiedenes über die chinesische Bevölkerung gehört und hatte daher gemischte Gefühle, jedoch konnte ich schon bald jegliche Art von Bedenken über Bord werfen. Ich wurde nahezu überall äußerst freundlich und zuvorkommend behandelt. Darüber hinaus habe ich mich an mehreren Tagen mit chinesischen Fotografen und Instagramern getroffen und war jedes mal aufs Neue über die herzliche Art begeistert.Ich erhielt von ihnen tolle Führungen durch die Stadt und wir waren gemeinsam in den besten authentischen Lokalen essen.

Hast du einen kulinarischen Tipp?

Kulinarisch ist China und im speziellen Shanghai unendlich vielseitig. Wenn man möchte, könnte man sich auch ausschließlich europäisch ernähren. Ich wollte jedoch wie immer so viele landestypische Gerichte wie nur möglich ausprobieren. Gleich am Ankunftstag lud uns mein Bruder in sein Lieblingsrestaurant bei ihm um die Ecke ein.

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Er bestellte so ziemlich alles, was die Karte zu bieten hatte und was auf unserem Tisch Platz fand - dies ist die chinesische Art mit Freunden essen zu gehen. Es wird alles in die Mitte bestellt und jeder kann sich so viel von einem Gericht nehmen, wie er möchte. Dies war der perfekter Einstand, um die kulinarische Vielfalt zu erfahren. Jiaozi, Dumplings, Dim Sum, Nudelsuppe, Suilong Boa und vieles mehr konnten wir somit bereits am ersten Abend genießen. Ich glaube es gibt wenige Nationen, die sich so sehr der Koch- und Esskultur verschrieben haben, wie die Chinesen. Extravaganzen wie Haifischflossen, Schwalbennester und riesige Kröten gehören ebenso auf den Speiseteller, wie die bereits erwähnten einfachen, aber super schmackhaften Köstlichkeiten. Das außergewöhnlichste, was ich gegessen hatte, war eine gegrillte Riesenkröte am Spieß, übrigens sehr lecker und sehr zu empfehlen ??.

Welches Erlebnis wirst du nie vergessen?

Ich werde den Moment nie vergessen, als mir ein Affe im Nationalpark mein Handy aus der Hand geschlagen hat und es stehlen wollte. Nur mit Mühe und Not konnte ich es wiedererlagen. Ich habe in dem Moment gefilmt und somit habe ich die Sequenz auch auf Video. Ich muss immer wieder lachen, wenn ich mir den kurzen Clip ansehe, aber auch nur, weil ich das Handy wiederbekommen habe.

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Hast du ein Lieblingsfoto?

Ich denke da an die Bilder aus dem Nationalpark Zhangjiajie im Landesinneren von China mit seinen unwirklichen Felsformationen. Die Gegend ist auch unter dem Namen „Avatar-Mountains“ bekannt, der gleichnamige Hollywood Film ließ sich von dieser Landschaft inspirieren. Es ist schwer die einzigartige Naturlandschaft zu beschreiben, ich denke ihr müsst sie mit eigenen Augen gesehen haben, um es glauben zu können. Felsmonolithen ragen zum Teil bis zu 600 Meter aus der Erde und geben ein unglaubliches Bild ab. Klippen und hunderte Meter hohe Felsbrücken sind ebenfalls charakteristisch für die Region und nicht minder beeindruckend.

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Du warst auch bereits in Vietnam und anderen asiatischen Ländern unterwegs. Wo liegen deiner meinung nach die Unterschiede zu China?

Im Vergleich zu Vietnam ist China schon etwas ganz Besonderes. Gerade in Shanghai habe ich mich wenig wie in China selbst gefühlt, es hat auf mich mehr wie ein gepflegteres und sauberes New York gewirkt. Alles lief, wie beispielsweise im Gegensatz zu Vietnam/Hanoi, wie am Schnürchen und von übermäßigem Chaos und Hektik war trotz der 24,2 Mio. Einwohner nicht viel zu spüren.


Das Wort „Überwachungsstaat“ wird zurecht mit China assoziiert. Die ganzen Überwachungssysteme, die sich nahezu an jeder Ecke befinden, überwachen Alles und Jeden auf Schritt und Tritt. Auch die staatliche Überwachung/Regulierung des Internets ist ein großes Problem, denn ohne einem VPN Netzwerk sind Google, Facebook, Instagram und Co. nicht erreichbar. In China gibt es stattdessen zu jedem sozialen Netzwerk, das wir kennen und nutzen, ein chinesisches pendant wie z.B. Weibo, das im Prinzip wie Twitter funktioniert. Diese Erfahrung hatte ich so und in diesem Ausmaß bisher in keinem anderen Land gemacht.


Die sprachliche Barriere war auch eine große Herausforderung. In den meisten asiatischen Ländern bin ich bislang mit Englisch gut zurechtgekommen, jedoch nicht in China. Ich war sehr dankbar, dass mein Bruder Hochchinesisch spricht und somit vor Allem bei der Organisation der weiteren Inlandsreise eine große Hilfe war.

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Was war die herausforderndste Situation vor Ort?

Da mein Bruder die meiste Zeit mit uns unterwegs war, gab es glücklicherweise keinerlei wirklich herausfordernde Situationen, die mit dem Land China im speziellen zu tun hatten. Die sprachliche Barriere konnten wir gut überbrücken, da er Hochchinesisch spricht.

Die körperlich größte Herausforderung für meinen Bruder und mich erlebten wir im Zhangjiajie National Park, als wir uns gegen Einsetzen der Dunkelheit verlaufen hatten. Wir mussten dann nachts noch ca. 10.000 Stufen von einem Berg absteigen und anschließend noch 18 km bis zum Ausgang des Parks marschieren, ich war am Rande der Erschöpfung und ganz ungefährlich war es auch nicht.

Wie lauten deine Top 3 Reisefotografie-Tipps?

  1. Früh aufstehen, denn dann ist noch alles recht ruhig und es herrscht kaum Verkehr.
  2. Das gute Licht früh morgens und spät abends nutzen. Egal ob Natur- oder Stadtaufnahmen, schönes Licht macht den Unterschied.
  3. Aufs Wesentliche an Ausrüstung begrenzen: Zu viel Gepäck bedeutet mehr Gewicht und erschwert die Mobilität auf der Reise. Gerade in der Stadt kann ein Fahrrad zum besten Hilfsmittel werden, um schnell von „A nach B“ zu kommen. Damit ist es dann z. B. möglich mehrere Motive an einem Morgen bei gutem Licht einzufangen. Das Rad war auch in Shanghai mein bevorzugtes Fortbewegungsmittel.

D850 | 1/100s | f/2.8 | ISO 100

Welches Equipment war mit dabei?

Bei mir war meine Grundausrüstung immer und überall dabei, d.h. meine Nikon D850, das AF-S NIKKOR 14–24 mm 1:2,8G ED, das AF-S NIKKOR 24-70 mm 1:2,8E ED VR und das AF-S NIKKOR 70–200 mm 1:2,8E FL ED VR.  Auf dieser Reise habe ich vor allem das 14-24mm 2.8 am meisten in Gebrauch gehabt, dicht gefolgt vom 24-70mm 2.8. Mit diesen Brennweitenbereichen kann ich vom Weitwinkel bis zum leichten Tele nahezu jeden Motivtyp aus der Hand schießen. Außerdem möchte ich die hohe Lichtstärke von 1:2,8 wirklich nicht mehr missen, denn damit gelingen mir auch starke Aufnahmen zu den frühen Morgen- oder späten Abendstunden. Gerade in der Stadt kann ich vor allem auch auf ein Weitwinkelobjektiv nicht verzichten.

D850 | 1/50s | f/2.8 | ISO 1250

D850 | 1/10s | f/2.8 | ISO 800

D850 | 1/640s | f/5 | ISO 100

Was hättest du noch gerne unternommen, wenn du mehr Zeit gehabt hättest?

Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre ich noch mehr mit den Einheimischen vor Ort auf Entdeckungsreise gegangen. Roofing stand ganz oben auf meiner Liste, jedoch hat es zeitlich nur einmal geklappt auf ein Dach eines Hochhauses zu klettern. Leider waren genau dann die Bedingungen für Fotos nicht optimal und ich bin mit den Ergebnissen nicht hundert Prozent zufrieden. Aber allein das Erlebnis war es wert. Ich werde jedoch sobald wie nur möglich wieder nach China reisen, um das und vieles Weitere nachzuholen.

Hast du einen Reisetipp für uns?

China ist wahnsinnig groß und bietet unendlich Möglichkeiten, um auf Erkundungstour zu gehen. Shanghai sollte unbedingt auf dem Reiseplan stehen und dafür würde ich auch gleich mehrere Tage einplanen, um diese Megacity wenigsten im Ansatz erforschen zu können. Ein Tipp ist auch Suzhou, eine „kleine“ Wasserstadt vor den Toren Shanghais. Mit dem Schnellzug ist der Ort in ca. einer Stunde zu erreichen. Suzhou hat tatsächlich sieben Millionen Einwohner und hier wird eines klar: wie wenig wir doch von China wissen. Suzhou ist noch sehr traditionell und ursprünlgich, neben den ganzen Kanälen ist die Stadt auch für ihre chinesischen Gärten berühmt. Die vielen Kanäle im „Venedig Chinas“ sind von alten Häusern und geschwungenen Brücken gesäumt, was den besonderen Charme ausmacht.

D850 | 1/160s | f/2.8 | ISO 400

D850 | 1/800s | f/1.8 | ISO 64

Wohin geht es als nächstes?

Als nächstes werde ich nach Südengland reisen, gleich im Anschluss geht es für mich auf die Lofoten und danach steht Südkorea auf dem Plan. Ich bin schon sehr gespannt, was mich alles erwarten wird.

Mehr von André und seinen Reisen findet ihr hier:

André in Vietnam

André auf Madeira

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André | @Formgestalter

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