LIVING IN A BELL JAR: MODEFOTOGRAFIE MIT DER NIKON Z 7
Dienstag, 10. September 2019
Manchmal hat ein Foto die Kraft, den Betrachter komplett in seinen Bann zu ziehen – die neueste Bildserie der türkischen Modefotografin Merve Mataraci tut genau das. Merve nutzt die geschickte Kombination von Motiven, ein faszinierendes und zartes Styling und die erstaunliche Leistungsfähigkeit der Nikon Z 7, um ihren Ideen Leben einzuhauchen. Sie dokumentiert Identitäten und führt uns Unterschiede und Unsicherheiten zwischen Ost und West vor Augen. Merve berichtet über die Inspiration zu ihrem Shooting und wie sie Location, Ausdruck, Stil und Equipment zu etwas Besonderem kombiniert.
Das Glockenglas
Schon als Kind habe ich immer nach neuen und möglichst unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht. Zum Glück kann ich mich darauf heute jeden Tag konzentrieren – seit ich entschieden habe, beruflich als Fotografin zu arbeiten. Ein Zitat der Schriftstellerin Sylvia Plath aus ihrem Roman „Das Glockenglas“ hat mich immer inspiriert: „Ich dagegen kam mir vor, als würde ich mit den Schatten verschmelzen, wie das Negativ von jemandem, den ich in meinem Leben noch nie gesehen hatte.“
Die Vorstellung, im Schatten gefangen zu sein, hat mich und meinen Freund und Stylisten sehr fasziniert. Wir wollten daraus ein Fotoshooting machen, bei dem ein Model die Notwendigkeit zeigt, sich der westlichen „neuen Welt“ anzupassen, alles vor dem Hintergrund östlicher und historischer Traditionen. Eminönü, auf der historischen Halbinsel in Istanbul, bot die ideale Kulisse. Wenn du durch die Straßen gehst, kannst du Geschichte sehen und fühlen – eine Geschichte, die im Osmanischen Reich beginnt. Diese Region verbindet Asien und Europa.
Meiner Meinung nach spürt man den Kontrast zwischen Ost und West hier sehr stark. Wir wollten auch mit einem Model arbeiten, das den Westen repräsentiert oder zumindest die Essenz des westlichen Stereotyps einfängt. Maria Cherepanova, die wir über eine türkische Modelagentur gefunden haben, war einfach perfekt!
Arbeiten mit dem richtigen Team
Ich fühle mich gesegnet, seit Jahren mit meinem Stylisten, Visagisten und Assistenten zusammenarbeiten zu dürfen – ein tolles Team, das die gleiche Vision und Fantasie hat. Mit Freunden an einem Projekt zu arbeiten, die die gleiche kreative Einstellung wie du haben, macht es leichter, eine Idee zum Leben zuerwecken.
Bei diesem Projekt war es genauso: Nachdem wir uns auf die Location geeinigt und das richtige Model gefunden hatten, war der nächste Schritt, das Styling und das Make-up für eine westliche Frau zu wählen. Die Kleidung, die mein Stylist Ilkay fand, verbindet einen zeitgenössischen westlichen Stil mit einem Hauch östlicher Tradition. Ich war auch sehr daran interessiert, den Ausdruck des Models zu verwenden, um die „europäische Identitätskrise“ zu übersetzen. In manchen Aufnahmen sieht sie aus wie eine Kriegerin, die bereit ist, ihre Identität und ihr Erbe anzunehmen, während ich in anderen gerne mit langweiligen Ausdrücken ein Gefühl von "Nichtzugehörigkeit" vermitteln wollte. Aber ganz gleich, wie viel Zeit du vorab in die Planung steckst: Kein Shooting ist ohne besondere Herausforderungen. In Istanbul mit seinen 15 Millionen Einwohnern ist einfach viel los. Wir haben bereits in den frühen Morgenstunden angefangen und mit unserer Crew aus sieben Personen bis zum Sonnenuntergang geshootet – und sind dabei immer den Menschenmengen aus dem Weg gegangen.
Die Ausrüstung
Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Shooting und sehr wenig Spielraum für Fehler, also musste ich sicherstellen, dass meine Ausrüstung genauso bereit für die Herausforderung war. Die Z 7 hat einen großen Dynamikbereich und liefert gestochen scharfe Bilder bis zum Rand. Dank des lichtstarken NIKKOR Z 35 mm 1:1,8 S war meine Kamera immer einsatzbereit, wenn ich zwischen hellem Sonnenlicht im Freien und dunklen Innenräumen wechselte. Auf den Bildern sieht man, wie viel Spaß es mir gemacht hat, mit Schatten zu experimentieren. Ich glaube, das hätte mit einer anderen Kamera nicht so gut geklappt.
Ein weiterer Vorteil des spiegellosen Z-Systems ist der Sucher. Du kannst die Belichtungseinstellungen und den Weißabgleich sehen und damit spielen, da du weißt, dass das Bild, das du im Sucher siehst, auch das Endergebnis ist. Das LCD-Display der Z 7 hat ohne Zweifel die höchste Auflösung, die ich bisher bei einer Kamera gesehen habe. Diese Funktionen, gepaart mit der Tatsache, dass der Kamerabody superleicht und kompakt ist, führten dazu, dass ich mich entspannt aufs Shooting konzentrieren konnte. Dieses Gefühl ist unbezahlbar.
Meinen Stil als Modefotografin würde ich so beschreiben: Ich bin von der Liebe zur Dokumentation von Identitäten und Orten auf der ganzen Welt angetrieben. Dieses Konzept will ich bald in einer zweiten Serie weiterentwickeln. Das richtige Team und die richtige Ausrüstung sind dafür ausschlaggebend – das ist es, was auch dieses Shooting zu einem besseren Ergebnis führte, als ich es mir je hätte erhoffen können.
Mein Team
- Styling: Ilkay Balkan
- Model: Maria Cherepanova
- Haare: Dogukan Punar
- Make-up: Dilara Alpaslan
- Assistent: Oguz Özdemir