MIT DER NIKON D850 UNTERWEGS BEI ANNENMAYKANTEREIT

Dienstag, 10. Dezember 2019

Martin Lamberty geht noch zur Schule, als seine Freunde beginnen, Musik zu machen. Er schnappt sich seine Kamera und begleitet die frischgebackenen Musiker. Heute kennt ganz Deutschland AnnenMayKantereit – und Lamberty hat das gesamte Märchen festgehalten. Wir sprachen mit ihm über die unglaubliche Foto-Geschichte.

Viele assoziieren das Leben von Musikern mit "Sex, Drugs & Rock ‘n’ Roll. Ist das wirklich eine Dauer-Party an immer anderen Orten?

Nein, so ist das sicherlich nicht. Zumeist steigen wir am Vorabend eines Konzertes oder Festival-Auftrittes in den Bandbus. Dann fahren wir über Nacht zur Location. Dort angekommen, sind wir doch räumlich sehr angebunden. Wir kommen sicherlich weit herum in der Welt, sehen aber außer der Halle oder dem Festivalgelände nahezu nichts von so mancher schönen Stadt.

Auch vor Ort wird selbstverständlich zuerst viel gearbeitet. Aufbau, Soundcheck und Produktionsplanung sind Pflichtprogramm. Was dann folgt, ist meistens viel "Zeit totschlagen" bis zum Auftritt am Abend, wobei man selten das Gelände verlassen kann. Aber gerade in diesen Momenten, die ich mit der Band verbringe, entstehen oft spontan die besten Fotos. Das sehr freundschaftliche Verhältnis spielt mir da natürlich stark in die Karten. Wenn der Zeitplan es zulässt, sind wir aber auch mittags noch zusammen wandern gegangen, auch da war die Kamera immer mit dabei.

Wie hat das bei dir angefangen mit der Fotografie, wie war der Werdegang?

Ich habe schon als Schüler gerne fotografiert, damals natürlich noch amateurhaft. Zur selben Zeit war auch die Entstehung der Band AnnenMayKantereit im Gange, damals noch als Straßenmusikanten. Die haben mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ein Video mit ihnen zu drehen. So begann das dann mit der Zeit, sich weiter parallel zu entwickeln. Die Band machte Fortschritte, ich begann Fotografie zu studieren – das hat einfach perfekt gepasst.

Deine ersten Schritte waren auch mit Nikon damals? Welches Equipment nutzt du heute?

Ja, das war die Nikon D7000, mit der ich begann. Die Kamera hat mich lange begleitet, darauf folgte die D800, die kam auch für das Video von „Barfuß am Klavier“ zum Einsatz – dem ersten großen Erfolg der Band. Wie es sich bei wohl jedem Fotografen mit der Zeit entwickelt, kam irgendwann der Umstieg vom APS-C-Sensor auf Vollformat. Das war bei mir dann die D800. Als Technik-Nerd möchte man ja auch gerne neuere Entwicklungen testen und besitzen. Für die Tour im vergangenen Frühjahr hat mir Nikon eine D850 zur Verfügung gestellt. In der Regel nutze ich zum Arbeiten nur zwei Optiken von Nikon, das AF-S NIKKOR 35 mm 1:1,4G und das AF-S NIKKOR 50 mm 1:1,4G.

Deine Bilder von AnnenMayKantereit wirken oft sehr intim und privat, kann man sich auf diese Momente vorbereiten? Fährt für dich sozusagen ein eigener Equipment-Truck bei der Tour mit?

Ja, ein Equipment-Truck fährt hinter dem Bandbus mit, aber nur mit dem, was die Musiker benötigen. Ich bin da sehr minimalistisch eingestellt und versuche, unauffällig zu arbeiten. Gerade im Band-Alltag ist das sehr praktisch, so entstehen private Momente. Bei den Konzerten selbst vertraue ich immer auf meine Nikon D800, da man auf den Punkt genau auslösen muss und die Qualität verlässlich ist. Konzert-Momente lassen sich schließlich nicht nochmal nachstellen.

Du studierst auch Fotografie in Dortmund. Was ist der Grund, trotz jahrelanger Praxiserfahrung, für diesen Studiengang?

Das Studium macht für mich sehr viel Sinn, denn ich lerne vieles in drei verschiedenen Kernbereichen. Einmal ist das der fototechnische Teil, in dem es um die Hardware geht. Dann der wissenschaftliche Bereich, in dem es um die Theorie eines Fotos geht, was recht komplex ist. Zuletzt der gestalterische Bereich, welcher den höchsten Stellenwert an der Hochschule hat. In diesen Part wird auch die meiste Zeit investiert. Zu Beginn bekommt man noch Aufgaben, die man bearbeiten muss, aber je weiter man kommt, umso freier und kreativer werden die Projekte.

Wichtig ist letztendlich immer, dass man seinen Professoren die Arbeit und die Hintergründe darlegen und begründen kann. Da spannt sich die Reichweite von journalistischer Reportagefotografie über künstlerische Arbeiten bis hin zur Mode- oder Werbefotografie. Da ist es natürlich schön, wenn man sich in seiner Lieblingssparte entsprechend kreativ ausleben kann. Inzwischen habe ich meinen Bachelor abgeschlossen und bin im Master-Studium angekommen.

Spontane Szenen sind erfahrungsgemäß meist die besten, aber nicht planbar. Wie ist ansonsten dein Workflow auf Tour und bei Produktionen? Setzt du dich da unter Zeitdruck, um für Social Media rasch zu liefern oder brauchst du für das Editing ein bisschen Zeit?

Ich beginne in der Regel nach dem Auftritt mit der Nacharbeit. Das kann sicherlich auch mal am nächsten Morgen sein, sollte in der schnelllebigen Zeit aber doch zeitnah passieren. Manchmal muss ich mich aber auch selbst ermahnen, dass ich die Kamera mal weglege, die Bilder bearbeite und Feierabend mache.

Aber auch da unterscheide ich im Zweck meiner Arbeit. Es gibt Bilder, welche für die Pressearbeit doch schnell benötigt werden, beispielsweise aus dem Studio oder Fotos aus dem Band-Alltag, welche für die Fans Geschichten erzählen und diese mit der Band verbinden. Wenn du die ganze Zeit mit der Band verbringst und befreundet bist, entstehen auch viel privatere Bilder, als wenn du nur während der ersten drei Songs eines Konzertes aus dem Bühnengraben deine Fotos machen darfst.

Die Jungs von AnnenMayKantereit lassen mir da auch komplett freie Hand und ich darf mich selbst auf der Bühne während der Show frei bewegen. Wenn es passende Situationen gibt, nutze ich die aber selbstverständlich gerne und bekomme so oftmals einmalige Impressionen.Coverbilder für Alben oder aber die Videoproduktion, welche deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen und auch künstlerisch mehr fordern, bekommen die benötigte Aufmerksamkeit und dauern entsprechend lang. Immerhin repräsentieren diese Bilder dann auch längerfristig die Band.

Wie gehst du an deine Reportagen heran, egal ob für die Band oder andere Kunden? Welche Ratschläge kannst du den Lesern zur Bandfotografie geben?

Das Wichtigste ist sicherlich, dass man Vertrauen aufbaut. Um die wirklich natürlichen Bilder entstehen zu lassen, ist ein gegenseitiges freundschaftliches Vertrauen das Fundament, denke ich. Bei AnnenMayKantereit hat sich diese Beziehung ja über Jahre aufgebaut und gefestigt.

Aber auch mit neuen Kunden versuche ich immer, zuerst eine gewisse Zeit zum Kennenlernen zu nutzen. So kann man die Menschen, mit denen man arbeitet, besser einschätzen und bemerkt ihre Eigenheiten. Manchmal genügt eine gemeinsame Tasse Kaffee, ein anderes Mal stimmt die Chemie erst nach einer gewissen Eingewöhnungszeit. Dabei muss man immer auf die diversen Charaktere eingehen und die Kamera auch mal in der Tasche lassen. Nur so können natürliche Bilder entstehen.

"My Friends Got Famous" lautet der Titel deines ersten Buchs, welches Anfang des Jahres herausgegeben wurde. Wie kam die Idee dazu und welche Geschichte möchtest du darin erzählen?

Die Idee hatte ich schon länger. Etwa 2014 überlegte ich irgendwann, ein Buch über die Bandarbeit zu machen. Dies jedoch nicht in dem klassischen Bandbuch-Stil mit erwartbaren Storys, mehr mit Tiefgang. Aber auch um die Projekte und Erfahrungen außerhalb von AnnenMayKantereit darin mit aufzunehmen.

Es geht in dem Buch nicht um Ruhm, mehr um die Freundschaften, welche sich beim gemeinsamen "Erwachsenwerden" entwickelten. Die Geschichte ist auch in keiner chronologischen Reihenfolge, sondern es werden prägende und unterhaltsame Erlebnisse über sieben Jahre mit der Band erzählt. Es soll auch aufzeigen welche Gedanken einem auf Tour so kommen. "Wann bin ich eigentlich mal wieder zuhause?" oder "Wo sind wir heute überhaupt?" bis hin zu "Warum machen wir das eigentlich?". Das sind so Dinge, die einem durch den Kopf gehen. Letztendlich geht das Buch um meine Freunde und mich, wie sie berühmt geworden sind. Es erklärt zum Teil auch die Entstehungen und Hintergründe zu manchen meiner Bilder, lässt aber auf abstrakte Weise auch genügend eigenen Spielraum, um sich im Kopf etwas zu den Fotos auszumalen.

Über sieben Jahre immer die gleichen Personen und Abläufe. Ist eine Band nicht irgendwann auch "ausfotografiert"?

Ja und nein! Es wird über die Jahre sicherlich auch schwieriger, neue interessante Motive und Perspektiven zu finden. Aber gerade das ist auch die persönliche Herausforderung an der Aufgabe. Auch wenn man denkt, schon alle Szenen schon tausendmal fotografiert zu haben, wird es immer Momente geben, die spannend und einzigartig sind und welche ich dann nicht verpassen darf.

Was auf jeden Fall mit der Zeit verloren geht, ist diese Aufregung. Zu Beginn war alles superneu und spannend zu beobachten, wie die Entwicklung läuft, auch, wenn es über einen längeren Zeitraum war. Das "ruhiger werden" war ein schleichender Prozess, vielleicht auch, weil wir der Meinung waren, dass die Band immer unter Kontrolle hatte, was passiert, wie sie wächst und worüber entschieden wird. Somit sind wir auch gesund gewachsen und ich finde, alle Mitglieder sind voll auf dem Boden geblieben. Es wird jedoch immer weitere Herausforderungen und kreative Ideen geben.

Somit gehen die Perspektiven für die Zukunft nicht aus. Welche nächsten Projekte hast du in Planung – wohin geht die Reise?

Bis Ende September sind wir noch auf diversen Festivals unterwegs. Dann steht ein Urlaub an. Im Oktober werde ich für Recherche-Arbeiten in die USA reisen. Dort besuche ich in Texas eine kleine Künstlerkolonie. Ein Reiz daran ist die Tatsache, dass in dem kleinen Dorf Marfa eine eigene Szene entstanden ist, mit hippen Bars und Restaurants oder Hotels, welche man eher in New York erwartet als dort mitten in der Wüste. Ich bin gespannt, was mich erwartet.

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