LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE: MIT ANDRÉ ALEXANDER UND DER Z 7 DURCHS HERBSTLICHE SÜDTIROL

Freitag, 01. Januar 2021

André Alexander hat sich als Profi-Fotograf auf stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen spezialisiert. Mit knapp 160.000 Instagram-Followern zählt er zu den populärsten Landschaftsfotografen hierzulande. Zuletzt war der „Formgestalter“, so sein Spitzname, wieder mal in Südtirol unterwegs, um einige attraktive Spots der Dolomitenlandschaft bei Herbststimmung einzufangen. Die Bilder, die er mitgebracht hat, zeigen: Nebel und Regen müssen der Landschaftsfotografie nicht abträglich sein – ganz im Gegenteil.

André, du warst als Fotograf bereits auf allen Kontinenten unterwegs, hast du so etwas wie einen Lieblingsspot?

Nein, so etwas wie die tollste Location gibt es meiner Ansicht nach nicht – am Ende geht es vielmehr um Eindrücke und Erlebnisse, die ich mit einem Ort verbinde.

In jedem Fall zieht es dich immer wieder in die Alpen. Wie oft warst du schon in Südtirol?

Puh, ich habe aufgehört zählen, aber schon wirklich viele Male, zuletzt mehrmals im Auftrag von Werbekunden, sowohl aus dem Produkt- als auch dem Tourismusbereich.

Warum bist du diesmal hin?

Aus eigenem Antrieb. Ich wollte zu bestimmten Spots, die ich noch nicht gesehen hatte. Ich war mit einem befreundeten Fotografen unterwegs und wir sind unter anderem zum Federa-See gewandert, über dem die Dolomiten des Cortina-d’Ampezzo-Gebirgsmassivs steil aufragen. Wir haben dort im Rifugio Croda da Lago übernachtet, einer ziemlich spartanischen Berghütte. Wir waren die einzigen Gäste, die Stimmung vor Ort war im positiven Sinne einsam. Dort ist auch das Bild mit dem hölzernen Saunahäuschen vor den Bergzinnen entstanden.

Ein ziemlich verzaubert wirkendes Motiv. Wie hast du die Orte gescoutet?

Diese Wanderung stand für mich schon seit Jahren auf dem Programm, andere Ziele habe ich vorab im Internet recherchiert, einige erst vor Ort. Etwa die Erdpyramiden von Percha, die durch Erosion entstanden sind und ein wenig aussehen wie abgebrannte Streichhölzer unter einem Elektronenmikroskop.

Wie lautete dein fotografisches Ziel?

Generell ging es mir darum, die Landschaft in Herbstfarben einzufangen, aber davon war noch wenig zu sehen – wir waren wohl etwas zu früh da. Trotzdem sind sehr stimmungsvolle Bilder entstanden, wie ich finde.

Absolut, beispielsweise die Aufnahmen von den Nadelwäldern, die sich in Nebelschwaden hüllen. Oder die Bilder von den Ruderbooten auf dem See.

Das ist der Pragser Wildsee, der auf knapp 1.500 Höhenmetern liegt, zum UNESCO-Welterbe Dolomiten zählt und in der Regel ziemlich überlaufen ist. Wegen des „schlechten“ Wetters waren wir aber fast alleine vor Ort. Fotografisch kamen uns der Regen und die Nebelschwaden ohnehin sehr gelegen.

Inwiefern?

Nebel strukturiert die Landschaft, wirkt auf romantische Weise geheimnisvoll und sorgt mit Leichtigkeit für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Regen schafft nasse Oberflächen und intensiviert so die Farben und macht die Motive teilweise geradezu plastisch.

Wie man an der Holzstruktur der Boote sehen kann. Hast du bei diesen Bildern noch viel im Nachhinein „getweakt“?

Nein, die Farben setzen sich allein schon durch das nasse Holz sehr gut ab, da musste ich nicht mehr viel machen.

Wir gehen mal davon aus, dass „der Formgestalter“, wie ja dein Spitzname lautet, dafür vor Ort, also während der Aufnahme, eingegriffen hat …

Grundsätzlich versuche ich nie, irgendetwas zu inszenieren, künstlich zu überhöhen oder zu „drehen“. Ich glaube, dass man das spürt, wenn man meine Bilder betrachtet, und dass diese Herangehensweise auch zu meinen Erfolg beiträgt. Bei einzelnen Bildern, etwa bei jenem, bei dem das Heck eines der Ruderboote im Vordergrund ist, habe ich aber schon ein wenig eingegriffen. Konkret habe ich die Paddel parallel positioniert, um eine harmonischere Stimmung zu schaffen. Da muss man dann für ein Bild schon mal bis zu den Knien im Wasser waten, das gehört einfach dazu.

Womit wir beim Thema Bildgestaltung sind. Unser Eindruck: Das angeschnittene Boot im Vordergrund zieht den Betrachter förmlich ins Bild hinein. War das deine Intention?

Ja, das ist so. Im Idealfall hat man dadurch das Gefühl, mit dabei zu sein. Das gilt zum Beispiel auch für das Bild, das ich aus besagtem Rifugio Croda di Lago durch das geöffnete Fenster auf die Zinnen der Dolomiten gemacht habe. Die Idee war, Gefühle zu transportieren, visuell zu vermitteln, wie sich die Natur vor Ort anfühlt. Ich wollte, dass man spürt, wie da die kühle Luft durch das offene Fenster ins Zimmer dringt und wie es draußen riecht.

Wie kann man noch dafür sorgen, dass sich der Betrachter fühlt, als sei er vor Ort?

Etwa indem man Personen in die Aufnahme integriert. Menschen im Bild zeigen: Der Fotograf war vor Ort, darüber hinaus skalieren sie die Landschaft, machen die tatsächlichen Größenverhältnisse und Entfernungen greifbar. Ein anderes Mittel ist die gezielte Bewegungsunschärfe. Das lässt sich ganz gut an der Aufnahme vom Toblacher See zeigen: Den Überlauf habe ich mit 1/15 Sekunde geschossen, um das Fließen des Wassers sichtbar zu machen, der Rest der Aufnahme ist dafür scharf.

Hast du dafür mit einem Stativ gearbeitet?

Nein, ich war mit der Nikon Z 7 unterwegs, und die gleicht durch den 5-Achsen-Bildstabilisator bis zu fünf Lichtwertstufen aus. Damit sind bei Normalbrennweite von 50 mm beispielsweise verwacklungsfreie Shots bis zu 1/13 Sekunden möglich.

Welche Brennweiten hast du eingesetzt?

Auf meinen Reisen habe ich immer das NIKKOR Z 24-70 mm f/2.8 S dabei und das NIKKOR Z 70-200 mm 1:2.8 VR S. Beide ermöglichen mit ihrer durchgehend hohen Lichtstärke von 2.8 auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen gelungene Aufnahmen. Für stärkere Weitwinkelaufnahmen hatte ich aber auch das NIKKOR Z 14-30 mm f4 S in meiner Tasche.

Wie hat sich die Z 7 angesichts der rauen Wetterbedingungen geschlagen?

Absolut überzeugend. Ich hatte die Kamera die meiste Zeit umhängen und das völlig ungeschützt, bei Regengüssen. Damit kommt sie ganz offensichtlich gut zurecht.

Du bist praktisch das ganze Jahr auf Achse. Macht dir das Verreisen da überhaupt noch Spaß?

Definitiv. Ich bin immer heiß darauf, loszufahren, neue Perspektiven auszuprobieren, und ich komm immer glücklicher zurücks als ich losgefahren bin.

Kannst du denn vor Ort die Landschaft genießen oder hast du einfach diesen typischen Tunnelblick, in den Fotografen typischerweise verfallen?

Das ist leider schon so: Vor Ort bin ich ständig auf der Suche nach dem nächsten, dem besseren Motiv. Aber wenn ich dann daheim am Rechner meine Ausbeute sichte, durchlebe ich alles nochmal in Ruhe. Das ist das Schöne an der Sache.

MEHR VON ANDRÉ ALEXANDER

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