KONSTANTIN KILLER UNTER WASSER MIT DER NIKON Z 6

Montag, 22. Februar 2021

Fotograf Konstantin Killer hat unsere Nikon Z 6 auf ein Shooting der ganz besonderen Art mitgenommen. Gemeinsam mit seinem Model Katharina Palzer taucht der Nikon-Fotograf im Tauchturm Dive4Live in Siegburg in die Tiefe und zeigt euch, wie ihr mit dem passenden Equipment und nützlichen Tipps traumhafte Unterwasser-Aufnahmen umsetzen könnt. Konstantin Killer wurde 2014 vom Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) zum Deutschen Meister der Unterwasserfotografie gekürt. Nach vielen faszinierenden Unterwasser-Bildern mit seiner Nikon D800 hat er nun auch die Nikon Z-Serie für sich entdeckt.

„Die Unterwasserfotografie sieht häufig kompliziert aus, ist aber tatsächlich kein Hokuspokus! Mithilfe meines Teams, bestehend aus dem Model und der professionellen Make-Up Artistin Katharina Palzer, der Designerin Mariela Petrova und der Sicherungstaucherin Alexandra Schmitt möchte ich Fotografen und Foto-Begeisterte hinter die Kulissen eines Unterwassershootings blicken lassen und erkläre, was es für alle Beteiligten zu wissen und zu berücksichtigen gibt.

Die Faszination der Unterwasserfotografie

Unterwasser-Fotos üben auf viele Betrachter einen besonderen Reiz aus. Doch warum eigentlich? Wasser ist im Grunde eine feindliche Umgebung für den Menschen und wie so oft faszinieren uns vor allem die verbotenen Dinge und solche, die nicht alltäglich sind. Dazu kommt, dass alle Fotos, die unter Wasser entstehen, Unikate sind. Es ist unmöglich, das gleiche Foto noch einmal aufzunehmen. Es sind einfach zu viele Faktoren, die sich nicht exakt nachstellen lassen. Das beginnt bei der Art und Weise, wie die Luftblasen nach oben steigen und schließt die Körperhaltung des Models mit ein, die uns zum nächsten faszinierenden Aspekt führt: der Schwerelosigkeit. Die fliegenden Haare, die Bewegungen der Tücher und Kleider und die freischwebende Bewegung des Models sind einfach ungewöhnlich und lassen sich an Land nur begrenzt so umsetzen. Dazu kommen die besonderen Möglichkeiten der Aufnahmeumgebung. Die Spiegelung an der Oberfläche, die Fische und Korallen, alte Wracks und traumhafte Unterwasserlandschaften gibt es nur dort unter Wasser. Alles in allem ist die Unterwasserfotografie eine spannende Herausforderung – sowohl für das Model als auch für den Fotografen. Wer nach der besonderen Aufnahme sucht und sich gerne der Herausforderung stellt, ist hier genau richtig.

Welche Faktoren spielen bei der Unterwasserfotografie eine Rolle?

Wer unter Wasser fotografieren möchte, muss in vielerlei Hinsicht umdenken. Ein Beispiel: Das Wasser ist etwa 840-mal dichter als die Luft. Das wirkt sich stark auf den Verlauf von Farben im Wasser aus. Unsere Goldene Regel besagt daher: Der Lichtweg sollte hin und zurück nicht mehr als fünf Meter betragen. Daher empfehle ich, sich nicht weiter als maximal 2,5 Meter vom Model zu entfernen. Am besten geht man sogar noch etwas näher heran. Je kleiner der Abstand, desto kraftvoller und knalliger sind die Farben im Bild. Die Schärfe sitzt dann ebenfalls deutlich besser und die Kontraste steigen enorm. Wenn wir von Farben sprechen, spielt natürlich auch der Weißabgleich der Kamera eine wichtige Rolle. Das ist unter Wasser ein komplexes Thema. In den meisten Fällen empfehle ich als gute Grundlage einen fest eingestellten Kelvin-Wert von 4.500 Kelvin. Wer im RAW-Modus fotografiert, kann Feinjustierungen dann später in Photoshop vornehmen. Damit die Farben richtig zu Geltung kommen, ist außerdem das Thema ‚Licht‘ ein wichtiger Faktor. Hier gilt: Je mehr Licht zur Verfügung steht, desto schöner, knalliger und schärfer werden die Fotos. Während viele Fotografen an Land zum Beispiel die sehr helle Mittagssonne meiden, bietet sie ideale Bedingungen für die Unterwasserfotografie. Je steiler die Sonne direkt über dem Wasser steht, desto mehr Licht geht durch die Oberflächenreflexion in das Wasser über. Um die Ausleuchtung zu optimieren, kommt Blitzlicht zum Einsatz. Dazu erkläre ich später noch ein paar Dinge. Für den Anfang reicht übrigens eine Tauchtiefe von 1,5 Metern völlig aus.

Grundlegende Tipps zur Ausrüstung

Wer sich näher mit der Unterwasserfotografie beschäftigen möchte, greift am besten zu einer möglichst kleinen und leichten Kamera. Warum? Weil dann auch das Aluminium-Unterwassergehäuse und der Domeport zur Optimierung der Lichtbrechung kleiner und leichter ausfallen. Das spart vor allem bei Flugreisen Platz und Gewicht im Gepäck. Apropos Flughafen: Als Unterwasserfotograf sollte man stets etwas mehr Zeit bei der Sicherheitskontrolle einplanen. Fast immer ist ein Handgepäckstück voll mit technischer Ausrüstung, die gerne mal eine ‚Überprüfung‘ wert ist. Was das Unterwassergehäuse betrifft, muss es möglich sein, alle wichtigen Funktionen der Kamera direkt am Gehäuse zu bedienen. Nur so kann der Fotograf notwendige Einstellungen wie die ISO-Empfindlichkeit, die Verschlusszeit, die Blende und die Schärfe direkt durchführen, ohne dafür extra ins Kameramenü gehen zu müssen. Hier unterscheiden sich die ‚guten und hochwertigen‘ Gehäuse von anderen.

Bei meinem Gehäuse für die Nikon Z 6 wurde ich freundlicherweise vom Hersteller SEACAM unterstützt. Für das Projekt hat uns der Anbieter für professionelle Unterwasser-Foto/Video-Technik mit zwei Z 6-Gehäusen samt der notwendigen Dome- und Flachports ausgestattet und uns darüber hinaus zwei Videoleuchten und Unterwasser-Blitze zur Verfügung gestellt. Noch ein paar Worte zur Wahl der Objektive: Für Ganzkörperaufnahmen empfehle ich ein Fisheye-Objektiv oder ein Weitwinkel mit einer Brennweite zwischen 14 und 16 Millimetern. In Kombination mit einem Domeport kann der Fotograf so auf einen Aufnahmeabstand von 1-2 Metern an das Model herangehen. Sollen Porträts aufgenommen werden, sind Brennweiten zwischen 24 und 30 Millimeter in Verbindung mit einem Flachport eine gute Wahl. Der Abstand zum Model ist der Gleiche wie bei den Ganzkörperaufnahmen. Durch die längere Brennweite ist in dem Fall aber natürlich der Bildausschnitt etwas enger. Brennweiten von 60-90 mm sind dagegen unter Wasser kaum brauchbar und sollte nur in Ausnahmefällen verwendet werden. Dem entsprechend rate ich auch von langen Telebrennweiten, wie zum Beispiel 200-300 mm ab. In dem Fall ist der Fotograf zu weit vom Model weg. Das führt zum einen dazu, dass auf dem großen Abstand zu viele Schwebeteilchen aufgenommen werden und zum anderen lassen die Farben nach, wenn die zuvor genannte Fünf-Meter-Regel nicht eingehalten wird.

Warum die Nikon Z 6?

Die kompakte und leichte Nikon Z 6 bietet einen Vollformatsensor mit einer hohen Lichtempfindlichkeit. Das ist unter Wasser sehr viel wert, da man sich hier als Fotograf häufig mit eher schlechten Lichtverhältnissen arrangieren muss. Oft ist es zu dunkel, sodass unter Wasser nicht selten mit ISO-Empfindlichkeiten zwischen ISO 400 und ISO 800 gearbeitet wird. Hier sticht vor allem die sehr gute Bildqualität der Nikon Z 6 heraus. Darüber hinaus bringt der Vollformatsensor mit seiner Auflösung den Vorteil mit sich, dass ich später noch Ausschnitte wählen kann. Besonders die in der Bewegung aufgenommenen Bilder lassen sich nicht immer im perfekten Winkel und im perfekten Ausschnitt aufnehmen. Da ist es klasse, wenn ich hinterher noch etwas Spielraum habe. Sehr hilfreich sind auch der schnelle Autofokus und die Bildstabilisierung direkt im Kameragehäuse. Unterwasser ist alles in Bewegung. Allein die eigene Atmung erzeugt Auftrieb und Abtrieb. Daher sind ein schneller und treffsicherer Autofokus und ein Bildstabilisator in der Unterwasserfotografie ein Muss! Dank der Stabilisierung sind selbst bei recht langen Auslösezeiten wie einer 1/60 Sekunde noch scharfe Bilder möglich. Außerdem stellt die Z 6 in Bruchteilen einer Sekunde scharf.

Auch die Gesichtserkennung und die kontinuierliche Fokusnachführung sind sehr hilfreich. Das führt zu tollen Aufnahmen von schwimmenden Objekten. Die Gesichtserkennung nimmt mir enorm viel Arbeit ab und reduziert deutlich den Ausschuss. Wer sich bei der Bildgestaltung nach der ‚Goldenen Regel‘ richtet, wird sich zudem freuen, dass die Fokuspunkte der Nikon Z 6 bis an die Ränder des Bildes reichen. Wenn ein Foto möglichst sofort perfekt aussehen soll, zum Beispiel wenn ich an Live-Wettbewerben teilnehme, dann liefert Nikons Picture-Control-System hervorragende Ergebnisse direkt aus der Kamera. Ich kann noch unter Wasser die Schärfezeichnung, die Kontraste, die Helligkeit, die Farbsättigung und den Farbton anpassen. Das spart mir die Bildbearbeitung. Nach dem Auftauchen werden die Speicherkarten dann sofort ausgelesen. Das Picture-Control-System ist für mich einer der wichtigsten Gründe für die Z 6. Ein Weiterer ist das sehr schnelle Umschalten vom Foto- in den Videomodus mit der Möglichkeit, in 4K-Auflösung bei nachführendem Autofokus zu filmen.

Z 6 | 16mm | 1/160s | f/5.6 | ISO 800

Das Shooting bestmöglich vorbereiten

Unter Wasser ist keine verbale Kommunikation mehr möglich. Daher sollte das Shooting unbedingt vorab gemeinsam mit dem Model geplant und besprochen werden. Das ist auch deshalb wichtig, da kleine Korrekturen unter Wasser nur durch Zeichensprache möglich sind. Ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt der Vorbereitung ist die Sicherheit aller am Shooting beteiligter Personen. Mögliche Gefahren müssen maximal reduziert werden. Dazu gehört auch, dass das Model und nach Bedarf auch der Fotograf mit jeweils einem Sicherungstaucher abgesichert werden. Was das Styling des Models betrifft, muss das Make-Up unbedingt wasserfest sein. Wasserlösliche Schminke ist innerhalb von ein paar Sekunden nicht mehr dort, wo sie sein sollte. Zum Equipment: Es ist sehr wichtig, dass die Kamera samt Objektiv mit Ruhe und Konzentration in das Unterwassergehäuse eingesetzt wird. Dabei ist es ratsam, alle Dichtungsflächen vor dem Verschließen zu prüfen und zu reinigen. Blitze sowie entsprechende Verkabelung mit Lichtleitern sollten erstellt und getestet werden, bevor das Model ins Wasser steigt. Der Grund: Das Model beginnt bereits ab der ersten Minute im Wasser damit abzukühlen und ihre Körpertemperatur zu verlieren. Daher sollte jede Zeitverzögerung im Shooting minimiert oder vermieden werden. Die Wassertemperatur ist auch der hauptsächlich begrenzende Faktor, wenn es um die Dauer des Shootings geht. Bei Wassertemperaturen zwischen 25 und 28 Grad sind meistens rund zwei Stunden möglich. Ab 25 Grad und tiefer reduziert sich die Shooting-Zeit deutlich, da das Model schneller abkühlt. Hier sollte stets die Gesundheit des Models im Vordergrund stehen. Als Start- und Stopp-Signal für das Shooting arbeite ich mit einem Signalhorn, dessen Schallwellen auch unter Wasser zu hören sind.

Nützliche Tricks für Aufnahmen unter Wasser

Auch wenn es vielen Menschen unter Wasser schwerfällt, ist es wichtig, immer die Ruhe zu bewahren. Als Tauchlehrer und Unterwasserfotograf mit vielen Jahren Erfahrungen weiß ich genau, dass die schönsten Bilder erst dann entstehen, wenn unter Wasser Ruhe eingekehrt ist. Da, wie eingangs erwähnt, jedes Foto unter Wasser ein Unikat ist, empfehle ich jedem Fotografen, die Aufnahmesituation über die Live-Ansicht am Kameradisplay genau zu beobachten und bei perfekten Positionen sofort auszulösen. Es ist unmöglich, das gleiche Foto noch einmal nachzustellen. Serienbildaufnahmen sind beim Shooting nur bei Sonnenschein möglich. Wird mit 2-3 Blitzen gearbeitet, benötigt man immer etwas Zeit zwischen den Auslösungen. Ich empfehle, möglichst nicht frontal zu blitzen. Im Wasser befinden sich überall Schwebeteilchen, die durch eine frontale Beleuchtung sichtbar werden. Deshalb lieber das frontale Licht reduzieren und mit einem Blitz von der Seite arbeiten. Das führt zu schönen Licht- und Schattenspielen im Bild. Wer gerne spannende Spiegelungen im Wasser in seine Aufnahmen einbauen möchte, bleibt am besten flach unter der Wasseroberfläche und fotografiert mit einem leicht steigenden Winkel. Zum Schluss noch ein Tipp zu den beliebten Aufnahmen, die halb unter und halb über dem Wasser entstehen. Solche Bilder setzen einen Domeport voraus. Da das Licht unter und über dem Wasser unterschiedlich gebrochen wird, ist zudem die Bildschärfe nicht überall gleich. Um etwas gegenzusteuern und den Schärfeunterschied auszugleichen, empfehle ich eine geschlossene Blende um f/20 bis f/22. Scharf gestellt wird auf das nächstgelegene Objekt.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Jedes Unterwassershooting ist ein einmaliges Erlebnis, das allen Beteiligten viel Energie, vollen Einsatz und die Bereitschaft zum Experimentieren abverlangt. Wenn man sich dann aber die Bilder nach dem Shooting auf einem großen Bildschirm anschaut, entschädigt die Freude über die schönen Ergebnisse locker für die ganze Mühe und den Aufwand. Ich glaube, dass man den Reiz der Unterwasserfotografie erst dann so richtig nachvollziehen kann, wenn man selbst einmal bei einem solchen Projekt mitgemacht hat. Ich kann nur jedem ans Herz legen, einfach mal über den eigenen Schatten zu steigen und es auszuprobieren. Bei offenen Fragen zu dem Thema stehe ich gerne über meine Website, meine Facebook-Seite und meinen Instagram-Account mit Tipps und Infos zur Seite. Viel Spaß beim Fotografieren!“

MEHR VON KONSTANTIN KILLER

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