FEATURES IN DER PRAXIS: OPTISCHER UND ELEKTRONISCHER SUCHER

Montag, 10. Mai 2021

In der Klasse der Systemkameras gibt es zwei Sucher-Arten, die wir euch näher vorstellen möchten. Der optische Sucher stammt aus der Zeit analoger Filmkameras und setzt einen Schwingspiegel voraus. Er ist in unseren Nikon-SLRs und DSLRs verbaut. Unsere Nikon Z-Modelle gehören hingegen zur Generation der spiegellosen Systemkameras. Hier wird bewusst auf den Spiegelkasten verzichtet, um die Kameras kompakter und leichter zu bauen. Deshalb kommt hier, statt des optischen Suchers, eine elektronische Variante zum Einsatz. Wir haben die jeweiligen Vorteile für euch zusammengefasst.

In DSLRs sorgt ein Pentaprisma zwischen dem Spiegel und dem optischen Sucher dafür, dass das ursprünglich auf den Kopf stehende und seitenverkehrte Bild im Sucher wieder richtig herum wiedergegeben wird (hier D6).

Der elektronische Sucher spiegelloser Kameras besteht im Grunde aus einem zweiten, kleineren Display und einem Linsensystem (hier Z 7II).

Zwei unterschiedliche Wege zum Sucherbild

Um besser nachvollziehen zu können, wie die beiden Sucher-Varianten arbeiten, möchten wir kurz auf deren Funktionsweisen eingehen. Spiegelreflexkameras arbeiten, wie der Name schon sagt, mit einem Schwingspiegel. Dieser Spiegel ist für den optischen Sucher entscheidend, da er dafür sorgt, dass das über das Objektiv einfallende Licht nach oben über eine Mattscheibe und ein Pentaprisma bis zu einer Lupe umgelenkt wird. Dabei sorgt das Pentaprisma dafür, dass das zuvor gespiegelte Bild für unser Auge im Sucher wieder richtig herum angezeigt wird. Das einfallende Licht wird also bis zum Sucher weitergeleitet. Das bedeutet zugleich, dass wir im optischen Sucher immer das derzeit vorhandene Umgebungslicht sehen. Bei Sonnenlicht ist das Sucherbild also entsprechend heller als bei einer Nachtaufnahme. Wie das Ergebnisbild mit den gewählten Belichtungseinstellungen wirken wird, sehen wir erst nach der Aufnahme im großen Kameradisplay.

Genau an dieser Stelle kommt ein großer Vorteil der elektronischen Sucher in spiegellosen Systemkameras zum Tragen. Da unsere Z-Serie keinen Spiegelkasten mehr hat, muss auch das Bild auf anderem Wege zum Sucher gelangen. Elektronische Sucher bestehen im Grunde aus einem zweiten, kleineren Display, das exakt das gleiche Bild zeigt, wie im großen Display auf der Rückseite der Kamera. Alle Auswirkungen der Blende, der Verschlusszeit und der ISO-Empfindlichkeit werden bereits vor der Aufnahme sowohl im großen Display als auch im elektronischen Sucher angezeigt. So habt ihr eine direkte Kontrolle über eure Einstellungen und könnt bereits vor dem Auslösen der Kamera überlegen, ob euch die Belichtung gefällt, oder ob ihr noch etwas daran ändern möchtet. Im Vergleich zum optischen Sucher wird im elektronischen Sucher also nicht das aktuelle Umgebungslicht, sondern die von euch eingestellte Belichtung angezeigt. Das bringt gleich zwei Vorteile mit sich: Zum einen werdet ihr bei Gegenlicht nicht im Sucher geblendet, wie es bei optischen Suchern der Fall sein kann, da dort das Licht ungehindert bis zum Auge weitergeleitet wird. Zum anderen könnt ihr euer Motiv im elektronischen Sucher auch bei sehr schwachem Umgebungslicht noch sehr gut sehen. Dazu genügt es, wenn ihr einfach eine hellere Belichtung einstellt.

Weitere Vorteile beider Sucher-Varianten

Neben den Belichtungseinstellungen, die ihr sofort im elektronischen Sucher überprüfen könnt, gibt es noch einige weitere sehr nützliche Vorteile dieser Sucher-Variante. So erhaltet ihr zum Beispiel die Möglichkeit, die Auswirkungen der Blende auf die Tiefenschärfe direkt im Sucher zu beurteilen. Dazu kommen nützliche Hilfestellungen, wenn ihr manuell fokussiert. So könnt ihr euch im elektronischen Sucher sowohl die digitale Lupen-Vergrößerung als auch die Focus-Peaking-Funktion einblenden lassen, bei der scharfe Kanten visuell hervorgehoben werden. Auch die Effekte ausgewählter Filter werden sofort im Sucher wiedergegeben. Das ist zum Beispiel ein großer Pluspunkt, wenn ihr mit einem Schwarzweißfilter arbeitet. Beim optischen Sucher müsst ihr dagegen zuerst das Bild fotografieren, bevor ihr das Ergebnis seht.

Bei elektronischen Suchern könnt ihr euch die digitale Lupen-Vergrößerung sowie die Focus-Peaking-Funktion einblenden lassen.

Doch auch der optische Sucher hat seine Vorzüge. So ist er zum Beispiel energiesparender als die elektronische Variante, bei der ein kleines Display mit Strom versorgt werden muss. Zudem seht ihr im optischen Sucher auch dann noch ein Bild, wenn die Kamera ausgeschaltet ist. So könnt ihr eure Bildausschnitte schon einschätzen, bevor ihr die Kamera einschaltet. Zudem werden Bewegungen verzögerungsfrei im optischen Sucher wiedergegeben. In elektronischen Suchern kann es da hin und wieder zu Verzögerungen kommen, wenn die Bildwiederholrate des kleinen Sucherdisplays nicht schnell genug ist. Bei neueren elektronischen Suchern wurde das Problem aber deutlich reduziert.

VERWANDTE ARTIKEL

RAW ODER JPEG – WAS ZEICHNET DIE FORMATE AUS?

TIMELAPSE-AUFNAHMEN: WENN DIE ZEIT WIE IM FLUG VERGEHT

NIKON Z 9: DAS NEUE SPITZENMODELL GLÄNZT MIT TOP-NOTEN IN DEN TESTS

NEUE ARTIKEL

DIE BESTEN FOTO-REISE-TIPPS AUS DER NIKON COMMUNITY

DIE NIKON Z FC BEGEISTERT DIE FACHPRESSE

DER SPORTFOTOGRAF MATTHIAS HANGST ÜBER DAS GESPANN NIKON Z 9 PLUS NIKKOR Z 400 MM 1:2,8 TC VR S