DAS DOCKS COLLECTIVE

Freitag, 18. Mai 2018

Fünf Fotografie-Studenten der FH Dortmund wollten sich eine Plattform schaffen, die sie selbst kuratieren und auf der sie sich gemeinsam repräsentieren können. Entstanden ist das DOCKS Collective, gegründet von Tim Brederecke, Fabian Ritter, Ingmar B. Nolting, Arne Piepke und Maximilian Mann. Mit ihrer neu gegründeten Plattform wollen sie für ehrliche und vielfältige Dokumentarfotografie mit humanistischen Werten stehen.

Heute geht ihr Projekt an den Start. Wir haben uns mit Arne Piepke und Tim Brederecke unterhalten.

Omar Kharchlaa (17) möchte in Russland studieren und Minister beim Auswärtigen Amt in Russland werden. Wegen seines Studiums muss er mit 18 nicht der Armee beitreten. Er wohnt mit seiner Familie außerhalb von Sochumi, wo sein Vater Landwirt ist.

Warum habt ihr euch für ein Fotografie-Studium entschieden?

Tim: "Fotografie begleitet mich schon seit meiner Kindheit. Das erste Mal bewusst fotografiert habe ich wahrscheinlich mit 14 Jahren. Nach meinem Geburtstag habe ich mir meine erste Kamera gekauft und seither wuchs mein Interesse an der Fotografie. Trotzdem habe ich erst ein Studium im Bereich Ingenieurwesen angefangen, das mir allerdings nicht sehr gefiel. Daraufhin folgte eine kurze Assistenz bei einem Fotografen und danach fing ich ohne weitere Umwege das Fotografiestudium an der FH Dortmund an."

Arne: "Mein Wunsch Fotografie zu Studieren verfestigte sich vor allem während meiner Abiturzeit. Zunächst überwogen jedoch noch einige Zweifel, ob es nicht zu unsicher ist und ob ich gut genug dafür bin. Erst während einer Rucksackreise in Norwegen, bei der ich mit einem meiner besten Freunde für längere Zeit nur in einem Zelt lebte, wurde mir klar, dass ich dem folgen sollte, wofür ich die größte Motivation und Leidenschaft habe."


Erzählt uns etwas über eure Projekte: wie entstehen diese und was steckt dahinter?

Tim: "Hauptsächlich drehen sich unsere Arbeiten um soziale Themen, Menschen in bestimmten gesellschaftlichen Strukturen und Umgebungen. Unser Kollektiv ist auf ehrliche und vielfältige Dokumentarfotografie ausgelegt. Gemeinsame humanistische Werte bilden dabei die Basis.  Hinter allen Arbeiten steckt natürlich die Motivation eine Geschichte zu erzählen. Um das mit unseren Ansprüchen umzusetzen, verbringen wir sehr viel Zeit mit Recherche und besprechen intensiv alle unsere Vorhaben."

Arne: "Vor allem seit dem 3. Studien-Semester hat es uns für Projekte oft ins Ausland gezogen. In Georgien und im Kosovo entstanden Arbeiten in Teams. Mit den sozialen Themen die wir bearbeiten, versuchen wir einen persönlichen Kontakt zu den Menschen aufzubauen, um ihre Geschichte zu verstehen und letztendlich diese möglichst tiefgehend und respektvoll erzählen zu können. Mich interessiert dabei vor allem der Alltag und das Zuhause von anderen Menschen, die Umstände in denen sie leben und wie es sie geprägt hat. Oft behandeln die Geschichten allgemeine Themenfelder wie Identität oder Gemeinschaft und sollen auch für den Betrachter eine tiefgehende Auseinandersetzung ermöglichen, welche über die Dokumentation hinausgeht."

Wie viel Vorbereitung steckt in euren Projekten?

Arne: "Um den Menschen und den Themen an sich gerecht zu werden, ist eine längere Auseinandersetzung damit für uns notwendig. Die Recherche gestaltet sich dabei sehr unterschiedlich. Themen im Ausland benötigen dabei meist eine sehr intensive Vorbereitung. Wir recherchieren jedoch keine Motive im Vorhinein, sondern eher den Rahmen der Geschichte die wir erzählen wollen. Vorher zu überlegen, was man wo und wie erzählen will, ist dabei der erste Schritt. Vor Ort sollte man sich selbst jedoch nicht einschränken und auf spontane Änderungen reagieren. Ich lasse mich auch gerne treiben und folge meinen Protagonisten in Situationen, die ich vorher nicht hätte planen können. Nach dem Fotografieren ist das Editieren ein intensiver Prozess, bei dem wir uns auch Zeit lassen. Vor allem hierbei arbeiten wir in unserem Kollektiv eng zusammen."

Woher nehmt ihr eure Inspiration?

Tim: "Eine Idee kommt meistens durch Zufall – man unterhält sich vielleicht mit einer Person, liest etwas in der Zeitung oder klickt im Internet auf eine Seite. Ich frage mich fast immer, ob ich diese Idee in Fotos umsetzen kann und wie und ob ich wirklich Interesse daran habe, aus dieser Idee ein Projekt zu machen. Kreativität kommt meistens wenn ich wirklich motiviert bin. Sollte es nur bei einer Idee bleiben, notiere ich sie mir schnell und vielleicht kommt später der richtige Zeitpunkt, um sie zu bearbeiten."

Arne: "Ich glaube wir können uns sehr gut gegenseitig motivieren und auch inspirieren. Zu sehen woran die Anderen arbeiten, bringt einen dazu weiter zu recherchieren. Ein bisschen Druck dabei kann auch nicht schaden. Neben Reisen hat mich vor allem meine Heimat immer wieder auf Ideen gebracht. Man sollte nicht nach reißerischen und fotografisch spektakulären Themen suchen, sondern sich zuerst fragen, wofür man sich wirklich interessiert. Nur bei diesen Themen habe ich die nötige Motivation um zum Schluss eine wirklich tiefgehende Arbeit zu produzieren. Sich manchmal zurückzubesinnen wo man herkommt kann dabei helfen."

Aus der Dokumentation des Pankisi-Tals von Tim Brederecke:

Welche Herausforderungen habt ihr bei euren Dokumentationen bereits gemeistert?

Arne: "Im Ausland zu arbeiten kann verschiedene Herausforderungen mit sich bringen. Für ein Projekt bin ich nach Abchasien, eine Teilregion in Georgien, gereist. Dieses Land, angrenzend an Russland, hat sich nach einem Krieg 1992 von Georgien als unabhängig erklärt. Erst seit 2008 wird es von sehr wenigen Ländern, darunter Russland, als unabhängig anerkannt. Die Situation vor Ort konnte ich auch nach intensiver Recherche nur erahnen. Dazu kommen Einreiseerlaubnis und die sehr sensible Grenze, die von russischen Soldaten bewacht wird. Ich habe mir einige Russisch-Kenntnisse angeeignet, um überhaupt dort arbeiten zu können."

Tim: "Die größte Herausforderung für mich ist, sich auf etwas nicht Vorhersehbares einzulassen. Als ich zusammen mit Maximilian Mann nach Georgien ging um ein Projekt umzusetzen, planten wir einen längeren Aufenthalt mit Schäfern in einer abgelegenen Bergregion. Durch sehr schlechte Wetterbedingungen und Mangel an Proviant mussten wir allerdings nach nur wenigen Tagen unser Vorhaben abbrechen. Nach zwei Tagen in der nächsten Kleinstadt entschieden wir uns das Projekt frühzeitig zu beenden. In sehr kurzer Zeit musste also ein neues Thema gefunden werden. Wir reisten spontan in das Pankisi-Tal, woraus am Ende eine umfangreichere Geschichte entstand, als wir erwartet hatten."

Pankisi-Tal: Der ehemalige Imam der Moschee in Duisi ist Tischler und Imker. Einmal die Woche unterrichtet er Jugendliche in seiner Arbeit; Nikon D810 | 1/250s | f4 | ISO 400

Pankisi-Tal: Samira ist bei ihren Großeltern Lena und Noshrevar Gumashvili zu Besuch. Die Großeltern leben auf einem kleinen Hof direkt am Fluss; Nikon D810 | 1/25s | f4 | ISO 1.400

Mit welchem Equipment seit ihr unterwegs? Was muss immer dabei sein?

Tim: "Seit fast 10 Jahren fotografiere ich mit Nikon. Ich habe lange Zeit mit DX-Kameras gearbeitet bis ich vor drei Jahren auf die D810 umgestiegen bin. Vorher habe ich mehr Wert auf gute Objektive und Zubehör gelegt. Das AF-S NIKKOR 24–70 mm 1:2,8G ED ist mein „Immerdrauf“. Bei Portraits wechsle ich dann gerne auf Festbrennweiten. Wenn ich mit der D810 filme, benutze ich gerne das AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,8G. Das ist wohl die schärfste Linse in meinem Koffer und hat kaum Verzeichnungen."

Arne: "Schon meine erste Kamera war eine Nikon. Seit ca. 4 Jahren fotografiere ich nun mit der D7100 und wurde noch nie von dieser Kamera enttäuscht. Vor allem das Handling und Extras wie z.B. die 2 SD Kartenslots haben mich überzeugt. Dieses Jahr werde ich mit der D750 auf Vollformat umsteigen. Allgemein limitiere ich mich gerne bei den Brennweiten. Ich benutze hin und wieder mein AF-S DX NIKKOR 18–105 mm 1:3,5–5,6G ED VR, falls ich schnell reagieren muss, doch den Großteil meiner Fotos mache ich mit Festbrennweiten. Ich habe gerne wenig dabei, damit ich mich nicht zu viel mit der Auswahl des Objektivs beschäftigen muss. Für ein persönliches Projekt in meiner Heimat fotografiere ich mit der analogen Nikon L35AF2. Eine Kamera die ich gerne immer dabei habe."

Aus der Dokumentation über Schützenvereine in Deutschland von Arne Piepke:

Was würdet ihr Einsteigern in die Dokumentarfotografie raten?

Arne: "Neben der ehrlichen Kritik und dem Austausch mit anderen, solltet ihr euch nicht zu sehr einschränken oder abschrecken lassen. Konkurrenzverhalten und ständiges Vergleichen hemmt Kreativität und Motivation! Bevor ihr ein Thema angeht, solltet ihr euch fragen: Was will ich erzählen? Wie will ich es erzählen und warum bin ich der Richtige dafür? Das sind nicht immer leicht zu beantwortende Fragen, jedoch bringen sie einen dazu Themen einzugrenzen, präzise zu fotografieren und zu editieren."

Tim: "Macht freie Projekte und holt euch genug Feedback von anderen Leuten! Sucht euch ein Umfeld, in dem ihr euch nicht scheut unfertige Arbeiten zu zeigen und nehmt Kritik an. Noch lerne ich viel und freue mich über jeden Input den ich kriegen kann. Das heißt natürlich nicht, sich nach der Meinung anderer zu verbiegen, aber zumindest ein offenes Ohr für Anmerkungen zu haben."

Abkhazia: 120.000 Einwohner lebten vor dem Krieg in der Hauptstadt Sochumi. Abchasen waren damals deutlich in der Minderheit. Die Stadt verlor mehr als die Hälfte der Bevölkerung und über 90% der georgischen Bewohner während des Krieges 1992-93.

Truppen der abchasischen Armee bereiten sich auf die Parade am "Tag des Sieges" vor, um den Sieg der Sowjetunion über das Deutsche Reich zu feiern. Die abchasische Armee besteht aus 3000-5000 Soldaten.

Die 1. Ausgabe von DOCKS; 18.05.2018

Was ist DOCKS und was steckt dahinter?

Das DOCKS Collective entstand aus der Idee eine Plattform zu schaffen, die wir selbst kuratieren und auf der wir uns gemeinsam repräsentieren können. Da wir uns seit Jahren treffen und gemeinsam in den Küchen und Wohnzimmern der anderen an unseren Projekten arbeiten, wurde DOCKS vor allem auch auf einer freundschaftlichen Basis gegründet. Neben dieser Basis wollen wir für ehrliche und vielfältige Dokumentarfotografie mit humanistischen Werten stehen. Der Name „DOCKS“ enthält die Abkürzung für „Documentary“, was unsere Fotografie natürlich verbindet. Darüber hinaus ist das „DOCKS“, also eine Anlaufstelle aus der Schifffahrt, sinnbildlich auch als Anlaufstelle unserer Zusammenarbeit zu verstehen.


Um das Kollektiv offiziell zu machen, haben wir mit Hilfe eines befreundeten Designers eine erste Publikation gestaltet. 5000 Zeitungen mit unseren Arbeiten werden dafür ab dem 18.05.2018 bei verschiedenen internationalen Festivals, Messen, Hochschulen und anderen Gelegenheiten kostenlos verteilt.


Für die Zukunft sind weitere Publikation, Ausstellungen und vor allem neue Arbeiten geplant. Wir wollen uns immer weiterentwickeln und DOCKS dabei als Plattform haben. Momentan sind wir jedoch stolz auf unsere erste Publikation und freuen uns auf die nächsten Jahre.


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