AN DEN RÄNDERN DER WELT: NATURFOTOGRAFIE MIT DER NIKON D5

Dienstag, 19. November 2019

Markus Mauthe ist Naturfotograf und Umweltaktivist. Mit uns hat er über 30 Jahre Arbeit, seinen Kampf für den Erhalt natürlicher Lebensräume und seine Lieblingskamera Nikon D5 gesprochen.



„SCHÖNE BILDER ALLEINE REICHEN MIR NICHT MEHR. ES MUSS AUCH EINE BOTSCHAFT DAHINTER STECKEN.“

Markus, wie bist du zur Naturfotografie gekommen?

Ich bin in einer Fotografenfamilie am Bodensee groß geworden und war schon als Kind viel in der Natur unterwegs. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Industrie- und Werbefotografen absolviert. Mit 17 war ich dann das erste Mal in Afrika und mit 20 bin ich mit dem Fahrrad quer durch Neuseeland gefahren. Irgendwann habe ich dann den Entschluss gefasst, meine Reiseleidenschaft und meinen Beruf zusammenzubringen – und mich als Natur- und Reisefotograf selbständig zu machen. Ich habe meinen Unterhalt damals vor allem durch Dia-Shows bestritten, die damals stark boomten, und ich bin diesem Format bis heute treu geblieben – auch wenn die Multivision-Shows heute mit Beamern funktionieren und weit mehr Möglichkeiten bieten – etwa die Einbindung von Bewegtbild.

Du fotografierst immer schon mit Nikon und bezeichnest dich selbst als überzeugten ‚Nikonianer’. Wieso?

Ganz einfach: Ich habe mit 17 Jahren meine erste Nikon gekauft und habe nie über einen Systemwechsel nachgedacht. Schlicht, weil es keinen Grund dazu gab. 2002 habe ich mir mit der D100 meine erste Digitalkamera zugelegt, die D3X war mein erstes Profimodell, dann folgte die D4 und jetzt die D5. Außerdem bin ich mit dem Nikon Professional Service und seiner schnellen Reaktionszeit hochzufrieden.

Welche Objektive nutzt du?

Mein Equipment reicht vom AF Fisheye-NIKKOR 16 mm 1:2,8D über das AF 2,8/20-35 mm D IF und das AF Zoom-NIKKOR 35-70 mm/2, 8 D bis hin zu Telezooms und Tele-Festbrennweiten wie dem AF-S NIKKOR 70-200 mm 1:2,8E FL ED VR und dem AF-S NIKKOR 80-400 mm 1:4,5-5,6G ED VR. Für Aufnahmen von wilden Tieren setze ich das AF-S NIKKOR 600 mm 1:4E FL ED VR ein.

Zurück zur D5. Was schätzt du an dieser Kamera?

Sie ist ein absolut zuverlässiges Handwerksgerät und hat mich nie im Stich gelassen – ganz gleich ob ich in den Tropen bei +40 und hoher Luftfeuchtigkeit oder bei -30 Grad am Polarkreis fotografiert habe. Ich habe mit ihr mein komplettes letztes Mega-Projekt durchgeschossen – die D800, die ich als Backup dabeihatte, ist gar nicht zum Einsatz gekommen. Besonders hilfreich waren in diesem Zusammenhang auch die herausragenden Lowlight-Eigenschaften der Kamera. Ich fotografiere ausschließlich mit dem Licht, das ich vor Ort antreffe. In einigen Hütten, durch deren Fenster nur spärlich Licht fiel, musste ich die ISO-Empfindlichkeit dazu schon ganz schön hochschrauben. Die Bildqualität war aber trotzdem über jeden Zweifel erhaben.

Womit wir bei deinem jüngsten Projekt wären. Welches Ziel hast du mit „An den Rändern der Welt“ verfolgt?

Bis dahin lag der Schwerpunkt meiner Arbeit darauf, die Vielfalt und Schönheit der Natur abzubilden – und gleichzeitig auf die massiven ökologischen Veränderungen hinzuweisen, denen sie ausgesetzt ist. Mein aktuelles Projekt nimmt jetzt den Blickwinkel derjenigen ein, deren Leben noch eng mit diesen Naturräumen verbunden ist und mit diesen Veränderungen zu kämpfen haben. Ich habe zwischen 2016 und 2018 insgesamt 22 indigene Volksgruppen in unterschiedlichsten Regionen der Erde besucht und war dafür in Afrika, Asien, am Nordpolarkreis und in Südamerika unterwegs, um das naturnahe Leben der jeweiligen Ethnien in unterschiedlichsten Klimazonen, ihre Geschichten und ihre kulturellen Besonderheiten zu dokumentieren.

D5 | 1/250s | f/1.4 | ISO 1000

An einigen Orten warst du bereits früher. Was hat sich seither verändert?

Zu Anfang des Projekts habe ich unter anderem die ethnischen Gruppen der Himba und die San im südlichen Afrika besucht – eine Gegend, die ich bereits von meiner ersten Afrikareise Anfang der neunziger Jahre kannte. Dort ist mir nochmals deutlich geworden – und das hat sich wie ein roter Faden durch die gesamte Arbeit gezogen – in welch rasantem Wandel sich die Welt befindet: Die Himba kämpfen im nördlichen Namibia um das Überleben ihrer Rinder, weil es in dieser sowieso schon trockenen Gegend immer weniger regnet – und die Kultur der San existiert eigentlich nur noch in touristischen Schaudörfern.

Welche ökologischen Veränderungen hast du während es Projekts beobachtet?

Ein Beispiel. Im Tal des Omoflusses im Süden Äthiopiens wird Zuckerrohr im großen Maße angebaut. Dafür wurden riesige Staudämme gebaut. Die im Tal lebenden Ethnien sind durch diese Staudämme aber in ihrer Existenz bedroht, weil die natürlichen Überschwemmungen durch die Mineralien und damit natürlicher Dünger über ihre Felder gespült wurden, ausbleiben. Immer öfter sehen wir im Omo-Tal deshalb die Zelte der Welthungerhilfe. Eine der Frauen, die ich dort für mein Projekt interviewt habe, sagte mir: „Wir brauchen eure Hilfe nicht! Wir benötigen nur das Wasser aus unserem Fluss.“ Ähnliches gilt für Brasilien. Seit 1990 sind auf der Erde zweieinhalb Millionen Quadratkilometer Wald zerstört worden. Momentan wird allein in Brasilien pro Minute eine Fläche von 1,5 Fußballfelder abgeholzt. Ich selbst lebe einige Monate im Jahr mit meiner Frau auf einer Kakao-Farm an der brasilianischen Kakaoküste, wo wir die Folgen des Klimawandels durch weniger Niederschlag in den letzten Jahren deutlich zu spüren bekommen. Wenn ich an meine dreijährige Tochter denke, werde ich richtig wütend.

Wie gehst du mit dieser Wut fotografisch um?

Ich zeige Bilder von zum Teil atemberaubend schönen Regionen, rede aber zugleich ganz ungeschönt über deren Bedrohung. Wenn wir als Naturfotografen schon das Privileg haben zu reisen, reicht es glaube ich nicht aus, nur schöne Bilder an die Wand zu projizieren. Es geht auch darum, dass mit den Bildern eine Botschaft, ein Anliegen transportiert wird. Dafür bietet Fotografie hervorragende Möglichkeiten.

Seit 2002 bist du mit deinen Multimedia-Shows auch für Greenpeace unterwegs. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Den Ausschlag gab ein Artikel im Greenpeace-Magazin, den ich gelesen und in dem ich erfahren habe, dass bereits 80% aller Urwälder unserer Erde verschwunden und die verbliebenen stark gefährdet sind. Da ich Wildnis und insbesondere Wälder liebe, bin ich an den Punkt gekommen zu sagen: Ich kann nicht mehr allein schöne Bilder zeigen, ich muss etwas tun. Also habe ich ein Konzept aufgestellt und als fotografierender Referent bei Greenpeace angeklopft. Seither habe ich mich in über 1000 Vorträgen für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen im Allgemeinen und den Schutz der Urwälder im Besonderen eingesetzt. Aus meiner Sicht funktioniert das allerdings nur, wenn ich die Schönheit der Natur zeige und - ohne erhobenen Zeigefinger - auf deren Bedrohung verweise: Nur was wir lieben, wollen wir auch erhalten.

Wie blickst du in die Zukunft?

Ich bin gerade 50 geworden, das Reisen fällt mir schon manchmal schwerer als früher, körperlich, aber – angesichts der Umweltzerstörung, die ich ganz unmittelbar erlebe – vor allem mental. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass ich mit meiner Arbeit etwas erreichen kann. Ich schreibe gerade ein Buch über die letzten 30 Jahre, in denen ich fotografisch arbeite. Es ist eine Art Selbstreflexion und gleichzeitig der Versuch, noch stärker zu fokussieren, wo und wie ich meine Botschaften als Fotograf und Umweltaktivist am besten transportieren kann. Außerdem will ich mich, in der fotografischen Arbeit, die noch vor mir liegt, künstlerisch weiterentwickeln. Es geht darum, meine Bildsprache weiter voranzutreiben hin zu einem in sich geschlossenen stimmigen System. Der Betrachter muss unmittelbar spüren, dass die Bilder zusammengehören und einem konzeptuellem Schema folgen.

Abschließend: Was war das tollste Erlebnis in all den Jahren?

Ganz klar: Der Moment als ich 2012 an die Kakaoküste Brasiliens gefahren bin, um die stark bedrohten Goldkopflöwenäffchen zu fotografieren und vor Ort meine Frau Juliana, die Liebe meines Lebens, kennengelernt habe. Inzwischen betreiben wir dort gemeinsam eine Bio-Kakaofarm mit angeschlossenem Gästehaus und engagieren uns mit der von uns gegründeten Naturschutzorganisation AMAP um den Schutz und die Wiederanpflanzung des tropischen Regenwalds.

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