JANINE HEGENDORF
Auf ihrem Blog "nutsandblueberries" hat Nikon-Fotografin Janine Hegendorfsich Raum geschaffen über alles, was ihr am Herzen liegt zu berichten - vor allem über den Vegetarismus, Tierschutz & Safaris. Diese drei Bereiche werden von ihrer Nikon begleitet und so zaubert sie fabelhafte inszenierte Foodfotos sowie Einblicke in spannende Safaritouren mit wunderschönen Tieren. Für Janine ist die Fotografie & ihr Blog vor allem eines: ein kreativer Ausgleich zu ihrem Bürojob.
Wie & wann bist du zur Fotografie gekommen?
Schon in meiner Kindheit war ich sehr tierlieb. Ein großer Traum war es immer, einmal die Big Five (Elefant, Nashorn, Löwe, Büffel, Leopard) in Afrika hautnah zu erleben. 2010 gingen wir das ersten Mal auf Safari und haben uns entschlossen, eine Spiegelreflexkamera zu kaufen. Seitdem fotografieren wir auf unseren jährlichen afrikanischen Safaris mit Nikon. 2018 geht es auf die 4. afrikanische Safari.
2015 entschloss ich darüber hinaus, einen eigenen vegetarischen Food
Blog zu starten und beschäftigte mich mehr und mehr mit der Food
Fotografie. Die beiden Themenbereiche Food und Wildtierfotografie
sind zwar sehr verschieden, begeistert mich jedoch beide sehr und sind
seither ein wichtiger Ausgleich zu meinem Alltag geworden.
Was treibt dich an?
Mich treibt der Prozess der Kreativität an. Hauptberuflich arbeite ich im Management eines mittelständischen IT-Unternehmens. Die Arbeit ist oft geprägt von Schreibtischarbeit, intensiven Meetings und viel Kommunikation. Der kreative Ausgleich der Fotografie entspannt und entschleunigt. Ich bin in diesen Momenten ganz bei mir. Bei der Fotografie, egal ob im Food- oder Wildtierbereich, arbeite ich stets mit dem Natürlichen. Ich nutze Pflanzen aus dem Eigenanbau oder bewege mich in der Natur. Ich bin umgeben von Wildtieren, die so viel Ursprüngliches und Natürliches ausstrahlen, wie sonst wenig auf der Welt. Inspirationen hole ich mir aus Fachbüchern zur Food Fotografie, von Food
Fotografen oder im Austausch mit anderen Wildtierfotografen.
Was, wann & wo fotografierst du am liebsten?
Afrikanischen Wildtiere fotografiere ich am liebsten. Da ich in Deutschland lebe und nur max. 1x im Jahr auf Safari gehen kann, fotografiere ich darüber hinaus sehr gerne Luchse im Biotopwildpark. Hervorragend eignen sich hier die Morgen- oder Abendstunden, da die Tiere dann am aktivsten sind.
Im Food Bereich fotografiere ich am liebsten natürliche violette und grüne Lebensmittel, wie Pflanzen, Gemüse oder Obst. Die Komplementärfarbe grün passt hervorragend zu dem Violett. Grundsätzlich setze ich gerne natürliche Accessoires, wie Leinentücher ein.
Meine Food-Modell Favoriten sind kalte Speisen, da ich so genügend Zeit
habe, alles zu arrangieren und abzulichten. Mein bevorzugtes Fotostudio
ist hier mein Arbeitszimmer mit meinem rustikalen Eichentisch. Hier kann
ich die Türe schließen und Chaos produzieren, ohne dass
Familienmitglieder über Essbares stolpern. Ob nun Wildtiere oder Food.
Zum Fotografieren benötige ich Zeit und eine entspannte Atmosphäre.
Wie kam es zu deiner Leidenschaft für Food-Blogging & Safari-Liebe? Wie entstand deine Faszination für die beiden doch recht unterschiedlichen Bereiche?
Wie schon einleitend berichtet, bin ich seit meiner Kindheit ein großer Natur- und Tierliebhaber. Die meiste Zeit habe ich mit einer Freundin auf benachbarten Bauernhöfen verbracht, wo immer Katzen herum liefen. Seitdem sind Tiere, im Speziellen Katzen in meinem Leben unglaublich wichtig. Mein Berufswunsch war immer Tierärztin, der leider nicht in Erfüllung ging. Stattdessen arbeite ich im E-Commerce-Management, lebe seit Jahren mit meinen Katern in einem Holzhaus und verbringe viel Zeit in Wildparks in der heimischen Umgebung. Aufgrund meiner großen Faszination für Raubkatzen verschlug es mich daher nach Afrika auf Safari, wo ich meine Leidenschaft für die Wildtierfotografie entdeckte.
Meine Leidenschaft für die Food Fotografie entstand durch einen skandinavischen Blog namens greenkitchenstories, der mich immer wieder faszinierte. Die wunderbar in Szene gesetzten vegetarischen Gerichte inspirierten mich schließlich, selbst einen eigenen Blog zu starten. Und da ich bereits eine Spiegelrefelexkamera besaß, probierte ich das mit der Food Fotografie ebenfalls aus. Schnell merkte ich, dass ich sehr viel Spaß am Ablichten natürlicher Lebensmittel hatte und führte das Hobby weiter.
Wie viel Vorbereitung und Planung stecken in deinen Rezepten und den liebevoll gestalteten Food-Fotos?
Viele wundern sich, wie viel Zeit meine Food Fotografien wirklich in Anspruch nehmen. Neben dem Entwickeln der Rezepte, was eher nebenbei passiert, ist das „perfekt-in-Szene-setzen“ schon eine größere Herausforderung. Mit jedem Bild möchte man eine kleine Geschichte erzählen. Man möchte etwas ausdrücken. Meine Food-Fotografien entstehen nie spontan oder am eigenen Essenstisch. Es ist nie ein Schnappschuss, sondern immer eine gut durchdachte Szene, in der ich die Lichtverhältnisse berücksichtige.
Für eine Foto-Reihe, ohne Zubereitung der Speisen, benötige ich im
Schnitt 1-2 Stunden. Aus einer Reihe von ca. 20 Bildern sind
anschließend vielleicht 2-4 Bilder wirklich nutzbar. Dazu rechnen muss
man das Planen, Einkaufen von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und
Accessoires sowie das Zubereiten und sauber machen. Aufgrund des
Aufwands fotografiere ich nur noch an freien Tagen bzw. am Wochenende
und richtige mir dafür ca. 4 Stunden ein. Da ich stets versuche am
Nordfenster zu fotografieren und direkte Sonneneinstrahlung zu
vermeiden, müssen Tageszeiten ebenfalls berücksichtigt werden.
Anschließend folgt nur noch eine kurze Bearbeitung mit Lightroom, die
aber mittlerweile sehr gering ist, da ich meine Bildsprache gefunden
habe und die Bearbeitung daher schnell geht.
Was war für dich die bisher herausforderndste Situation als Fotografin?
Eine große Herausforderung für mich bestand darin, meine Kamera manuell auf die Lichtgegebenheiten einzustellen. Mittlerweile beherrsche ich den manuellen Modus und weiß, welche Einstellungen ich vornehmen muss, um in einer sehr dunklen Atmosphäre zu fotografieren. Da ich nur einen kleinen Lichtstrahl für meine Food Fotografien nutze und der Rest des Motivs sehr dunkel ist, ist es wichtig, die Kameratechnik zu beherrschen.
Auf meinen Safaris hatte ich vor allem Nachts Probleme, Wildtiere abzulichten. Der Ranger beleuchtet das Tier lediglich mit einem Lichtkegel, so dass es schwierig ist, ein nicht verwackeltes Bild zu machen. 2017 hatte ich das Glück mit einem erfahrenen Fotografen auf Tour zu sein, der mir erklärte, dass nachts eine sehr hohe ISO wichtig ist und ich eine entsprechende Belichtungszeit berücksichtigen muss. So hatte ich 2017 das erste Mal die Möglichkeit, Wildtiere auf unseren Nachtfahrten zu fotografieren.
Ein
bisschen verwackelt waren sie noch. 2018 wird das hoffentlich anders.
Eine weitere Herausforderung bestand immer darin, die Tiere allgemein
scharf zu fotografieren. Da ich zu Hause immer nur mit dem Stativ
fotografiere und auf Safari aus der Hand, musste ich mich erstmal
umstellen und lernen, wie ich die Kamera richtig einstellen muss, um
einwandfreie umverwackelte Bilder zu bekommen.
Mit welchem Objektiv fotografierst du am liebsten & warum?
Da meine Food Fotografie dunkel und stimmungsvoll ist, nutze ich gerne das lichtstarke AF-S NIKKOR 58 mm 1:1,4G Objektiv. Grade das weiche Bokeh, welches ich damit erzeugen kann, hat mich überzeugt. Der Unschärfeverlauf ist für meine Nahaufnahmen im Food Bereich sehr interessant. Die Farben kommen durch das lichtstarke Objektiv hervorragend zur Geltung. Das Objektiv ist gut geeignet für Aufnahmen in einer dunklen Atmosphäre. Da ich bei meiner Food Fotografie immer in sehr dunklen Räumen fotografiere, ist das Objektiv perfekt geeignet.
In meiner Wildtierfotografie nutze ich seit einiger Zeit am liebsten das Telezoom-Objektiv AF-S NIKKOR 200–500 mm 1:5,6E ED VR. Im Biotopwildpark habe ich bereits erste Aufnahmen angefertigt. Der Brennweitenbereich von 200 bis 500 mm eröffnet mir eine außergewöhnliche Reichweite. Perfekt für die Wildtierfotografie. Darüber hinaus nutze ich für meine afrikanischen Safaris weiterhin meine Einstiegsobjektive das AF-S DX NIKKOR 55–300 mm 1:4,5–5,6G ED VR und das AF-S DX NIKKOR 18–55 mm 1:3,5–5,6G VR.
Was macht dich zu einem Original?
Im Food Bereich kann man mittlerweile schon sagen, dass ich hier mein "Original" gefunden habe. Es hat viele Jahre und Ausdauer gebraucht, um meinen eigenen Stil in der Food Fotografie zu finden. Mir gefiel der rustikale und dunkle Stil immer sehr, ich hatte jedoch keine Erfahrung, wie ich diese Art von Bildern anfertigen sollte. Anfangs habe ich sehr viel ausprobiert, war oft sehr frustriert und kam oft an meine Grenzen, da die Fototechnik für mich immer schon sehr schwer zu begreifen war. Nach und nach lernte ich in winzigen Schritten Neues dazu und entwickelte meinen eigenen Stil. Beschreiben würde ich ihn als sehr natürlich, rustikal, kontrastreich und etwas mystisch. Die Fotografien sehen nicht alltagstauglich aus. Es ist für mich eher eine Art Kunst, Lebensmittel in Szene zu setzen. Ich schaffe in meiner Fotografie eine Atmosphäre, die Ruhe ausstrahlt, denn Ruhe gibt mir Energie. Der Betrachter soll das Gefühl haben das Bild gerne anzusehen, ohne viel herein zu interpretieren.
Im der Wildtierfotografie bin ich noch weit entfernt, ein "Original" zu sein. Bei meiner Fototechnik denke ich nicht sehr viel nach. Ich genieße hier eher die Momente, in denen ich die Tiere beobachte und fange diese, die ganz mir gehören, mit meinem guten Nikon Kamera Equipment ein. In der Zukunft möchte ich mich intensiver mit der Wildtierfotografie beschäftigen, um meine eigene Bildsprache zu finden.
Was war der schönste Moment während einer Safari, an den du gerne zurückdenkst?
Da gibt es ganz ganz viele. Einer meiner schönsten Moment war aber sicherlich die Begebung mit jungen Leoparden. Leoparden sind unglaublich schwer zu entdecken, Junge zu sehen ist fast unmöglich! Im Dickicht des südafrikanischen Busches haben wir mit Hilfe eines sehr guten Fährtenlesen und Ranger eine Leoparden Mutter entdeckt, die vor einigen Stunden ein Impala gerissen hat. Kurze Zeit später sahen wir, dass einige Meter weiter zwei Leoparden Junge versteckt waren. Eine unglaubliche und atemberaubende Begegung.