ALEXANDRA EVANG

Es ist die Liebe und ganz besondere Bindung zwischen Mensch und Pferd, die Fotografin Alexandra Evang mit ihrer Arbeit einfangen und transportieren will. Dabei kreiert Alexandra nicht nur selbst emotionale Bilder, sondern sie gibt ihr Wissen auch in Workshops und Coachings weiter. Wie sie zu ihrem Traumberuf gekommen ist und welche Faszination Pferde auf sie ausüben, erzählt Alexandra im Nikon Family-Interview.

Wie & wann bist du zur Fotografie gekommen?

Ich bin 1988 geboren und die Fotografie gehört bald schon mein halbes Leben zu mir. So richtig angefangen hat alles 2005 mit meiner Ausbildung beim WDR in Köln. Hier habe ich den Beruf der Fotomedienlaborantin erlernt und hatte zum ersten Mal in meinem Leben eine DSLR in der Hand. Außerdem ist mein Vater gelernter Chemielaborant und hat über viele Jahre bei einem großen deutschen Foto-Filmhersteller geforscht und Fotopapiere entwickelt. So war ich der Thematik von Kind auf sehr nah.

Nach der Ausbildung arbeitete ich 7 Monate lang als Praktikantin für Gabriele Boiselle, eine sehr bekannte Pferdefotografin. In ihrer Edition werden jährlich neue Kalender und Bücher publiziert, die weltweit verkauft werden. Inzwischen veröffentliche ich dort seit 4 Jahren meinen eigenen Kalender Pferdeliebe, der im Fachhandel und Online erhältlich ist. Anschließend habe ich mein Fachabitur in Gestaltung in Bergisch Gladbach nachgeholt, um Kommunikationsdesign in Düsseldorf zu studieren. Das Studium habe ich 2015 mit einem Bachelor of Arts abgeschlossen – Thema meiner Bachelorarbeit war „Frauen und Pferde“.

Mit meiner Spezialisierung auf Pferde kamen immer mehr Aufträge, alles wurde professioneller und eine aufregende Zeit begann. Kundenaufträge deutschlandweit, in den Niederlanden, Österreich, der Schweiz bis nach Mallorca. Anfang 2016 kam dann meine erste Mitarbeiterin dazu, ein Schritt, der so viel mehr Möglichkeiten bot – denn die Nachfrage wuchs. Ende 2016 hat mein Lebensgefährte Marko seinen sicheren Job gekündigt, seitdem leben wir „Alexandra Evang Photographie“ gemeinsam mit unseren Hunden zu 100 Prozent. Wenn es Dich einmal so richtig gepackt hat und Du mit ganzem Herzen dabei bist, braucht es keinen Plan B.

Alexandra Evang

D850 | 300mm | 1/1600s | f/5 | ISO 1600

D850 | 300mm | 1/1250s | f/4 | ISO 1000

Was gehört alles zu deiner Foto-Ausrüstung?

Meine Hauptkamera ist die D850, bisher meine allerliebste Kamera von Nikon überhaupt. Davor waren es die D810, D800 und D3S, D300s, D300, D50…

Für Reisen und Fotos von unseren Hunden – @diefotografenhunde auf Instagram – nutze ich gerne die D750, weil sie besonders handlich und kompakt ist. Sie wird langsam, aber sicher durch die Z 6II ersetzt, die seit November 2020 zu meinem Repertoire gehört. Mit ihr zu fotografieren macht auf jeden Fall großen Spaß.

Mein Hauptobjektiv ist das Superteleobjektiv AF-S NIKKOR 300 mm 1:2,8G ED VR II – mein absoluter Favorit! Das hatte ich bereits in der analogen Version. Immer mit dabei ist auch das AF-S NIKKOR 70-200 mm 1:2,8E FL ED VR, falls ich am Stall aus Platzgründen mal nicht mit der langen Brennweite auskomme. Außerdem gehören zu meiner Ausrüstung auch die Festbrennweiten AF-S NIKKOR 85 mm 1:1,8G, AF-S NIKKOR 50 mm 1:1,8G und bald auch das Weitwinkelobjektiv AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,4 E ED, auf das ich mich schon sehr freue!

D850 | 300mm | 1/1250s | f/4 | ISO 500

D850 | 300mm | 1/1250s | f/4 | ISO 800

D750 | 300mm | 1/1250s | f/3.2 | ISO 1250


Mit welchem Objektiv fotografierst du am liebsten & warum?

Ganz klar mit dem AF-S NIKKOR 300 mm 1:2,8G ED VR II. Diese Linse ist Magie pur! Beim Blick durch den Sucher bin ich sofort in einer anderen Welt. Ich liebe das Bokeh, die Darstellung der Proportionen meiner Hauptmotive (Pferd & Mensch), die Schärfe, schlichtweg die komplette Qualität. Außerdem erspart es mir das Fitnessstudio, da ich immer frei Hand fotografiere.

Auch mit dem fast 3 Kilo schweren Superteleobjektiv fotografiert Alexandra immer frei Hand.

D810 | 300mm | 1/1000s | f/3.2 | ISO 400

D810 | 300mm | 1/1600s | f/3.2 | ISO 200

D850 | 300mm | 1/800s | f/6.3 | ISO 1600

Was, wann & wo fotografierst du am liebsten?

Wenn das Leben ein Wunschkonzert ist und ich mich entscheiden müsste: Pferde und Menschen. Am liebsten früh morgens, wenn die Welt noch schläft und die ersten Sonnenstrahlen den Nebel durchbrechen. Obwohl ich aber auch Sommerregen total spannend finde. Ich liebe außerdem Heidelandschaften, Sand, Brauntöne, vertrocknetes Gestrüpp als Kulisse.

Was macht dich zu einem Original?

Die Liebe, die ich für all das empfinde. Ich lebe „Alexandra Evang Photographie“ und das Leben, was wir uns aufgebaut haben – ohne Kompromisse. Ich arbeite sehr feinfühlig, positiv und professionell. In jedem das Schöne zu sehen und sichtbar werden zu lassen, Bindungen fühlen und festhalten, Wohlfühlatmosphären schaffen, mit Orten und Licht umgehen können und einfach da zu sein, sind weitere Punkte, die mich in meiner Arbeit als Fotografin sicher auszeichnen. Außerdem liebe ich es, Texte zu schreiben, um die Menschen auch mit Worten an meinen Gedanken teilhaben zu lassen.

Was treibt dich an? Woher nimmst du deine Inspiration?

Die Liebe und ganz besondere Bindung, die zwischen Menschen und Pferden entstehen kann. Ein so großes und wunderschönes Lebewesen im Einklang mit seinem Menschen zu sehen und zu fotografieren, erfüllt mich mit großem Glück.

Die Reaktionen, die anschließend auf die Bilder kommen, tun ihr Übriges. Momente einfangen, die unsere Teams vielleicht schon oft erlebt, aber noch nie gesehen haben. Emotionen pur – das macht einfach nur glücklich und lässt mich auch im Sommer um vier Uhr morgens voller Vorfreude aus dem Bett klettern. Ich liebe es, draußen zu sein, liebe die Natur mit all ihren wunderbaren Facetten, unterschiedlichen Lichtsituationen und finde es total entspannend nach einem Shooting vor dem Rechner zu sitzen, weiter zu planen, Bilder zu bearbeiten und neue Ideen auszuhecken.

Die Fotografie mit all ihren Facetten treibt mich an, aber auch die Möglichkeit, Menschen ehrlich glücklich zu machen, aber auch in unseren Kursen und auf Social Media zu helfen, voranzubringen, zu inspirieren. All diese wundervollen Abenteuer und auch ganz viel Alltag, der eben nie zu alltäglich ist. Kleine Momente, die zu großem werden können, wenn wir sie zum Leben erwecken. Inspirieren lasse ich mich dabei von besonderen Bindungen, Menschen – zum Beispiel auch anderen Fotografen, Licht, Orten, Stimmungen und Situationen.

D800 | 300mm | 1/4000s | f/2.8 | ISO 500

Was war für dich die bisher herausforderndste Situation als Fotografin?

Überhaupt Fotografin zu werden. Nicht nur einmal sind mir Sätze wie „fotografischer Kitsch“, „dass war mal in den 80ern modern“ und „Die Fotografie ist Tod“ um die Ohren geflogen. Ansonsten stellt uns unsere Selbstständigkeit immer wieder vor Herausforderungen und auch fotografisch gehe ich gerne an meine Grenzen. Pferde fotografiere ich oft am Boden liegend, da gehört matschige Kleidung, bis zur Brust im Meer stehen und bei Wind und Wetter draußen sein zum täglichen Brot.

D850 | 300mm | 1/1250s | f/4 | ISO 2000

D850 | 300mm | 1/1600s | f/5 | ISO 800

Welches war bisher dein liebstes Projekt?

DAS eine Liebste ist wieder so eine Frage, die echt schwer zu beantworten ist!

Was ist das Besondere an der Arbeit mit Pferden?

Dass sie jeden Moment besonders machen können, wenn Du Dich mit Ihnen verbindest. Pferde sind Meister der nonverbalen Kommunikation. Pferde als das wahrzunehmen, was sie sind und nicht nur aufgrund ihrer Leistung im Sport oder Ähnlichem ist das, was ich mit meinen Bildern zum Ausdruck bringen möchte. Ich liebe die Ruhe, die sie ausstrahlen, ihre Sanftheit und auch die ganz wilde Seite. Kurzum, die Zusammenarbeit mit Pferden wird nie langweilig, weil jedes dieser Tiere auf seine ganz eigene Art und Weise sehr besonders ist.

Welche 3 Tipps kannst du Hobbyfotograf:innen für die Pferde-/Tierfotografie geben?

  1. Sei geduldig und nimm dir Zeit für gute Bilder, aber sei trotzdem schnell, wenn es drauf ankommt. Schau nicht zu viel auf Deine Kamera, um keine Momente zu verpassen und vergiss nicht, zu genießen. Das, was wir erleben dürfen, ist ein Geschenk.
  2. Weniger zoomen! Ich selbst bin totale Festbrennweiten-Liebhaberin. Denn so zu fotografieren, schult den Blick und zwingt uns automatisch, uns mehr zu bewegen und kreativer zu werden.
  3. Kurze Belichtungszeiten auch bei Porträts, nicht nur bei Bewegungsbildern mit Tieren. Ich würde hier – je nach Optik und wie gut man im „aus der Hand fotografieren“ ist – mindestens 1/500s empfehlen, um jeden Moment einfrieren zu können. Im Durchschnitt arbeite ich meist auf 1/1250s und 1/1600s.

D850 | 300mm | 1/1250s | f/4.5 | ISO 500

Sehr besonders war meine Reise nach Kirgisistan, zu der ich aufgrund meiner Arbeiten vom Lions Club eingeladen wurde. Hier habe ich mit anderen jungen deutschen und kirgisischen Fotografen eine Ausstellung organisiert und meine Bilder hingen in der Nationalgalerie in Bischkek. Das Pferd ist in diesem Land heilig, was mit Sicherheit einer der Gründe für die Einladung war. Ich bin damals fast vom Glauben abgefallen, als diese sehr besondere Anfrage kam. 2019 waren wir selbst mit einer Gruppe Fotografen dort unterwegs. 10 Tage Wanderritt und Fototour, die Marko und ich geleitet haben. Das war ebenfalls ein Projekt, auf das wir sehr stolz sind.

D850 | 300mm | 1/1600s | f/5 | ISO 500

Alexandra mit ihren Hunden Nalani und Micky.

Die Zusammenarbeit mit dem ADAC Reisemagazin, für das wir auf der Garden Route in Südafrika unterwegs waren. Die Pferdeserie „Armans Geheimnis“ für die ich für den WDR als Set- und Pressefotografin fotografieren konnte. Die Einladung nach Graz zu Video2Brain (jetzt LinkedIn) für mein erstes eigenes Videotraining. Es gab einige aufregende Reisen und Erlebnisse, die ich durch meinen Beruf erleben durfte.

Außerdem sind Fotoworkshops, die ich seit 2012 in Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande und Spanien gebe, mit wunderbaren Workshopteilnehmern immer wieder eine große Freude. Und natürlich auch, dass ich seit 2019 als Trainerin für die Nikon School arbeiten darf.

Ganz besonders am Herzen liegt mir natürlich auch mein eigener Kalender Pferdeliebe, der seit 4 Jahren in der Edition Boiselle erscheint und große Auflagen erreicht. Und zu guter Letzt mein neustes Projekt 2021 „Female Facets“ gemeinsam mit Nikon und ganz großartigen Frauen.

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