STEFAN FORSTER
Stefan Forsters Leidenschaft gilt schon seit vielen Jahren der Landschaftsfotografie. Anfang 2008 hat er seine Passion zum Beruf gemacht und bereist seitdem ca. sechs Monate im Jahr die Welt auf der Suche nach dem perfekten Licht. Er hat sich voll und ganz der Landschaftsfotografie verschrieben. Menschenleere Gegenden, extreme Wetterstimmungen, Gletscher- und Eislandschaften, karge, mit Dünen überzogene Wüsten und in letzter Zeit vermehrt auch die Schweizer Alpen: Das sind genau die Motive, für die er jede Strapaze auf sich nimmt. Seinen Blick für das besondere Bild und seinen unbegrenzten Enthusiasmus für die Fotografie möchte er in seinen Kursen auch mit anderen teilen.
Bitte erzähle uns etwas über dich: wie ist dein fotografischer Werdegang, wie bist du zur Fotografie gekommen, was inspiriert dich?
Den Weg zur Fotografie entdeckte ich über meine Liebe zur Natur. Mein erster fotografischer Erfolg war mehr ein Zufall. Es gelang mir, einen seltenen Kugelblitz zu fotografieren und damit in sämtlichen Medien zu erscheinen. Daraufhin reiste ich zum ersten Mal nach Island, um alleine und zu Fuss das Hochland zu durchqueren. Die Kamera war damals nur ein kleiner Teil der Ausrüstung. Bei den darauffolgenden Reisen wurde die Fotografie jedoch immer wichtiger. Heute bestimmt sie die Art meines Reisens komplett. Wenn dies bedeutet, dass ich für ein bestimmtes Bild 25 Tage lang durch den Himalaya trekken muss, dann mache ich das gerne. Sport und Fotografie gehen in der Landschaftsfotografie Hand in Hand.
Schon vor meinem Einstieg in die Berufsfotografie eröffnete ich in Wil SG ein Kurszentrum für Fotografie und Fotoreisen. Dieses führe ich nun seit 13 Jahren und kann dadurch meine einzigartigen Reisen quersubventionieren. Mit dem heutigen Erlös aus dem Bilderverkauf wäre dies nicht mehr finanzierbar. Seit 2014 bin ich auch stark in der Luftfotografie und Videografie aktiv. Dadurch erhalte ich vermehrt Aufträge von BBC und weiteren Naturfilmproduzenten.
STEFAN FORSTERS EQUIPMENT
Als Natur- und Landschaftsfotograf lege ich meist weite Strecken und viele Höhenmeter zu Fuss zurück. Darum sind das Gewicht und die Grösse der Kamera das A und O. Seit ich im Herbst 2018 die Nikon Z 7 mein Eigen nennen darf, bin ich extrem angetan von den Vorteilen der spiegellosen Kamera. Die Objektive sind ultraklein und doch extrem scharf und hochwertig. Ich konnte mit der Nikon Z 7 das Gewicht und Packvolumen von heute auf morgen halbieren und habe nun noch mehr Bewegungsfreiheit. Was ich an der Z 7 am meisten liebe, ist der Sucher, den ich gerne mein «mobiles IMax» nenne. Dank dem Stabilisator von bis zu fünf Stufen kann ich oft auf mein Stativ verzichten. Verschlusszeiten von einer fünftel Sekunde aus der Hand sind nun problemlos machbar.
NIKKOR Z 24–70 mm 1:4 S
Das mit der Nikon Z 7 im Bundle mitgelieferte ultrakleine 24-70 mm F4 ist bei mir täglich im Einsatz. Aufgrund der bis zu fünf Stufen Stabilisation ist die Blende von F4 vollkommen ausreichend und war bislang nie ein Problem. Die «Parkposition» des Objektivs macht es umso kleiner und kompakter für lange Touren.
NIKKOR Z 14–30 mm 1:4 S
Ein Objektiv, auf das viele Fotografen seit Jahren gewartet haben. Ich persönlich liebe diese Linse aus vielen Gründen. Es ist das erste Objektiv mit 14 mm, welches Schraubfilter mit 82 mm ermöglicht. Es ist ultraleicht und klein und dennoch scharf bis an den Rand. Das 14-30 ist gegenlichtoptimiert und ich kann damit perfekt direkt in die Sonne fotografieren, ohne viele störende Lens Flares zu erhalten.
AF-S NIKKOR 180-400 mm 1:4E TC1,4 FL ED VR
Für mich das ultimative Tierobjektiv. Es ist im Verhältnis sehr leicht und klein und dennoch extrem scharf. In vielen Situationen ist eine feste Brennweite in der Naturfotografie hinderlich. Wenn das Tier näherkommt, muss man es plötzlich im Bild anschneiden und das Foto ist nicht mehr brauchbar. Mit dem 180-400 mm ist die Bildqualität eines Festbrennweite-Teleobjektivs praktisch kombiniert mit allen Vorteilen des Zooms.
AF-S NIKKOR 70-200 mm 1:2,8E FL ED VR
Mein Lieblingsteleobjektiv. Es ist extrem leicht und klein und deshalb eigentlich immer mit dabei. Die Schärfe ist so überragend, dass ich nicht darauf verzichten kann. Ich nutze es vor allem für Details in der Landschaft oder Tieraufnahmen in naher Distanz.
AF-S NIKKOR 500 mm 1:5,6E PF ED VR
Der Grund für die Anschaffung dieses Objektivs war für mich das perfekte Grössen- und Gewichtsverhältnis. Wenn ich das 180-400 mm mal nicht mitnehmen kann und trotzdem alle Tiere fotografieren möchte, nehme ich dieses neue 500 mm Objektiv mit. Mit einem Gewicht von 1.4 kg und einer Länge von nur 24 cm ist es perfekt geeignet für mehrtägige Wanderungen oder Safaris.
STEFAN FORSTERS FOTO-TIPPS
Beobachten statt Drauflosschiessen
Obwohl in der heutigen Zeit der Digitalfotografie ein Foto an sich nichts mehr kostet, macht es trotzdem Sinn so zu fotografieren, als wäre man in der Analogfotografie. Viele Fotografen schiessen hunderte oder gar tausende Bilder am Tag. Dies führt zu einer Flut von Bildern und Daten, von denen man am Ende sowieso nur Wenige auswählt. Wenn man die Natur vor dem Auslösen beobachtet, schaut woher die Wolken kommen, wann der Sonnenstrahl die Erde berührt, ob das Licht noch besser wird oder nicht etc., dann kann man viel Zeit und Arbeit am Computer sparen.
Trage der Natur Sorge, teile deine Fotopunkte nicht
Vielen Fotografen ist nicht bewusst, dass wir durch das Fotografieren draussen in der Natur einen grossen Einfluss auf die Landschaft und die Tiere nehmen. Für das perfekte Bild werden oft sensible Moose, Flechten und sonstige Pflanzen niedergetrampelt. Wenn das nur eine Person macht, kann sich die Pflanze oder das Moos regenerieren. Wenn man jedoch seine Punkte auf den sozialen Netzwerken öffentlich teilt, lockt dies viele andere Fotografen an. Spätestens dann ist dieser Punkt und dessen Flora und Fauna massiv gefährdet. Zeige deine Bilder, aber überlege dir gut, ob du jedem erzählen möchtest, wo du das Bild aufgenommen hast.
Technik kennen
Gutes Licht kommt anfänglich unverhofft. Mit zunehmender Erfahrung kannst du es jedoch vorhersehen. Trotzdem bleibt das grösste Problem bestehen: das schönste Licht dauert meist nur wenige Minuten an. Nur wenn du deine Kamera perfekt beherrschst, kannst du in diesen wenigen Minuten das Beste rausholen.
Richtige Ausrüstung
Es gibt eine Vielzahl von Kameras und Objektiven. Die meisten davon sind auf irgendeine Art von Fotografie spezialisiert. Wähle die richtige Kamera für deine Fotografie aus und dazu die passenden Objektive. Nicht immer ist das lichtstärkste Objektiv das beste Objektiv. In meiner täglichen Ausrüstung befinden sich viele F4 oder gar F5.6 Objektive, welche ich nie durch eine lichtstärkere Optik eintauschen würde.
Stimmige Entwicklung
Das höchste Ziel eines Fotografen ist es, dass seine Bilder einen eigenen Charakter, einen eigenen Stil erhalten. Nebst der Perspektive und dem Sujet spielt die Entwicklung der Bilder eine sehr wichtige Rolle. Man sollte sich irgendwann für eine Art der Bildentwicklung entscheiden und diesem Weg dann treu bleiben. Meine Art der Entwicklung ist sehr minimalistisch. Da ich im Jahr rund sechs bis sieben Monate auf Reisen bin, habe ich pro Bild kaum mehr als zehn Sekunden Zeit für die Entwicklung. Mein Credo ist es, die Farben der Bilder nie im Nachhinein zu verstärken. Ich gehe einfach so oft an einen Ort, bis das Licht perfekt ist. Das kann in seltenen Fällen beim ersten Besuch so sein und teils auch erst nach einigen Jahren. Wichtig ist nur, dass du dir selbst immer treu bleibst.
Ein paar Fragen an Stefan Forster
Was ist das Besondere an deiner Fotografie? Was möchtest du mit ihr bewirken, zeigen oder ausdrücken?
Ich jage seltenen und einzigartigen Lichtstimmungen hinterher. Das Besondere an meinen Bildern ist, dass sie Lichtstimmungen zeigen, die nicht alltäglich sind und auf die man oft jahrelang warten muss. Als Fotoreiseleiter habe ich das Privileg, dieselben Länder Jahr für Jahr mehrfach zu bereisen und auf diese einzigartigen Momente warten zu können. Nur darum ist es möglich, meine Art der Fotografie weiterzuführen.
Was ist deine Leidenschaft? Wofür „brennst“ du?
Ich brenne für menschenleere Landschaften und Berge mit einer weiten Sicht, die schwierig zu erreichen sind. Es gibt für mich nichts Schöneres, als im abgelegenen Hochland von Island auf Berge zu rennen, die wohl noch nie ein Fotograf bestiegen hat. Solche Berge gibt es auch in Grönland, Norwegen, Alaska, etc. Ich liebe Länder, in denen wir Menschen noch nicht so verbreitet sind.
Was wünschst du dir für die Zukunft? Was möchtest du fotografisch noch unbedingt umsetzen oder erreichen?
Ich hoffe, dass ich mit meiner Fotografie etwas bewirken und verändern kann. Wir Menschen befinden uns in einer sehr schwierigen Phase. Wir erkennen langsam aber sicher, dass wir die Natur mit unserer Menge und unserem Verhalten in die Knie zwingen und dass das so nicht weitergeht. Wir Fotografen tragen einen grossen Teil zu diesem Bewusstsein bei. Problematisch finde ich, dass ich als Reisefotograf mit meinen Flügen und dem Autofahren massiv dazu beitrage, dass die Natur zu Grunde geht. Doch konnte ich durch meine Vorträge und Filme schon so viele Leute motivieren, der Natur mehr Sorge zu tragen. Ich führe meine Bestimmung als Naturfotograf noch so lange weiter, wie es geht. Das schlechte Gewissen wird trotzdem von Jahr zu Jahr grösser.
Was schätzt du an deinem Nikon-Equipment am meisten? Was ist dir bei deiner Ausrüstung besonders wichtig?
Ich mag es, dass ich bei Nikon als Fotograf auch Einfluss auf die Entwicklung der Kameras und Objektive nehmen kann. Nikon hört auf uns Fotografen und versucht, unsere Vorschläge zu realisieren. Was dabei herauskommt sind Kameras, die auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Was schätzt du an der Fotografie? Wieso liebst du deine Arbeit?
Ich kann draussen in der Natur sein. Das ist für mich das Wichtigste und Schönste an meinem Beruf. Ich wurde nicht mit einer grossen Erinnerungsgabe gesegnet. Namen merken ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Die Fotografie hilft mir immer, mich an alle schönen Orte und Momente zu erinnern.