MANUEL BAUER
Manuel Bauer, 1966 in Zürich geboren, war schon früh von den Möglichkeiten der Fotografie fasziniert. Bevor er begann, sich mit seiner Art der Fotografie auch sozial zu engagieren, erlernte er das Handwerk des Werbefotografen. Nach einer weiteren Ausbildung in Fotojournalismus spezialisierte er sich auf Langzeitprojekte – oder wie er es nennt „sozial-dokumentarische Fotografien“. Seine ambitionierten Projekte im Ausland verfolgt er oft über viele Jahre hinweg. Indien zum Beispiel bereiste er seit 1988 über 50-mal. Dabei hat er das Land intensiv kennengelernt.
Für seine Arbeiten erhielt Manuel Bauer prestigeträchtige Auszeichnungen wie den „World Press Photo Award“ und den „Picture of the Year Award“. Er stellt seine Werke auf internationalen Ausstellungen zur Schau und gilt als begnadeter Referent bei Grossveranstaltungen.
Bitte erzähle uns etwas über dich: wie ist dein fotografischer Werdegang, wie bist du zur Fotografie gekommen, was inspiriert dich?
Mein Vater arbeitete als freischaffender Grafiker, Künstler und Illustrator und wählte seine Kunden stets nach ethischen Kriterien aus. Er und meine Mutter besprachen beim Abendessen oft seine neuen Aufträge. So sagte er beispielsweise: «Für diesen Kunden arbeite ich nicht. Der ist korrupt». Für Hilfswerke oder Kunstmuseen arbeitete er hingegen zum halben Preis. Es beeindruckte mich, dass er diese Grundsätze hatte und sie als Freischaffender durchziehen konnte. Ich wollte ebenso selbstbestimmt nach meinen eigenen Prinzipien arbeiten. Mit der Fotografie kam ich schon früh in Berührung. Mein Vater kannte hervorragende Fotografen. Als Junge schlich ich manchmal in deren Studios herum. Da wurde ich auch schon mal gebeten, Modell zu stehen. So war mir mein Weg bald klar und ich absolvierte eine Berufslehre zum Werbefotografen bei Thomas Cugini, ein Meister seines Werks. Ich interessierte mich schon damals für die Umwelt und engagierte mich politisch und sozial. Nach der Lehre wechselte ich in den Fotojournalismus, weil mir das thematisch näher war. Ich konzentrierte mich bald auf Langzeitprojekte, weil es mir vor allem um die Hintergründe geht.
MANUEL BAUERS EQUIPMENT
Zurzeit arbeite ich mit der Nikon D5. Ich nutze sie auch auf Reisen. Wahrscheinlich kommt diesbezüglich noch meine Berufsausbildung zum Tragen. Ich bin mir zuverlässiges Werkzeug gewohnt. Es macht mir auch nichts aus, auf einem dreiwöchigen Trekking die D5 um den Hals zu tragen. Sie liegt einfach perfekt in der Hand und lässt mich auch bei unwirtlichen Bedingungen nie im Stich. Auf einer Reportage geht es durchaus auch mal rau zu und her. Ich möchte mich da auf das beste Bild konzentrieren können. Das ginge nicht, wenn ich mich um die Ausrüstung sorgen müsste. Ich muss mich in solchen Momenten auf das Material verlassen können. Ich arbeite sehr lange am perfekten Bildausschnitt. Ich kontrolliere exakt, was noch im Bild ist und was nicht. Da kommt mir die Ruhe und Stabilität des grossen Bodys entgegen. Die hohen ISO-Werte dieser Kamera sind eine Revolution für die Reportagefotografie.
Ich arbeite gerade an einem Kinofilm. Da drehe ich mit der Z 6. Unglaublich was dieses kleine Ding hergibt. Kino in 4K! Für mich als Fotograf ist diese Kamera eine perfekte Möglichkeit, auch im professionellen Film zu arbeiten. Das Handling und die Settings sind mir ja nach 35 Jahren Fotografieren mit Nikon bestens geläufig.
AF-S NIKKOR 200 mm F2G ED VRII
Das 200 mm mit seiner enormen Leistung von Blende 2.0 und seiner wunderschönen Schärfenuntiefe ist ein wunderbares Objektiv, wenn ich aus diskreter Distanz die verschiedensten Charakterzüge in einem Gesicht festhalten möchte.
AF-S NIKKOR 24-70 mm 1:2,8E ED VR
Wenn es hektisch wird, um Geschwindigkeit geht und ich meinen Standort nicht beliebig wählen kann – was im journalistischen Umfeld sehr oft der Fall ist – ist das Zoom 24–70 mm, 2.8 mm meine bevorzugte Wahl. Mit diesem hochqualitativen Allrounder kann ich aus jeder Situation eine aussagekräftige Bildgeschichte gestalten.
AF-S VR Micro-NIKKOR 105 mm 1:2,8G IF-ED
Oft ist es meine Aufgabe, komplexe Zusammenhänge auch in abstrakten Themen wie Forschung und Technik begreifbar zu machen. Da ist mir das 105 mm Makro ein unersetzbarer Begleiter.
AF-S NIKKOR 35 mm 1:1,4G
Wenn ich mehr Zeit habe, um nach Sujets zu suchen, am perfekten Bild zu feilen und Intimitäten und Stimmungen entstehen zu lassen, dann arbeite ich mit Festbrennweiten mit möglichst grosser Lichtstärke. Hier hat sich das 35 mm 1.4 als mein Lieblingsobjektiv herauskristallisiert. Zusätzlich kommen auch immer wieder Spezialobjektive zum Einsatz. Für Architektur das PC 24 mm, für wissenschaftliche Themen das Makro 105 mm oder bei Interviews das 200 mm mit seiner enormen Leistung von Blende 2 und seiner wunderschönen Schärfenuntiefe. Grossartig und inspirierend ist auch das 105 mm, 1.4.
MANUEL BAUERS FOTO-TIPPS
Intuition
Hab die Technik so im Griff, dass du dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst. Entwickle ein Gefühl für den Ort und die Geschichte und drücke dies in den Bildern aus. Lass dich vom Bauchgefühl leiten und vertraue darauf.
Mitmenschen
Das Wichtigste ist Respekt und Empathie. Mir ist es oft unwohl, fremde Menschen zu fotografieren. Ich will nicht stören. Deshalb habe ich die Kamera auch immer schon draussen. So ist von Anfang an klar, dass da eine Kamera ist. Immer sollte das Einverständnis eingeholt werden. Das passiert sehr oft auch nonverbal. Man schaut sich in die Augen, signalisiert seine Absicht, baut eine Beziehung auf. Und wenn da ein Nein kommt, dann respektiere ich das. Manchmal braucht es auch erst einige Zeit und Vertrauensbildung, bevor ich mit dem Fotografieren beginne. Bei einer längeren Zusammenarbeit werden die Spielregeln zuvor klar besprochen und definiert. Bei aller Zurückhaltung sollten wir nicht vergessen, dass das Fotografiert-Werden auch eine Wertschätzung ist, wenn es auf echtem Interesse am anderen Menschen basiert. Schliesslich sind wir Beziehungswesen. Wir freuen uns, miteinander in Kontakt zu treten.
Bildaussage
Das Wichtigste ist die Bildaussage. Ein Bild sollte Empathie auslösen, Gefühle ansprechen oder Fragen aufwerfen. Ein Bild darf aber auch nur schön sein, wenn einen diese Schönheit berührt. Meist sind es die menschlichen Werte, die überzeugen.
Technik
Die Technik ist für mich Mittel zum Zweck. Wenn wir in unserem Bildgedächtnis wühlen, sind es oft Fotografien, die uns wichtig sind. Aber häufig sind es gar nicht technisch perfekte Bilder, die uns berühren. Die technische Qualität ist da zweitrangig. Natürlich kann ein Bild auch dank seiner technischen Brillanz überzeugen. Aber man sollte da sehr offen sein. Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass gerade in unserer technisch hochstehenden Zeit Betrachter auch auf Bilder mit leichten Unschärfen sehr gut reagieren. Mein Lehrmeister hat gesagt: «Jedes Kunstwerk braucht einen Fehler».
Zubehör
Meine Kamera ist immer draussen und wie ich allen Bedingungen ausgesetzt. Wenn es mal ganz harsch wird, habe ich einen ganz dünnen Packsack dabei, mit dem ich sie bei Starkregen oder bei einer staubigen Fahrt schützen kann. Wenn ich nicht fotografiere, wird sie in einem Fotorucksack sicher verstaut. Für die Datensicherheit habe ich immer genug Speicherkarten für eine ganze Reise mit dabei – ein sehr sicheres und platzsparendes Medium. Wenn möglich, mache ich davon Sicherheitskopien auf dem Laptop und externen Festplatten. Die Speicherkarten lösche ich erst, wenn alle Bilder im Atelier auf meinem Rechner sind und ich ein Backup gemacht habe. Die Rohdaten lege ich immer nach Tagen geordnet ab. So finde ich mithilfe von Reisenotizen oder der Agenda Bilder auch ohne Bildprogramme wieder.
EIN PAAR FRAGEN AN MANUEL BAUER
Was ist das Besondere an deiner Fotografie? Was möchtest du mit ihr bewirken, zeigen oder ausdrücken?
Ich denke, dass ich eine gewisse Begabung habe, die rechte und linke Hirnhälfte sehr schnell zu vernetzen. Oft gelingt es mir, innert Sekundenbruchteilen zwischen Ratio und Intuition hin und her zu wechseln. Es gilt, auf der einen Seite die Faktenlage, Strategie, Logistik, Technik im Griff zu haben und auf der anderen Seite ganz durchlässig für Stimmungen zu sein und sich im Moment der Aufnahme der Intuition anzuvertrauen. Manchmal gelingt mir das Magische. Das ist dann, wenn eine Fotografie zu leben beginnt und die Betrachter das Gefühl haben, wirklich am Geschehen teil zu haben.
Was ist deine Leidenschaft? Wofür „brennst“ du?
Ich versuche, mit meinem Leben einen positiven Beitrag an unseren Planeten und unser Zusammenleben zu leisten. Die Fotografie ist mein Medium dazu.
Was schätzt du an deinem Nikon-Equipment am meisten? Was ist dir bei deiner Ausrüstung besonders wichtig?
Zuverlässigkeit ist das Wichtigste. Nach 35 Jahren mit Nikon weiss ich, dass ich mich darauf verlassen kann. Oft ist es ein sehr grosser Aufwand, überhaupt bis zum Sujet zu kommen. Jahrelange Recherchen, monatelange Vorbereitungen, tagelange Anreisen – da muss die Kamera dann schon funktionieren. Weiter schätze ich den Support von Nikon. Was will man mehr?
Was schätzt du an der Fotografie? Wieso liebst du deine Arbeit?
Mich fasziniert, dass die Fotografie auch unsichtbare Dinge zu vermitteln vermag. Rein technisch gesehen, ist es ein Medium, das bloss das Licht und die Reflektionen abbilden kann. Dennoch gibt es den Blick tief unter diese Oberfläche frei. Es löst Emotionen aus und erzählt Geschichten, die wir nicht sehen können. Hinzu kommt, dass die Fotografie mir hilft, meine Neugierde zu stillen und über unser Dasein und die Welt zu lernen.
Was wünschst du dir für die Zukunft? Was möchtest du fotografisch noch unbedingt umsetzen oder erreichen?
Ich habe immer einige Projekte im Kopf, aber welches sich dann durchsetzt, hängt von vielen Faktoren ab. Ein reiner Kopfentscheid ist das nie. Es müssen viele Faktoren zusammentreffen und die Zeit für ein Projekt muss auch reif sein. Aktuell hoffe ich, das Filmen auf hohem Niveau hinzukriegen und in zwei, drei Jahren einen erfolgreichen Film abzuliefern. Die Z 6 ist mir da ein unersetzlicher Begleiter.